Am 3. September startet der Karlsruher SC in die neue Bundesliga-Saison. Doch während die Fußballer als Aushängeschild des Vereins von einer Bundesligarückkehr nur träumen können, greifen sie ganz oben an: die Dartspieler des KSC.
Seit der Gründung 2017 ist das Team jedes Jahr aufgestiegen, kämpfte sich mit einem Startbudget von null Euro über die Bezirks-, Ober-, und Baden-Württemberg-Liga bis in die Bundesliga. Dort will die Mannschaft um Gründer und Kapitän Florian Flickinger weiter voll angreifen: "Der deutsche Meistertitel würde natürlich super aussehen", sagt der 40-Jährige lachend im Gespräch mit SWR Sport.
Der KSC will die Bundesliga aufmischen
Was für einen Aufsteiger beim ersten Hinhören überambitioniert klingt, ist in der Tat nicht unmöglich. Nominell ist die Mannschaft herausragend aufgestellt und könnte für einen Traumeinstand in der Bundesliga sorgen. Aber auf Namen kommt es im Darts nicht an. Das weiß auch Flickinger, der seit 27 Jahren im Dartssport aktiv ist: "Du musst im Kopf klar sein, ihn am besten ausschalten und ohne zu denken rausgehen".
Flickinger kennt den Druck im Dartsalltag, wo Millimeter über Sieg oder Niederlage entscheiden - und er kennt die Gegner. Insgesamt 18 Teams treten in der Bundesliga gegeneinander an. Vor allem mit Darmstadt und Rekordmeister Bremen sei zu rechnen. Die Konkurrenz ist stark, aber der KSC möchte sich nicht im Schatten anderer Vereine verstecken.
Darts hat beim KSC einen hohen Stellenwert
Das gilt auch vereinsintern. Natürlich gibt es in Karlsruhe den "König Fußball", der Woche für Woche Tausende von Fans ins Stadion zieht, doch auch der Dartssport hat beim Verein einen hohen Stellenwert. "Sowas habe ich in fast dreißig Jahren noch nie erlebt", betont Flickinger. Zwar finanziert sich die Abteilung komplett selbst, die KSC-Geschäftsleitung arbeitet aber eng mit dem Dartssektor zusammen. Der wiederum profitiert vom Namen und den Kontakten - vor allem bei der Sponsorensuche. "Wir sind wie eine Familie", merkt der Kapitän der Dartsmannschaft stolz an.
Damit hat sich der Verein eine besondere Situation geschaffen, denn Darts ist vor allem eines: teuer. Rund 5.000 Euro gibt ein Spieler auf Europa-Tour jährlich aus, für die Vereinskarriere kommen noch einmal etwa 2.000 Euro dazu. Die fallen beim Karlsruher SC durch das erfolgreiche Konzept weg. Das kommt auch bei den Sportlern gut an: Gibt es pro Bundesland etwa fünf bis sechs herausragende Spieler, vereint der KSC mit Spielern wie Robert Marijanovic, Dragutin Horvat oder Neuzugang Lukas Wenig nach eigenen Aussagen die doppelte Anzahl.

Ausruhen will sich in Karlsruhe aber niemand auf dem derzeitigen Erfolg. "Wir haben einen Vorsprung, den wollen wir beibehalten", sagt Florian Flickinger im Gespräch mit SWR Sport. Derzeit wird ein Nachwuchszentrum geplant, das übernächste Saison eröffnet werden soll. Der Aufwand in Karlsruhe lohnt sich. Mittlerweile stellt der KSC den größten Dartsverein Baden-Württembergs, ist sogar während der Pandemie weiter gewachsen.
"Darts ist mein Leben!"
Das liegt mitunter daran, dass Darts in Deutschland immer beliebter wird. Selbst die Fußballer des Sportclubs oder Präsident Holger Siegmund-Schultze schauen bei Ligaspielen vorbei. Flickinger sieht den Grund der steigenden Popularität vor allem in der Breite des Sports: "Beim Fußball weiß ich, wenn ich 90 Minuten laufen muss, falle ich um und brauche ein Sauerstoffzelt." Darts hingegen sei - unabhängig von körperlichen Voraussetzungen - ein Sport für Jedermann. Und so kommt es, dass das älteste Vereinsmitglied in Karlsruhe mit 75 Jahren fünfmal so alt ist wie das jüngste Vereinsmitglied.
Florian Flickinger rechnet auch in Zukunft mit weiterem Zuwachs - sowohl im Verein als auch in der Fangemeinde des Sports. "Wir sind noch lange nicht oben angekommen, aber wir sind auf einem guten Weg", bilanziert der 40-Jährige. Die Zahlen geben ihm recht.