Sieghörtner im Bundesligakader der Tigers Tübingen
Die große Leidenschaft von Felix Sieghörtner ist der Basketball-Sport. Seit seinem siebten Lebensjahr spielt er im Verein und durchläuft sämtliche Jugendmannschaften der Tigers Tübingen. Dabei hat er großen Erfolg. Mit 18 Jahren punktet er in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga so gut, dass ihn die Tigers in den Profikader berufen. Zu einem Bundesligaeinsatz bei den Profis kommt er jedoch nie. Mehrere Fußverletzungen verhindern die Profikarriere Sieghörtners und zwingen ihn letztendlich, seine Baskeballschuhe an den Nagel zu hängen.

Mehr als nur ein Kneipenvergnügen
Komplett mit Sport aufzuhören, kommt für Sieghörner jedoch nie in Frage. Auf YouTube entdeckt er zufällig Armwrestling-Videos und ist sofort begeistert. Er sucht nach Trainingspartnern in seiner Umgebung und schließt sich dem Verein Baden Bisons an. Längst nicht alle in Sieghörtners Umfeld sind so begeistert von der Sportart wie er. Viele seiner Freunde, die zum ersten Mal von Armwrestling hören, belächeln den Sport. Sie assoziieren diesen mit Armdrücken auf dem Pausenhof in der Schule. Damit haben sie auch nicht ganz Unrecht.
Armwrestling stammt ursprünglich vom klassischen Armdrücken ab, unterscheidet sich mittlerweile aber deutlich von dem Kneipenvergnügen. Sieghörtner vergleicht Armwrestling lieber mit der Sportart Ringen. Armwrestling ist nämlich ein Ganzkörpersport. Die Kontrahenten stehen an einem genormten Wettkampftisch und drücken mit ihrem kompletten Gewicht auf den Arm des Gegners ein. Wer sein Gegenüber zuerst mit dem Handrücken in ein Polster auf dem Tisch zwingt, gewinnt. "Eigentlich eine ganz dynamische Sache", erklärt Sieghörtner schmunzelnd.
90 Prozent der Armwrestling-Matches sind nach einer Sekunde entschieden
Als Wettkampfsport folgt Armwrestling klaren Regeln und auch auf die richtige Taktik kommt es an. Einen großen Teil des Kampfes machen für Sieghörtner bereits die zwei Minuten vor dem Startkommando des Schiedsrichters aus. Hier versuchen die Kontrahenten, sich durch einen optimalen Startgriff einen entscheiden Vorteil für den Wettkampf zu sichern. Vor allem bei ähnlich starken Gegnern ist dieser Startgriff mit entscheidend für den Ausgang des Duells. Der eigentliche Wettkampf startet nach dem "Go" des Unparteiischen und ist laut Sieghörtner in 90 Prozent der Fälle nach nur einer Sekunde entschieden. Nur wenn die zwei Kontrahenten fast exakt gleichstark sind, gibt es längere Duelle von bis zu 40 Sekunden.
"Mein Ziel ist es, dass ich langfristig in der Deutschen Profiklasse ein Kandidat für eine Top-Platzierung bin."
Erste Deutsche Meisterschaft mit den Baden Bisons
Felix Sieghörtner, der seit anderhalb Jahren aktiv Armwrestling betreibt, nahm am Samstag an seiner ersten Deutschen Meisterschaft teil. In Pirmasens, bei Saarbrücken, trat er bei den Newcomern in der offenen Gewichtsklasse (über 100 Kilo) an und sicherte sich direkt den Titel. Nur bei ihrer ersten Teilnahme ist es den Armwrestlern erlaubt, in der Kategorie "Newcomer" zu starten.
Für dieses große Ziel hat der Tübinger hart trainiert. Vier bis fünf Mal pro Woche stählt er seine Muskeln im Fitnessstudio und einmal pro Woche trifft er sich zum Tischtraining mit anderen Armwrestlern. Dieses Training beansprucht die Sehnen und Bänder so sehr, dass eine Woche Regeneration für Neulinge zwingend erforderlich ist. Selbst erfahrene Armwrestler, die seit vielen Jahren dabei sind, brauchen noch mindestens zwei Tage, um sich zwischen den Trainingseinheiten am Wettkampftisch zu erholen.
Mit Ehrgeiz zum erfolgreichen Armwrestler
Auch für den weiteren Verlauf seiner noch jungen Armwrestling-Karriere zeigt sich Sieghörtner ehrgeizig: "Mein Ziel ist es, dass ich langfristig in der Deutschen Profiklasse ein Kandidat für eine Top-Platzierung bin." Dieses Ziel hält Sieghörtner für realistisch. Mit seinen 26 Jahren ist es in vielen anderen Sportarten schwer bis unmöglich, noch auf nationales Top-Niveau zu kommen, doch im Armwrestling sei das realistisch. "Auch erfahrene Routiniers im Alter von 50 Jahren können noch richtig starke Armwrestler mit Mitte 20 schlagen", so Sieghörtner.
Die Sportart hauptberuflich zu betreiben, sei für den Tübinger, der gerade seinen Masterabschluss in Informatik macht, jedoch keine Option. Es gebe nicht mehr als fünf Armwrestler weltweit, die die Sportart hauptberuflich betreiben. "Die Sportart ist noch zu unpopulär", erzählt Sieghörtner. Für ihn wäre es vorstellbar, sich durch Verträge mit Herstellern von Sportartikeln oder Nahrungsergänzungsmitteln zumindest teilweise zu professionalisieren. Unabhängig davon wirkt Sieghörtner schon jetzt sehr zufrieden. Das ehemalige Tübinger Basketballtalent scheint im Armwrestling wohl eine neue sportliche Leidenschaft gefunden zu haben.