Die deutschen Handballer müssen bei der bevorstehenden EM im Januar aller Voraussicht nach ohne Youngster Juri Knorr auskommen. Das Turnier in der Slowakei und in Ungarn (13. bis 30. Januar) soll nach aktuellem Stand unter 2G-Plus-Bedingungen stattfinden, der 21 Jahre alte Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen ist jedoch nicht gegen das Coronavirus geimpft und gilt bei Turnier-Start auch nicht mehr als genesen.
"Dieser Regel werde ich mich leider beugen müssen", sagte Knorr dem Mannheimer Morgen: "Ich bedaure das sehr." Der Rückraumspieler hatte sich im November 2020 mit Corona infiziert und über starke Symptome geklagt, der Status als "Genesener" endet aber offiziell nach sechs Monaten.
DHB: Knorr wird "bei der EM keine Rolle spielen"
Der Deutsche Handballbund (DHB) hat bereits Konsequenzen gezogen: "Wo jetzt alle Bescheid wissen, können wir uns dazu bekennen, dass Juri bei der EM keine Rolle spielen wird. Jetzt können wir auf dieser Grundlage unsere Personalplanungen vorantreiben", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer der Deutschen Presse-Agentur.
Knorr setzt auf eigenes Immunsystem und Antikörper-Screening
Juri Knorr, Sohn des langjährigen Nationalspielers Thomas Knorr, gilt mit Blick auf die Heim-Turniere 2024 (EM) und 2027 (WM) als einer der Hoffnungsträger des deutschen Handballs. Der gebürtige Flensburger gehört zum 35-köpfigen Spielerpool, aus dem Bundestrainer Alfred Gislason Anfang der kommenden Woche sein EM-Aufgebot formiert. Knorr vertraut auf seinen natürlichen Immunschutz. Seit seiner Genesung lässt er regelmäßig seine Antikörper und seine COVID-19-spezifische T-Zell-Antwort (T-Zellen zerstören virusbefallene Zellen und unterstützen die Bildung von Antikörpern) bestimmen. "Ich vertraue diesen medizinisch bestätigten Ergebnissen in Bezug auf meine natürliche Immunität über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus", sagte Knorr.
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Knorr will Corona-Impfung nicht ausschließen
Wie lange er sich darauf verlassen kann, ist offen, gibt es dazu doch bisher keine fundierten Forschungsergebnisse. Knorr weiß das. "Auch ich befasse mich mit dem Thema Impfung und bin mir bewusst, dass, sobald ich meine momentan medizinisch belegte natürliche Immunität verlieren sollte, ich mich noch intensiver mit einer möglichen Impfung beschäftigen muss", so Knorr: "Ich werde auch zu diesem Zeitpunkt möglichst viele der dann aktuellen Erkenntnisse und Studien in meine Entscheidung einfließen lassen. Oberste Priorität werden dabei auch weiterhin meine eigene Gesundheit und der Schutz meiner Mitmenschen haben."
Knorr hatte Corona mit schwerem Verlauf
Mit Querdenkern und Verschwörungstheoretikern will Knorr jedoch nichts zu tun haben. "Ich bin kein Corona-Leugner", sagte er: "Mich hat es selbst schwerer erwischt als andere in meinem Alter. Deswegen nehme ich diese Krankheit ernst." Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann betonte, "sensibel" und "mit der gebotenen Umsicht" mit dem Thema umzugehen. Der Klub habe jedoch "weder die Absicht noch die Handhabe, irgendeine(n) unserer Angestellten zu einer Corona-Schutz-Impfung zu drängen", wie Kettemann klarstellte. In einer Mitteilung verwiesen die Löwen auf ihr strenges Test-Regime, "welchem sich selbstverständlich auch Juri Knorr lückenlos unterordnet".