Anfang August startet der VfB Stuttgart nach dem Klassenerhalt in die neue Bundesliga-Saison. Bad Cannstatt wird wieder zur Fußball-Hochburg. Doch der VfB hat auch noch eine andere Abteilung, die in den letzten Jahren gewachsen ist: Faustball.
Faustball wird oft mit Volleyball verglichen. Eine gewisse Verwandschaft ist auch vorhanden, dennoch gibt es große Unterschiede. Das Feld ist wesentlich größer, der Ball darf aufspringen und es darf nur mit einem Arm gespielt werden. Wie der Name schon sagt, muss die Hand beim Spielen zu einer Faust geschlossen sein. "Faustball ist laufintensiver als Volleyball, aber sieht von außen langsamer aus und ist es von den Ballwechseln auch", so Vorstand Bernhard Rössle im Gespräch mit SWR Sport.
Trainiert wird in einer bunten Mannschaft
Beim VfB trainiert eine bunt gemischte Truppe gemeinsam. Was in anderen Sportarten undenkbar wäre, ist beim VfB-Faustball ganz normal. Auf dem Platz stehen Spielerinnen und Spieler zwischen 14 und 73. Männer und Frauen trainieren zusammen.
Das Training gestaltet sich aus Aufwärmen, Einspielen und vor allem: Spaß. Für Spielerin Ronja ist es besonders reinzvoll, mit Älteren zu spielen: "Man unterschätzt die Älteren gerne mal, aber die spielen teilweise seit 40 Jahren und haben dadurch eine ziemliche Praxis und Sicherheit." Auch wenn gemeinsam trainiert wird, die Spiele finden in unterschiedlichen Ligen statt, getrennt nach Alter beziehungsweise Geschlecht.

Jugendarbeit ist über die Jahre gewachsen
Vor zehn Jahren gab es noch keine Jugendarbeit, und die Abteilung war schon fast ausgestorben. Mittlerweile aber gibt es eine aktive Jugendmannschaft und eine Reserve. Mit der U12 fangen sie spielerisch an, um die Kinder langsam an den Ball zu gewöhnen. "Wir hoffen, dass wir noch mehr Jugendspieler und auch kleinere Kinder dazubekommen können", so die Trainerinnen Ronja und Lea. Doch die Faustballerinnen wissen auch, dass das Angebot für die Jugend so vielfältig ist, dass Jugendliche sich nicht für Faustball entscheiden.
VfB: Vorteil oder Nachteil?
Die Faustballer sehen sich selbst als richtige VfBler, auch wenn sie nicht in Bad Cannstatt, sondern in Stuttgart-Rohr trainieren. Bei 75.000 Vereinsmitgliedern, von denen die meisten wegen des Fußballs dabei sind, stehen die Faustballer oft im Schatten. In der Vereinsführung habe sich aber einiges getan, sagen sie. "Wertschätzung ist da, das war vielleicht nicht immer so, aber wird jetzt besser", betont Rössle. Die Vorteile, Teil des VfB Stuttgart zu sein, überwiegen. Sie bekommen einen Bus und Trikots gestellt und haben auch sonst viele Möglichkeiten. Der Nachteil: Die VfBler begegnen an den Spieltagen oft hohen Erwartungen und auch Neid.
Ganz allgemein ist die Entwicklung der Sportart Faustball überschaubar. Sie hängt viel von Einzelpersonen ab, die an die Schulen gehen und Werbung für ihren Sport machen. Beim VfB Stuttgart wollen wie in den kommenden Jahren mehrere Jugendmannschaften etablieren. Den Spielerinnen ist vor allem wichtig, dass der Sport populärer wird: "Es wäre schön, wenn wir Faustball nicht immer erklären müssten, wenn uns jemand fragt, was wir machen."