Kopfschüttelnd schaut Handball-Spieler Julius Meyer-Siebert auf das Spielfeld der Ludwigshafener Heinrich-Ries-Halle. Dort trainieren sechs junge Männer Volleyball. Sie tragen Masken, während sie nach dem Ball hechten. „Das wäre bei uns Handballern undenkbar“, sagt der neue Rückraumspieler des Zweitligisten Eulen Ludwigshafen. „Bevor das passiert, wird der Handballsport eingestellt“.
Jeden zweiten Tag getestet
Julius Meyer-Siebert fühlt sich auch ohne Maske auf dem Handball-Spielfeld sicher, obwohl er dort engsten Körperkontakt hat mit Männern, die er nie zuvor gesehen hat. „Wir werden jeden zweiten Tag getestet, und ich bin dreimal gegen Corona geimpft.“ Anstecken könnte man sich auch im alltäglichen Leben, sagt er 21-Jährige, der am 9. Januar aus Leipzig nach Ludwigshafen kam und in der Rückrunde die Handball-Eulen verstärken soll.

Fünf Infektionen bei Eulen seit Beginn der Pandemie
Die Corona-Bilanz der Eulen kann sich sehen lassen, das Sicherheitskonzept geht bisher auf: Seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren gab es im Team nur fünf Corona-Fälle.
„Die Spieler sind angehalten, sich diszipliniert zu verhalten. Und das tun sie auch“
Hohe Verluste durch Spiele ohne Zuschauer
Die wirtschaftliche Bilanz des Handball-Zweitligisten ist dagegen schwierig. Im März 2020 wurde die Bundesliga-Saison abgebrochen. Die folgende Spielzeit fand fast komplett ohne Zuschauer statt. Die aktuelle Saison begann zwar vielversprechend: Zunächst 500, dann 800, später sogar 2.000 Zuschauer durften zu den Heimspielen kommen. Doch dann, am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Begegnung gegen Emsdetten, hieß es erneut: Die Zuschauer müssen draußen bleiben! „Und so wird es wohl auch bei den ersten beiden Heimspiele der Rückrunde am 6. und 9. Februar sein“, befürchtet Eulen-Sprecher Horst Konzok.
Treue Sponsoren halten Betrieb aufrecht
Den Eulen fehlen viele tausend Euro Eintrittsgelder. „Der Bund hat zwar einen Ausgleich gezahlt. Das war hilfreich“, räumt Konzok ein, „der Verlust wurde aber nur teilweise gedeckt“. Zum Glück hätten die Eulen sehr treue Sponsoren, berichtet der Pressesprecher. Anfang 2021 kamen trotz Corona-Krise neue hinzu. Diese Partner sorgten dafür, dass der Betrieb beim Zweitligisten weitergehen kann. Aber auch die Spieler trugen dazu bei.
„Als 2020 die Saison abgebrochen wurde, verzichtete die Mannschaft auf ihr Gehalt“
Geschäftsstelle hat 7-Tage-Woche
Dass noch Handball gespielt werden kann, ist aber vor allem den drei hauptamtlichen Mitarbeitern und den zwei Praktikanten in der Geschäftsstelle zu verdanken. „Die haben seit zwei Jahren eine 7-Tage-Arbeitswoche“, erzählt Horst Konzok. „Geschäftsführerin Lisa Heßler, kommt auf 70 bis 80 Arbeitsstunden in der Woche.“ Quasi rund um die Uhr müsste Kontakt gehalten werden zu Sponsoren und Dauerkarten-Besitzern. Es müssten die sich ständig ändernden Vorgaben der Politik umgesetzt und den Beteiligten mitgeteilt werden. Eine Arbeit, die viel Kraft koste und an die Substanz gehe. „Das kann nicht ewig so gehen. Das ist dauerhaft nicht auszuhalten“, klagt Eulen-Sprecher Horst Konzok in der dritten Handball-Saison, in der die Pandemie alles durcheinander wirbelt und allen Beteiligten viel abverlangt.