Ausgerechnet jetzt, mitten in der Hauptsaison für die Fitnessstudios, sorgt die Omikron-Variante für Verunsicherung. Die Leute seien auch verärgert, sagt Alex Stampoulidis vom Baden-Württembergischen Landesverband für Bodybuilding u. Fitness e.V..
Corona-Regeln verwirren die Kunden
In seinem Fitnessstudio in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) und landesweit gilt die 2G+, also geimpft, genesen und getestet - zunächst für alle. Allerdings kamen immer wieder Ausnahmen hinzu: Wer beispielsweise geboostert ist, muss keinen negativen Test mehr vorlegen. Zeitweise galt das auch für Menschen, deren letzte erforderliche Einzelimpfung nicht länger als sechs Monate zurücklag. Dann kam über Nacht wieder eine Anpassung - aus den sechs Monaten wurden wegen einer neuen Empfehlung der Stiko drei Monate.
"Die Leute lachen nur noch darüber, die haben gar kein Verständnis. 90 Prozent der Leute sagen 'Was soll das? Vor zwei Wochen hat es noch geheißen sechs Monate gültig, nach fünf Monaten impfen, jetzt heißt es ab drei Monaten impfen'". Für ihn als Unternehmer sei das "extrem belastend", weil er "vor der Front der Regierung und der Front meiner Kunden" stehe. Er müsse ihnen gut zureden, dass sie trotzdem noch motiviert bleiben.
Stillgelegte Verträge - keine Einnahmen
Denn auch die Omikron-Variante mache vielen Angst, "weil die Medien das jetzt so extrem hochpushen", sagt er. Klar, die Zahlen gingen hoch, das mache die Sache wirklich nicht schön. Erst Anfang der Woche hätten zwei vollständig geimpfte Mitglieder ihren Vertrag wegen der Omikron-Variante stillgelegt.
Der Deutsche Industrieverband für Fitness und Gesundheit (DIGF) rechnete bundesweit zum Jahreswechsel nur noch mit 9,5 Millionen Mitgliedern, gut zwei Millionen weniger als im Vorkrisenjahr 2019 (11,6 Mio). Der Mitgliederverlust ist das eine, stillgelegt Verträge das andere. Denn diese bringen den Betreibern aktuell keine Einnahmen. "Stillgelegte Verträge sind wie gekündigte Mitglieder", sagt Stampoulidis. Der Schritt wieder reinzukommen sei für diese Mitglieder einfacher, aber momentan bringe es den Fitnessstudios nichts.
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Genaue Zahlen, wie viele Fitnessstudios in Baden-Württemberg in den letzten Monaten aufgegeben haben, hat er nicht. Er merkt nur, dass immer wieder Inventar von anderen Studios angeboten werde und vermutet, dass viele einfach aufhörten, bevor sie eine Insolvenz anmelden müssten. Bundesweit, heißt es, blieb trotz herber Umsatzverluste im Krisenjahr 2020 eine Pleitewelle aus, da die Politik hohe Finanzhilfen gewährte.
Herausforderung: Personalmangel
Wenn die Fitnessstudios dann wieder mehr Zulauf bekommen, steht die nächste größe Herausforderung für die Betreiber an: Personal finden. In den Fitnessstudios in ganz Deutschland sind noch rund 190.000 Menschen beschäftigt, sagt der DIGF. Dies sind demnach aber 40.000 weniger als vor einem Jahr. Stampoulidis befürchtet: "Wenn es wirklich dann losgeht und Sie finden dann kein Personal, dann wird es noch viel kritischer für uns."
Fitnessstudios als sozialer Ort
Gerade bei seinen älteren Kunden sei das Fitnessstudio mehr als ein Ort, um sich sportlich zu betätigen: "Es ist ein Kommunikationsort, und wenn die nicht hierher kommen können, dann fehlt ihnen der soziale Kontakt." Gerade Ältere hätten weniger Möglichkeiten soziale Kontakte zu bekommen, so Stampoulidis. Auch deshalb seien die Studios wichtig.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt"
Trotz Omikron, 2G+ und stillgelegter Mitgliedschaften ist Stampoulidis zuversichtlich. Er wartet auf die Frühjahrssaison und hofft trotz der ganzen Verordnungen auf Zulauf, um ein bisschen aufatmen zu können. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt er. "Wir kämpfen wir auf alle Fälle weiter".