Max Haider, Kapitän der Eulen Ludwigshafen, freut sich, dass er jetzt befreiter durchs Leben gehen kann. Er wurde, anders als viele Fußballprofis, negativ auf Hodenkrebs untersucht. Timo Baumgartl von Union Berlin, Sébastien Haller von Borussia Dortmund, Marco Richter und Jean-Paul Boëtius von Hertha BSC - sie alle haben oder hatten Hodenkrebs. Eine Krankheit, die vor allem dann gefährlich wird, wenn man sie nicht erkennt und die für viele ein Tabuthema ist: eine tödliche Kombination. Höchste Zeit, dass die Krankheit in den gesellschaftlichen Fokus gerückt wird, dachten sich die Eulen Ludwigshafen. Die Handballer der TSG Friesenheim rufen zur Vorsorge auf und gingen den wichtigen ersten Schritt.
Dabei hatten sie fachliche Unterstützung: Die Urologen Dimitrios Bakolas und Mustafa Degirmenci eröffneten am 15. September für einen Tag eine Mini-Praxis direkt in der Günter-Braun-Halle der TSG Friesenheim. Sie selbst waren es, die auf die Eulen Ludwigshafen zukamen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Ihr Apell: "Geht zur Vorsorgeuntersuchung."
Wer früh dran ist, wird geheilt
Denn die ist extrem wichtig, um wieder gesund zu werden. Frühzeitig erkannter Hodenkrebs kann in mehr als 95 Prozent der Fälle geheilt werden. Bakolas rät, den Hoden alle zwei, drei Monate, zum Beispiel in der Dusche, abzutasten. Alles, was prall, weich oder elastisch ist, sei in Ordnung, doch bei Verhärtungen sollte man schnellstmöglich den Facharzt aufsuchen. Besonders Personen, deren Angehörige bereits Krebs hatten, empfiehlt er, aufmerksam zu bleiben. Denn das Krebsrisiko ist mitunter vererbbar.
Die Untersuchung selbst sei zwar schambehaftet, doch an sich harmlos, meint Bakolas: Der Hoden wird kurz abgetastet und bei Bedarf wird ein Ultraschall gemacht. Das ist alles. Danach sind alle eventuellen Verhärtungen bestimmt. Das schafft Sicherheit - sowohl bei Betroffenen, als auch bei Gesunden.
Eine Leistungssportler-Krankheit?
Bei den vielen bekannten Fußballprofis, die mit der Erkrankung an die Öffentlichkeit gegangen sind, könnte man meinen, dass Leistungssportler ein höheres Erkrankungsrisiko haben. Dimitrios Bakolas widerspricht: Es liege viel mehr am Alter der Sportler. Hodenkrebs trete, im Vergleich zu anderen Karzinomen, recht früh auf. Die meisten Patienten seien zwischen 25 und 40 Jahre alt, wenn bei ihnen die Krankheit festgestellt wird. Ein Altersabschnitt in dem sich viele aktive Sportler befinden. Die öffentliche Wahrnehmung, dass besonders Profisportler davon betroffen sind, liegt an ihrem medienwirksamen Umgang mit der Erkrankung.
Die Profis der Eulen Ludwigshafen nahmen das Angebot der Ärzte dankend an. Für sie waren die Hürden vor der Facharztpraxis besonders niedrig. Max Haider hofft, dass mit dieser Aktion einigen Männern die Angst vor dem Arztbesuch genommen werden kann. Die Scham zu überwinden, die der Gedanke an eine Kontrolle des Intimbereichs bei vielen auslöst, könnte Leben retten. So einer kleinen Untersuchung, die so viel Sicherheit gibt, sollte jegliche Hemmschwelle genommen werden, findet Haider.