Ein Verein, der häufig den Trainer wechselt, der trifft auch häufig auf seine Ex-Trainer. Das ist eine einfache Gesetzmäßigkeit und so trifft der VfB Stuttgart nun im Kampf um den Klassenerhalt auf den nächsten Ex-Coach. Das Duell mit Hoffenheim und Pellegrino Matarazzo am vergangenen, letzten Spieltag lief alles andere als erhofft. Nun soll es in der Relegation gegen den Hamburger SV und Tim Walter besser laufen.
Hat Walter noch eine Rechnung offen mit VfB?
Ob es ein Nachteil ist, wenn gegnerische Trainer den VfB schon mal trainiert haben und die Spieler und Vereinsstrukturen kennen, lässt sich schwer messen. Bei Matarazzo, bei dem die VfB-Zeit ja nur wenige Monate zurücklag, war das möglicherweise so.
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Bei Tim Walter liegen allerdings mehrere Jahre dazwischen. Da dürften die Erkenntnisse von damals heute ziemlich wertlos sein. Und ob die Motivationslage besonders ausgeprägt ist, dazu müsste man Walters Gedanken lesen können. Offiziell sagt er jedenfalls, dass seine VfB-Vergangenheit heute keine Rolle mehr spielt.
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Vorzeitige Trennung nach nur einem halben Jahr
Dabei hat der VfB Tim Walter durchaus geprägt, denn das Engagement bei den Schwaben war für den damals noch vergleichsweise unerfahrenen Coach nicht von Dauerhaftigkeit gekrönt. Er sollte den Klub aus der zweiten Liga zurück in die Erstklassigkeit führen und überzeugte die VfB-Verantwortlichen mit einem unkonventionellen Spielansatz. Der sogenannte "Walter-Ball" war durch ständige Positionswechsel, aufrückende Abwehrspieler, viel Ballbesitz und Laufarbeit gekennzeichnet. Ein taktisches Konzept, dass so niemand sonst hatte.
Doch der Überraschungseffekt verpuffte schnell, die Gegner stellten sich darauf ein. Nach insgesamt fünf Niederlagen in sieben Spielen musste Walter nach rund einem halben Jahr beim VfB schon wieder gehen, obwohl der Verein auf Tabellenrang drei durchaus noch im Soll war.
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Umstrittenes Spielkonzept und eigenwilliger Charakter
Ausschlaggebend war wohl auch die Persönlichkeit von Tim Walter, der sehr lautstark, manche sagen auch großmäulig und arrogant, rüberkam und so für manche Schlagzeile sorgte. Auch die Spieler kamen nicht alle mit der derben und direkten Art des Trainers zurecht, der in Bruchsal geboren wurde und beim Karlsruher SC als Nachwuchscoach seine ersten Erfahrungen gesammelt hatte. So entschied man sich beim VfB, das Experiment mit Tim Walter vorzeitig abzubrechen. Ob die Enttäuschung darüber bei Walter noch bis heute nachwirkt, weiß niemand. Aber jetzt wäre die Gelegenheit perfekt, dem Ex-Klub in den beiden Relegationsspielen die eigene Qualität zu zeigen.
Hilfreiche Erfahrung aus Relegations-Niederlage im Vorjahr
Seit 2021 ist Walter nun Trainer des HSV und schon in der vergangenen Saison musste er mit den Hanseaten in die Relegation. Damals setzte sich dann Hertha BSC durch. Aber man habe daraus Erfahrungen gesammelt, die jetzt gegen den VfB Stuttgart wertvoll sein könnten, sagt Tim Walter vor dem nächsten Versuch, die Rückkehr in die Bundesliga mit dem HSV endlich zu schaffen.

Eigentlich sah es ja lange nach dem direkten Aufstieg aus, ehe Heidenheim in der Nachspielzeit mit zwei Toren noch das scheinbar Unmögliche schaffte. Die Aufstiegsparty hatte fast schon begonnen und endete jäh nach wenigen Minuten.
Walter freut sich auf tolle Stuttgarter
"Die Wahrscheinlichkeit des direkten Aufstiegs war ja vorher gering, sie wuchs nur während des Spiels. Aber nun müssen wir es eben über den Umweg der Relegation perfekt machen", versucht Walter, die Situation zu beschreiben. "Ich glaube nicht, dass sich die Stuttgarter gefreut haben, als sie gehört haben, sie spielen gegen den HSV", sagte er - ein typischer Walter-Satz.
Auf die Rückkehr nach Stuttgart unter diesen Umständen hätte er zwar gerne verzichtet, aber jetzt will er das Beste daraus machen. "Das wird ein tolles Spiel: Der VfB Stuttgart, toller Verein, gegen den HSV, großer Verein."