Speerwerfer Johannes Vetter liegt nach einem Wurf am Boden (Foto: IMAGO, IMAGO / Beautiful Sports)

Speerwurfmeeting Offenburg

Speerwerfer Vetter nach Schulterverletzung: "Weg zurück extrem hart"

Stand
AUTOR/IN
Marcel Fehr
ONLINEFASSUNG
mai
REDAKTEUR/IN
SID

Die WM verpasst, Olympia im Blick: Ex-Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter will sich allmählich in die Weltspitze zurückkämpfen. Eine wichtige Station ist das Speerwurfmeeting in Offenburg.

Johannes Vetter hat am Sonntag die kürzeste Anreise zum Speerwurfmeeting in Offenburg (Sonntag, ab 12:45 Uhr im SWR-Livestream). In nur wenigen Minuten ist der ehemalige Weltmeister, der seit 2014 in Offenburg lebt, an der Wettkampfstätte, dem ETSV Stadion. Zum 7. Mal trifft sich dort die Weltelite im Speerwerfen. Für viele, wie für Europameister Julian Weber (USC Mainz) ist das Meeting ein wichtiger Test für die Leichtathletik-WM in Budapest (19.-27. August). Weber, einziger deutscher Speerwerfer bei der WM, ist in guter Form und deshalb auch Favorit in Offenburg.

Vetter verpasst WM-Norm deutlich

Davon ist Johannes Vetter nach einer schweren Schulterverletzung noch ein gutes Stück weit entfernt. "Der Weg zurück ist aktuell extrem hart und wird auch zu den Olympischen Spielen in Paris hart werden", sagte der Weltmeister von 2017 kürzlich im Interview mit dem Deutschen Leichtathletik Verband (DLV). Zuvor hatte der 30-Jährige bei den True Athletes Classics in Leverkusen erstmals seit 14 Monaten wieder die 80-Meter-Marke übertroffen, die WM-Norm für Budapest aber deutlich verpasst.

Vetter: "Konnte nicht mal einen Stein ins Wasser werfen"

"Der Gesamtkörper jammert natürlich, weil die Wettkampf-Belastung so groß war. Es fehlen schlicht und einfach seit anderthalb Jahren die harten Reize und Belastungen", sagte Vetter nach seinem Wurf auf 80,82 Meter. Bis vor wenigen Wochen konnte Vetter, der mit 97,76 Metern aus dem Jahr 2020 den deutschen Rekord hält, vor Schmerzen "nicht einmal einen Stein intuitiv ins Wasser werfen". Und das, obwohl "die MRT-Bilder der Schulter alle gut aussehen".

Eine genaue Diagnose gibt es nicht, zahlreiche "Therapien und Spritzen haben nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass die vordere Kapsel des Schultergelenks verdickt ist", sagte Vetter.

Johannes Vetter: "2024 geht es wieder in die Vollen"

In Leverkusen fehlte die Weite, aber immerhin konnte Vetter den Wettkampf "mit sechs vollen Würfen durchziehen, ohne das Gefühl zu haben, dass danach eine Behandlung nötig ist". Nach dem Meeting in Offenburg sind weitere Wettkämpfe geplant. "Es geht darum, mit einem guten Gefühl die Olympia-Vorbereitung für Paris zu beginnen. Ich traue mir durchaus Würfe um die 85 Meter noch in diesem Jahr zu. 2024 geht es wieder in die Vollen."

Es klemmt im deutschen Speerwurf

Vetter ist jedoch nicht der einzige deutsche Speerwerfer, der derzeit Probleme mit seiner Leistung hat. Auch der Olympiasieger von 2016 Thomas Röhler kämpft seit mehreren Jahren um den Anschluss an die Weltelite. Der 30-Jährige aus Jena bestreitet zwar regelmäßig Wettkämpfe, wirft meist aber fast 20 Meter kürzer, als zu seinen besten Zeiten.

Speerwefer Andreas Hofmann  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, ChaivonderLaage / Gladys Chai von der Laage)
Andreas Hofmann riss sich im Juni ein Kreuzband und fällt für einen längeren Zeitraum aus. Der Speerwerfer von der MTG Mannheim verpasste aufgrund von Verletzungsproblemen bereits die Olympischen Spiele 2021 und schied wegen Rückenproblemen bei der WM in Eugene vorzeitig aus. Bild in Detailansicht öffnen
Olympiasieger Thomas Röhler wirft seit Jahren seiner Form hinterher. Mehrere Verletzungsprobleme warfen den 31-Jährigen aus Jena immer wieder zurück. Bild in Detailansicht öffnen
Johannes Vetter kämpft sich nach einer Schulter-OP wieder zurück in die Speerwurf-Weltspitze. Aktuell hat er mit anhaltenden Schmerzen in der Schulter zu kämpfen. Bild in Detailansicht öffnen
Julian Weber ist in Topform. Der Mainzer ist in der Weltspitze angekommen und möchte bei der Leichtathletik-WM in Budapest eine Medaille gewinnen. Bild in Detailansicht öffnen

Der frühere Vize-Europameister Andreas Hofmann hatte sich im Juni das Kreuzband gerissen, fällt erstmal für einen längeren Zeitraum aus. Es klemmt im deutschen Speerwurf; lediglich Julian Weber kann im Moment auf Weltklasse-Niveau mithalten.

WM-Absage als Chance

Johannes Vetter hat die zweit- und drittgrößten Weiten in der Geschichte des Speerwurfs erzielt. Ein Name, der bei der Konkurrenz für Gänsehaut sorgt. Nach seinen Verletzungsproblemen kämpft der Offenburger jetzt um Normen und Weiten, an die er in der Vergangenheit keinen Gedanken verschwenden musste.

Seine Leistungen werden besser, aber für einen Wettkampf auf der ganz großen Bühne reicht sein Niveau noch nicht aus. Die Gefahr: Nach Rekorden und Titeln landet Vetters Name weit unten in den internationalen Ergebnislisten. Das entspricht nicht seinem Anspruch.

Vetter ist akribisch und emotional

Vetter betreibt seinen Sport akribisch, perfektionistisch und mit ganzem Einsatz: Wenn es nicht nach Plan läuft, können die Emotionen auch mal überkochen. Löcher in den Wänden der Trainingshalle bestätigen Vetters Temperament. Wenn er etwas macht, dann macht er es richtig.

Ohne WM-Druck kann sich Vetter in Ruhe auf die Olympischen Spiele in Paris vorbereiten, seiner Schulter die nötige Ruhe geben, um dann wieder anzuknüpfen: An die absolute Weltspitze.

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