Martin Amedick (Foto: SWR)

Fußball | Hintergrund

Martin Amedick: "Depression hat mit Druck nichts zu tun"

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Der frühere FCK-Profi Martin Amedick hält für die Robert-Enke-Stiftung Vorträge zum Thema "Seelische Gesundheit". SWR-Sport hat mit ihm darüber gesprochen.

Martin Amedick weiß, was es heißt, sich zu verstellen, eine Maske zu tragen. Nach außen hin war er einst der gefeierte Bundesliga-Profi, Kapitän des 1. FC Kaiserslautern. Innerlich kämpfte er mit seinen Depressionen. Auch der frühere Abwehrspieler befand sich in dem Dilemma, Leistung zeigen zu müssen und keine Schwächen zu zeigen, obwohl er krank war. Sein Weg führte zum Glück nicht in den Freitod wie bei Robert Enke, sondern er suchte sich Hilfe bei Therapeuten und konnte seine Depressionen überwinden.

Spieler suchen Hilfe außerhalb ihrer Klubs

Zehn Jahre nach dem Tod von Robert Enke hat sich zwar einiges getan, aber noch nicht genug. "Es gibt inzwischen ein Netzwerk an Hilfsangeboten. Zu meiner Zeit hat es keine Hotline gegeben, die einem weiterhilft. Inzwischen trauen sich auch große Sportstars, öffentlich über ihre Depressionen zu sprechen", sagt Martin Amedick. In der Fußball-Bundesliga ist der Sportpsychologe allerdings immer noch nicht die Regel - und das hat einen einfachen Grund. Nicht jeder Spieler ist bereit, vereinsintern gegenüber einem Psychologen über mentale Probleme zu sprechen, aus Angst, dies könnte im Verein bekannt werden und die weitere Karriere negativ beeinflussen.

Für Amedick ist die Rolle eines vereinsinternen Psychologen daher sehr speziell. "Wichtiger als ein Psychologe in jedem Bundesligaverein ist es, dass jeder Spieler eine Anlaufstelle hat, an die er sich bei Problemen wenden kann. Dies kann auch extern sein", betont Amedick.

Depressionen mit Kreuzbandriss vergleichbar

Auch mit der gängigen Meinung, dass der Druck im Fußball zu hoch ist, räumt Amedick auf. Im Profisport wird Druck nach seiner Meinung immer dazugehören. Auch im Nachwuchsbereich, wo viele von der großen Fußballkarriere träumen.


"Die Krankheit selbst hatte mit dem Druck im Profifußball bei mir gar nichts zu tun. Da gab es andere Faktoren. Wenn die Depressionen aber da sind, dann damit im Profigeschäft umzugehen, darin liegt die Problematik", gibt Amedick zu Bedenken.

Er wünscht sich, dass noch mehr über das Thema gesprochen wird, mehr Aufklärung und eine Enttabuisierung von Depressionen. Im Prinzip sei es bei Depressionen wie bei einem Kreuzbandriss - man kann sich davon erholen und gestärkt wieder zurückkommen.

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