VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hat keine Angst vor der Relegation gegen den HSV. (Foto: IMAGO, IMAGO / Sportfoto Rudel)

Fußball | Bundesliga

VfB-Sportdirektor Wohlgemuth: "Dafür müssen wir Lösung finden"

Stand
INTERVIEW
Tom Bartels

Der VfB Stuttgart muss in der Relegation gegen den HSV antreten. VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth will sämtliche Zweifel am Klassenerhalt zerstreuen.

SWR Sport: Fabian Wohlgemuth, am Samstag ist der VfB Stuttgart mit drei möglichen Szenarien in den Spieltag gegangen: Direkter Abstieg, Klassenerhalt oder Relegation. Es ist die Relegation geworden. Jetzt haben sie eine Nacht drüber geschlafen. Wie geht es Ihnen heute damit?

Fabian Wohlgemuth: Natürlich war im ersten Moment nach Abpfiff eine gewisse Niedergeschlagenheit und enorme Enttäuschung zu spüren. Natürlich geht das Ganze an einem nicht spurlos vorüber. Die Mannschaft hat in regelmäßigen Abständen in den letzten Wochen Alles-oder-nichts-Spiele bestreiten müssen. Es ist aber inzwischen eine Stärke der Mannschaft, bei Rückschlägen wieder aufzustehen. Und darauf bauen wir jetzt in der Relegation.

SWR Sport: Das ist eine Stärke der Mannschaft. Auf der anderen Seite hat es diese Mannschaft die ganze Saison nicht geschafft, einmal zwei Spiele am Stück zu gewinnen. Das gehört ja auch zur Wahrheit, wenn man die Saison analysiert. Woher kommen diese Schwankungen? Und wie bekommt man das jetzt für zwei ganz, ganz wichtige Spiele in den Griff?

Wohlgemuth: Dass wir diese Extra-Runde drehen müssen, liegt ja nicht an dem Unentschieden gegen Hoffenheim. Es war das Ergebnis der ganzen Saison. Aber wir haben die ganze Saison an einem fahrenden Zug gearbeitet, die Mannschaft erlebt inzwischen den vierten Trainer, und Sebastian Hoeneß hat eine gute Ansprache, hat einen Draht zur Mannschaft gefunden und weiß, dass die Truppe jetzt auch nach der Niedergeschlagenheit, nach der Enttäuschung eben nicht in diesem Zustand verharrt.

Stuttgart

"Müssen uns nochmal raffen" "Jetzt geht es um ein gutes Mindset" - VfB Stuttgart zeigt sich trotz Relegation kämpferisch

Der VfB Stuttgart hatte den Klassenerhalt gegen Hoffenheim in der eigenen Hand. Ein Sieg hätte den Schwaben zum sicheren Bundesliga-Verbleib gereicht, doch sie kamen nicht über ein 1:1 heraus. Anschließend dominierten Frust und Trotz.

Er weiß, wie man sie jetzt aufbaut. Wir werden jetzt auch keine besonderen Maßnahmen treffen, werden keinen Sonder-Trainingslager veranstalten, werden auch nicht über glühende Kohlen laufen. Ich glaube, dass es jetzt ganz, ganz wichtig ist, die gewohnten Abläufe zu erleben, keine Experimente zu machen und sich nur jetzt auf die zwei Spiele gegen den HSV zu fokussieren.

SWR Sport: Der HSV ist ja Gegner geworden, es sah ganz lange nach Heidenheim aus. Wäre Ihnen Heidenheim lieber gewesen? Und wie haben Sie jetzt diesen Wahnsinn heute Nachmittag, dieses Drama verfolgt?

Wohlgemuth: Wir sehen das weder als Vor- oder Nachteil. Ob es jetzt gegen Heidenheim oder den HSV geht. Duelle zwischen dem HSV und dem VfB Stuttgart gehören ja eher zu den traditionsreichen Duellen in der Bundesliga. Und ja, der HSV hat eine andere Spielkultur als Heidenheim. Heidenheim wäre mehr über über den Kampf und über die mannschaftliche Geschlossenheit gekommen, aber im Grunde können wir es uns nicht aussuchen. Wir nehmen das, was kommt. Und es wird in jedem Fall am Donnerstag und am Montag ein hartes Stück Arbeit.

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Geschichte(n) der Relegation: Letzte Chancen für Südwest-Klubs

Der VfB Stuttgart muss wieder einmal in die Relegation. 2019 scheiterten die Schwaben an Union Berlin, gegen den HSV soll der Klassenerhalt gesichert werden. Ein Blick in die Historie zeigt: Auch andere Südwest-Klubs haben so ihre Erfahrungen mit der Relegation.

SWR Aktuell am Nachmittag SWR Aktuell

SWR Sport: Aber was heißt das für Sie? Was heißt das für die Kader-Planung? Wieder acht Tage Zeit verloren? Erste oder zweite Liga - gegen HSV kann man sicherlich auch verlieren. Was heißt das für Sie, diese Zeitverzögerung? Und wird es ein ganz harten Einschnitt in Sachen Etat geben, wenn es eine Liga runter geht? Und können Sie ungefähr sagen, wie hoch der wäre?

Wohlgemuth: Na ja, erst mal gehen wir davon aus, dass wir die Liga halten werden. Dafür werden wir alles tun. Und natürlich ist es komfortabler, wenn sich alles mit zeitlichem Vorlauf eintüten lässt und wenn auch der wirtschaftliche Rahmen steht. Aber das ist eben in unserer Situation nicht möglich. Daran müssen wir arbeiten, dafür müssen wir Lösung finden.

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Trainer, Kader, Finanzen: Was würde ein Abstieg für den VfB bedeuten?

Der VfB Stuttgart muss in der Relegation weiterhin um den Klassenerhalt kämpfen. Für den Trainer hätte ein Abstieg wohl keine Folgen. Der finanzielle Einschnitt wäre jedoch immens.

Stadion SWR1

Wir müssen auch ein Stück weit davon wegkommen, uns ständig mit den Unwägbarkeiten zu befassen. Wir nehmen das so an und blicken darauf, dass wir die Relegation erfolgreich bestreiten. Und danach fangen wir an, zu planen und werden mit Sicherheit wieder einen qualitativ guten Kader auf die Beine stellen - ob es dann die erste oder zweite Liga ist.

SWR Sport: Herr Wohlgemut, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und in aller baden-württembergischen Neutralität: Alles Gute für die Relegation!

Stand
INTERVIEW
Tom Bartels