"Es macht uns stolz, dass wir in dieser Zeit als kleiner Verein ergebnistechnisch so gut dastehen, dass unsere Anhänger und die Leute in der Region stolz auf uns sein können."
Wenn das mal kein Lauf ist: Der Sieg gegen Ulm war saisonübergreifend bereits der zwölfte Heimsieg in Folge für die Crailsheimer. Damit blieb das Team von Trainer Tuomas Iisalo 2020 in eigener Halle ungeschlagen. Dieser Lauf, ist aber keinesfalls auf irgendwelche Zaubertricks zurückzuführen:
"Viele kleine Sachen, auf und abseits des Feldes, funktionieren gut. Momentan ist einfach das Momentum da", erklärt Geschäftsführer Martin Romig gegenüber SWR Sport. Dem überschaubaren Budget stünden u.a. Ruhe im Umfeld, ein funktionierendes Trainer-Team und eine gelungene Kaderauswahl gegenüber.

Ex-Profi Konrad Wysocki hat bis 2019 vier Jahre für die Merlins gespielt. Der 38-Jährige kommt geradezu ins Schwärmen, wenn er über das aktuelle Team spricht: "Der Ball läuft extrem gut. Das ist schöner schneller Basketball. Die Bausteine passen einfach - auch charakterlich."
Kontinuität und Nachhaltigkeit
Der 53-jährige Romig und einige Mitstreiter haben die Basketball-Abteilung des TSV Crailsheim 1986 aus einer Schul-AG heraus gegründet. Kontinuität und Nachhaltigkeit sind die Zauberwörter, mit denen sich am ehesten die die Erfolgsgeschichte der Merlins beschreiben lässt. "Da ist bei mir natürlich eine brutale Bindung da; Wenn man diesen Weg von der Kreisliga B bis nach ganz oben mitgemacht hat."

Die Fluktuation auf den wichtigen Positionen ist verschwindend gering. Trainer Tuomas Iisalo ist in seiner fünften Saison. Sein Vorgänger Ingo Enskat wirkt seit 16 Jahren im Verein. Aktuell in der Funktion als Sportlicher Leiter. "Wir suchen auf den Entscheider-Ebenen eine Kontinuität wie bei einem guten Mittelständler, der für sein Familienunternehmen mit Haut und Haaren drinhängt." Genau so kannte auch Ex-Nationalspieler Konrad Wysocki diesen Verein: "Crailsheim war keine große Adresse - mitten in der Pampa. Aber es ist ein extrem familiärer Club. Die Leute im Verein und in der Stadt leben diesen Verein."
Demut und Bescheidenheit
Martin Romig weiß wie kein Zweiter, woher die HAKRO Merlins Crailsheim kommen, und - vielleicht noch wichtiger - wer sie sein wollen: "Vom Spirit her sind wir ein kleiner Bundesligist mit einer großen Power und wir stellen uns jeder Herausforderung." Das erinnert ein bisschen an das Credo des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg: Bundesliga spielen ist schon schön, muss aber nicht auf Teufel komm' raus sein. Für Romig dreht es sich darum, "aus den Gegebenheiten das Maximale raus zu holen und nicht zu sagen, jetzt sind wir Zweiter, nun geht's nur noch um die Deutsche Meisterschaft. Da würden wir uns ja selbst kannibalisieren."
Zukunft und Heimspielstätte
Nach wie vor brennt Martin Romig für seine Merlins. Ein Ende dieser Erfolgsgemeinschaft ist nicht absehbar. Er hat einen klaren Plan, wie der Verein sich realistisch weiterentwickeln soll: "Ich möchte wie die genossenschaftliche Bank arbeiten. Wenn wir jedes Jahr zwei oder drei Prozent zulegen, dann ist das eine kontinuierliche Steigerung." Parallel wird am Konzept einer neuen Heimspielstätte gearbeitet. Momentan spielen die HAKRO Merlins Crailsheim in der Arena Hohenlohe. Die Stimmung ist außergewöhnlich, die Halle mit einem Fassungsvermögen von rund 3.000 Zuschauern leider zu klein. Die Planungen für eine neue Heimat laufen, sie wurden allerdings von der Corona-Pandemie ausgebremst. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.