Ehrlich, verlässlich, souverän - diese Adjektive sind häufig zu lesen oder zu hören, wenn es um Fabian Wohlgemuth geht. Hat der neue Sportdirektor des VfB Stuttgart denn gar keine Macken? "Leider kann ich an keinem Buffet vorbeigehen. Das ist vielleicht eine kleine Macke", sagt Wohlgemuth im Interview mit SWR Sport schmunzelnd.
Im Trainingslager des VfB im spanischen Marbella steht nicht der Speise-, sondern der Trainingsplan im Vordergrund. Es geht darum, die bestmöglichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Stuttgarter den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen. "Wir sind in einer Situation, in der wir mit dem Rücken zur Wand stehen", sagt der Sportdirektor des Tabellensechzehnten. Es gehe darum, die "akute Abstiegsgefahr abzuwenden".
Neustart beim VfB mit Trainer Bruno Labbadia
Dieses Ziel geht der VfB Stuttgart nicht nur mit einem neuen Sportdirektor, sondern auch mit einem neuen Trainer an. Nach knapp zehn Jahren ist Bruno Labbadia zurück beim VfB - er soll die Stuttgarter in ruhigeres Bundesliga-Fahrwasser steuern.
"Bruno Labbadia ist jemand, der eine Mannschaft belebt, die Bereitschaft weckt, alles am Leben hält, alles wach hält", sagt Fabian Wohlgemuth über den Rückkehrer auf den Trainerposten bei den Schwaben. "Das ist in den letzten Monaten vielleicht ein Stück weit zu kurz gekommen. Deshalb ist Bruno Labbadia jetzt für diese Situation genau der richtige."
Wohlgemuth und die Suche nach der Stabilität
Welches Thema beschäftigt den VfB-Sportdirektor besonders mit Blick auf die kommenden Wochen? "Aus der Ferne betrachtet ist der VfB Stuttgart ein Verein mit großer Wucht", sagt der 43-Jährige, der vor seinem Engagement bei den Schwaben als Geschäftsführer Sport für den SC Paderborn arbeitete. Das Problem des VfB, so Wohlgemuth, sei die fehlende Stabilität. Eben jene Stabilität in den Verein und in die Mannschaft zu bringen - daran wolle er arbeiten. "Der Riese", damit meint Wohlgemuth den VfB Stuttgart als Gesamtverein "schläft noch zu oft."
Neuer Sportdirektor des VfB Stuttgart Das ist Fabian Wohlgemuth
Der VfB Stuttgart hat einen neuen Sportdirektor: Fabian Wohlgemuth kommt aus Paderborn und folgt auf den entlassenen Sven Mislintat. Wir stellen den 43-Jährigen vor.
Großes Potenzial sieht der Nachfolger von Sven Mislintat in den Entwicklungsmöglichkeiten zahlreicher Spieler. "Es sind sehr viele junge Spieler dabei, die individuell sehr stark sind, die noch nicht an ihrem Leistungszenit angekommen sind. Man kann damit rechnen, dass die Mannschaft von Tag zu Tag besser wird", so Wohlgemuth.
Verstärkungen sind denkbar, aber nicht geplant
Ob die Mannschaft in der Winterpause durch Neuzugänge ergänzt wird, ist noch offen. "Unter Beachtung der finanziellen Situation ist es so, dass man immer auch Verstärkungen von außen dazu holen kann. Die Prämisse hier im Trainingslager liegt aber erstmal darin, die Mannschaft mit Bordmitteln, die wir auch haben, besser zu machen. An den Strukturen zu arbeiten, an den Mechanismen im Spiel, an den Laufumfängen", sagt der 43-Jährige.
Er sei sehr zufrieden mit den Spielern, die vor Ort sind. "Natürlich haben wir unser Ohr immer am Markt, werden uns aber weder an Spekulationen noch an konstruierten Fakten beteiligen", sagt Wohlgemuth weiter. Deshalb könne er auch zu den Gerüchten um den Wolfsburger Joshua Guilavogui oder Kaan Ayhan von US Sassuolo nichts sagen.
Bleiben Sosa und Mavropanos beim VfB?
Gerüchte gab es zuletzt um die möglichen Abgänge von Borna Sosa und Konstantinos Mavropanos. Auf die Frage von SWR Sport, ob beide auch in der Rückserie noch für den VfB Stuttgart spielen, sagt der Sportdirektor: "Ich gehe fest davon aus."
Wohlgemuth ergänzt, dass er sich mehr damit beschäftige, Spieler zum Verein zu holen als Spieler abzugeben. Ausgeschlossen sei aber nichts. "Wenn Angebote kommen, egal für welchen Spieler von uns, dann werden wir uns damit beschäftigen und seriös damit auseinandersetzen", so Wohlgemuth.
Stuttgart startet gegen Mainz
Zum Auftakt der Bundesliga im Jahr 2023 trifft der VfB Stuttgart am 21. Januar auf den 1. FSV Mainz 05. Dann lässt sich zumindest kurzfristig ablesen, ob das Schuften in Marbella Früchte getragen hat. Langfristig geht es Wohlgemuth darum, "es in naher Zukunft zu schaffen, eine stabile Bundesliga-Saison im Mittelfeld zu bestreiten".
Zudem sei es weiterhin ein Ziel, junge Spieler zu verpflichten und zu entwickeln - aber als Verein "nicht nur ein Sprungbrett zu sein". Die Mannschaft soll perspektivisch "den Fußball zu spielen, der den Fans gefällt. Wo Leidenschaft, Mut und Wille dazugehören. Mit einer gewissen Offensivpower." All das mit dem Ziel, so ist es im Gespräch mit Wohlgemuth immer wieder herauszuhören, dass der VfB zu einer neuen Stabilität findet.