Pellegrino Matarazzo lächelte und stellte sich wehmütig die jubelnden Fans in der heimischen Arena vor. Ja, er sei tatsächlich sehr froh über die drei Punkte, "auch wenn wir den Heimsieg nicht mit den Fans feiern können", sagte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem verdienten 2:0 (0:0) gegen den FSV Mainz 05 erleichtert. Und der erste Heimsieg im neunten Versuch, der erste seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga, bringt auch andere Vorteile mit sich. "Ich werde zumindest weniger gefragt über die mögliche Ursache von unserer fehlenden Heimstärke", sagte Matarazzo und grinste.
Zuvor hatte der VfB im eigenen Stadion lediglich fünf Unentschieden bei drei Niederlagen verbucht, erst am 19. Spieltag gelang mit dem zweiten Spiel zu Null die Erlösung. Damit endete auch die sportliche Talfahrt nach zwei Niederlagen in Serie und nur einem Sieg aus sieben Begegnungen. Von einer Krise sei der Tabellenzehnte aber sowieso noch weit entfernt gewesen, betonte Matarazzo. "Ich glaube nicht, dass wir so nah an einer sportlichen Krise waren. Jetzt sind wir noch weiter weg", sagte der 43-Jährige, der während des Spiels durchaus angespannt wirkte.
Gegen die engagiert und gleichermaßen robust auftretenden Mainzer vertraute die Matarazzo-Elf auf ihre spielerischen Fähigkeiten - und wurde belohnt. Stürmer Sasa Kalajdzic (55.) traf erstmals wieder seit sechs Spielen, Top-Torjäger Silas Wamangituka (72.) gelang nach einem 80-Meter-Solo das elfte Saisontor.Damit wandelt der 21-Jährige auf den Spuren von Fredi Bobic. Nur der heutige Sportvorstand von Eintracht Frankfurt hatte es für die Schwaben in der Saison 1996/97 auf elf Tore nach 19 Spieltagen gebracht. Auch Kalajdzic war von Wamangituka begeistert. "Er ist da durchmarschiert wie der Hirscher oder der Neureuther durch die Stangen. Das macht er überragend", sagte Kalajdzic im Gespräch mit SWR Sport. "Wie er den macht, ist mörderisch. Ich hoffe, da kommen noch viele mehr." Die Erleichterung war nach dem Sieg deutlich zu spüren. "Geil, ein geiles Gefühl. Ich bin überglücklich", freute sich Kalajdzic. "Wir sind froh, dass wir uns und den Fans den ersten Heimsieg bescheren konnten."
Oberschenkelverletzung: VfB-Kapitän Castro droht längere Pause
Den Machtkampf zwischen Präsident Claus Vogt und der Klubführung um Vorstandschef Thomas Hitzlsperger blendete die Mannschaft aus. "Wir waren nie wirklich beunruhigt", versicherte Matarazzo, "aber es tut gut zu gewinnen." Einige Wermutstropfen gab es für den VfB-Trainer vor der englischen Woche mit zwei schweren Aufgaben dennoch. Kapitän Gonzalo Castro musste bei seinem 400. Bundesligaspiel mit muskulären Problemen früh ausgewechselt werden und hat sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Er könnte "drei bis vier Wochen ausfallen, vielleicht nur zwei, vielleicht auch länger", sagte Sportdirektor Sven Mislintat am Samstag.
Auch die Verteidiger Borna Sosa und Konstantinos Mavropanos mussten wegen kleinerer Blessuren vorzeitig vom Platz. Am Mittwoch (20.45 Uhr) geht es für die Stuttgarter in der dritten Runde des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach. Mislintat geht aber davon aus, dass sie einsatzfähig sind. Am Samstag muss die Matarazzo-Elf dann zum Titelanwärter Bayer Leverkusen.
Für Mainz ein bitterer Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt
Für die Mainzer war die Niederlage ein bitterer Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. Der Schwung aus dem überraschenden 3:2 gegen RB Leipzig konnte die Elf von Trainer Bo Svensson zwar teilweise mit nach Stuttgart nehmen, doch vor dem Tor fehlte jedoch die Durchschlagskraft. "Das ist natürlich ein Rückschlag für uns, vor allem die Leistung", ärgerte sich Svensson.