EX-VFB-Trainer Tim Walter trifft mit dem Hamburger SV in der Relegation auf den EX-Klub (Foto: IMAGO, Imago/Langer)

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Tim Walter - der nächste Ex-Trainer im Duell mit dem VfB Stuttgart

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Michael Spindler

In der Relegation muss der VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV spielen und der Trainer bei den Hanseaten ist Tim Walter. Der hatte den VfB im Sommer 2019 übernommen, es aber nur bis zur Winterpause geschafft.

Ein Verein, der häufig den Trainer wechselt, der trifft auch häufig auf seine Ex-Trainer. Das ist eine einfache Gesetzmäßigkeit und so trifft der VfB Stuttgart nun im Kampf um den Klassenerhalt auf den nächsten Ex-Coach. Das Duell mit Hoffenheim und Pellegrino Matarazzo am vergangenen, letzten Spieltag lief alles andere als erhofft. Nun soll es in der Relegation gegen den Hamburger SV und Tim Walter besser laufen.

Hat Walter noch eine Rechnung offen mit VfB?

Ob es ein Nachteil ist, wenn gegnerische Trainer den VfB schon mal trainiert haben und die Spieler und Vereinsstrukturen kennen, lässt sich schwer messen. Bei Matarazzo, bei dem die VfB-Zeit ja nur wenige Monate zurücklag, war das möglicherweise so.

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Bei Tim Walter liegen allerdings mehrere Jahre dazwischen. Da dürften die Erkenntnisse von damals heute ziemlich wertlos sein. Und ob die Motivationslage besonders ausgeprägt ist, dazu müsste man Walters Gedanken lesen können. Offiziell sagt er jedenfalls, dass seine VfB-Vergangenheit heute keine Rolle mehr spielt.

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Vorzeitige Trennung nach nur einem halben Jahr

Dabei hat der VfB Tim Walter durchaus geprägt, denn das Engagement bei den Schwaben war für den damals noch vergleichsweise unerfahrenen Coach nicht von Dauerhaftigkeit gekrönt. Er sollte den Klub aus der zweiten Liga zurück in die Erstklassigkeit führen und überzeugte die VfB-Verantwortlichen mit einem unkonventionellen Spielansatz. Der sogenannte "Walter-Ball" war durch ständige Positionswechsel, aufrückende Abwehrspieler, viel Ballbesitz und Laufarbeit gekennzeichnet. Ein taktisches Konzept, dass so niemand sonst hatte.

Doch der Überraschungseffekt verpuffte schnell, die Gegner stellten sich darauf ein. Nach insgesamt fünf Niederlagen in sieben Spielen musste Walter nach rund einem halben Jahr beim VfB schon wieder gehen, obwohl der Verein auf Tabellenrang drei durchaus noch im Soll war.

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Umstrittenes Spielkonzept und eigenwilliger Charakter

Ausschlaggebend war wohl auch die Persönlichkeit von Tim Walter, der sehr lautstark, manche sagen auch großmäulig und arrogant, rüberkam und so für manche Schlagzeile sorgte. Auch die Spieler kamen nicht alle mit der derben und direkten Art des Trainers zurecht, der in Bruchsal geboren wurde und beim Karlsruher SC als Nachwuchscoach seine ersten Erfahrungen gesammelt hatte. So entschied man sich beim VfB, das Experiment mit Tim Walter vorzeitig abzubrechen. Ob die Enttäuschung darüber bei Walter noch bis heute nachwirkt, weiß niemand. Aber jetzt wäre die Gelegenheit perfekt, dem Ex-Klub in den beiden Relegationsspielen die eigene Qualität zu zeigen.

Hilfreiche Erfahrung aus Relegations-Niederlage im Vorjahr

Seit 2021 ist Walter nun Trainer des HSV und schon in der vergangenen Saison musste er mit den Hanseaten in die Relegation. Damals setzte sich dann Hertha BSC durch. Aber man habe daraus Erfahrungen gesammelt, die jetzt gegen den VfB Stuttgart wertvoll sein könnten, sagt Tim Walter vor dem nächsten Versuch, die Rückkehr in die Bundesliga mit dem HSV endlich zu schaffen.

VfB-Verteidiger Fernando Meira im Kopfballduell gegen den HSV (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
In der Saison 2006/07 startete der VfB Stuttgart zum Saisonendspurt eine furiose Siegesserie und wurde am Ende sogar deutscher Meister. Einen der acht Siege in Folge feierte der VfB beim HSV. Am 28. Spieltag gewannen die Schwaben damals 4:2 in der Hansestadt. Eine Besonderheit des Spiels: Stuttgart erzielte alle vier Tore per Kopf. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Stürmer Mario Gomez bejubelt spät das 1:0 gegen den HSV.  (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
Am 27. Spieltag bejubelte der VfB Stuttgart den Siegtreffer erst in der 90. Minute - Mario Gomez erzielte das 1:0. Es war ein wichtiger Dreier für den VfB Stuttgart im Kampf um die Champions-League-Plätze. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Stürmer Cacau bejubelt sein Tor gegen den HSV (Foto: IMAGO, Sven Simon)
Nach den glorreichen Jahren in der Champions League befand sich der VfB Stuttgart in der Saison 2010/11 tief im Abstiegskampf. Ein wichtiger Befreiungsschlag gelang den Schwaben am 31. Spieltag beim 3:0 gegen den HSV. Der VfB hielt am Ende die Klasse und spielte ein Jahr später sogar wieder europäisch. Bild in Detailansicht öffnen
Paolo Guerrero foult Sven Ulreich (Foto: IMAGO, Sportfoto Rudel)
Beim Aufeinandertreffen in Hamburg 2012 hatte sich Hamburgs Paolo Guerrero nicht im Griff. Der Peruaner grätschte VfB-Keeper Sven Ulreich an der Eckfahne von hinten um - glatt Rot. Der HSV verlor Guerrero und das Spiel. Der VfB Stuttgart feierte einen 4:0-Auswärtssieg. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Spieler jubeln nach einem Tor gegen den HSV (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
2015 steckte der VfB Stuttgart tief im Abstiegskampf. Gegen den Konkurrenten aus Hamburg gelang ein ganz wichtiger Heimsieg am 33. Spieltag. Christian Gentner und Martin Harnik trafen für die Schwaben, insbesondere der Torjubel zum 2:1 erregte Aufsehen. Cheftrainer Huub Stevens hatte seine Mannschaft im Training als "Affen" bezeichnet, die VfB-Spieler antworteten mit dem "Affentanz" nach der erneuten Führung. Bild in Detailansicht öffnen
Sonny Kittel köpft den Ball zum zwischenzeitlichen 3:1 zwischen dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart (Foto: IMAGO, Eibner)
Der elfte Spieltag der Zweitliga-Saison 2019/20 war eher einer zum Vergessen für den VfB Stuttgart. Im Hamburger Volkspartstadion mussten sich die Schwaben mit einer bitteren 2:6-Pleite aus der Hansestadt verabschieden. Bereits zur Halbzeit beim Zwischenstand von 1:3 kam es für die Stuttgarter noch dicker. Ein Eigentor von Gonzalo Castro (56.) und ein Tor von Ex-Stuttgarter Martin Harnik (76.) komplettierten die Niederlage. Bild in Detailansicht öffnen
Torjubel von Gonzalo Castro  (Foto: IMAGO, Poolfoto)
Vor leeren Rängen schaffte der VfB Stuttgart 2019 den entscheidenden Schritt zum Wiederaufstieg in die erste Liga. Wegen der Pandemie ohne Zuschauer im Stadion. Nach einem 0:2-Halbzeitrückstand drehte das Team von Pellegrino Materazzo dank Wataru Endo, Nicolas Gonzalez und Gonzalo Castro die Partie noch zum 3:2-Heimsieg. Das Siegtor fiel erst in der Nachspielzeit. Bild in Detailansicht öffnen

Eigentlich sah es ja lange nach dem direkten Aufstieg aus, ehe Heidenheim in der Nachspielzeit mit zwei Toren noch das scheinbar Unmögliche schaffte. Die Aufstiegsparty hatte fast schon begonnen und endete jäh nach wenigen Minuten.

Walter freut sich auf tolle Stuttgarter

"Die Wahrscheinlichkeit des direkten Aufstiegs war ja vorher gering, sie wuchs nur während des Spiels. Aber nun müssen wir es eben über den Umweg der Relegation perfekt machen", versucht Walter, die Situation zu beschreiben. "Ich glaube nicht, dass sich die Stuttgarter gefreut haben, als sie gehört haben, sie spielen gegen den HSV", sagte er - ein typischer Walter-Satz.

Auf die Rückkehr nach Stuttgart unter diesen Umständen hätte er zwar gerne verzichtet, aber jetzt will er das Beste daraus machen. "Das wird ein tolles Spiel: Der VfB Stuttgart, toller Verein, gegen den HSV, großer Verein."

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Michael Spindler