Der Triumph im DFB-Pokal (4:2 gegen Arminia Bielefeld) überstrahlt alles. Nach dem "Coup von Berlin" sowie drei Erfolgen in den letzten drei Bundesligaspielen der abgelaufenen Spielzeit ging der VfB Stuttgart bestens gelaunt in die lange Sommerpause.
Nun liegt der Fokus auf dem Kader für die kommende Saison. Geht es nach den Verantwortlichen um Trainer Sebastian Hoeneß und Sportvorstand Fabian Wohlgemuth soll es diesmal keinen allzu krassen Aderlass bei den Leistungsträgern geben - was ein deutlicher Unterschied zu den vergangenen Jahren wäre. Das Aufgebot soll eher an neuralgischen Punkten verfeinert werden, denn der VfB hatte in der abgelaufenen Spielzeit die zweitjüngste Mannschaft der Bundesliga. Die Entscheidungsträger in Stuttgart sehen dementsprechend noch weiteres Entwicklungspotenzial - ausgehend von einem bereits hohen Niveau.
Wer kommt?
Der erste Neuzugang der Schwaben heißt Lorenz Assignon. Der französische Außenverteidiger wechselt vom französischen Erstligisten Stade Rennes zum DFB-Pokalsieger. Der 24-Jährige, dessen Ablösesumme je nach Quelle auf elf bis 13 Millionen Euro taxiert wird, unterschrieb beim VfB einen Vertrag bis zum 30. Juni 2029. "Lorenz hat schon jetzt ein sehr hohes Niveau in seinem Spiel erreicht, gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass er bei uns weitere Schritte in seiner Entwicklung gehen wird", sagte Sportdirektor Christian Gentner. "Ich habe mir mehrere Spiele am TV angeschaut und mag die Spielweise des Teams. Ich freue mich sehr auf die Herausforderung, die vor mir liegt", sagte der Spieler selbst.
Assignon gilt als offensivfreudiger Außenbahnspieler. Er absolvierte in der abgelaufenen Saison für Rennes 34 Pflichtspiele, erzielte dabei vier Tore und bereitete fünf weitere Treffer vor. Zuvor schnürte Assignon unter anderem für den FC Burnley in England die Schuhe. Er kann sowohl als Rechtsverteidiger in einer Viererkette als auch als klassischer Flügelspieler vor einer Dreierkette agieren.
Während Assignon ein "echter Neuzugang" ist, sind Silas und Juan Jose Perea Leih-Rückkehrer. Perea hat, so viel ist klar, keine Zukunft auf dem Wasen, für den Kolumbianer wird ein Abnehmer gesucht. Bei Silas wären die VfB-Bosse, so hört man, ab einer Ablösesumme von acht Millionen Euro gesprächsbereit. Einen Abgang des einstigen Publikumslieblings Silas würden wohl viele Fans bedauern, allerdings passt der Edeltechniker nicht ins taktische Konzept von Trainer Hoeneß. Zudem hat er auf seiner Leihstation bei Roter Stern Belgrad nicht uneingeschränkt überzeugt.
Wer geht?
Woo-yeong Jong, Luca Pfeiffer, Dennis Seimen, Nikolas Nartey, Fabian Rieder und El Bilal Touré haben den VfB Stuttgart bereits verlassen. Während es Jong nach seiner Leihe in der abgelaufenen Saison nun fest zu Union Berlin zieht, die Ablösesumme soll sich auf rund vier Millionen Euro belaufen, geht Pfeiffer zur SV Elversberg in die 2. Liga. Toptalent Seimen wird an den SC Paderborn ausgeliehen, wo er ein Jahr reifen soll. Mit dem 19-jährigen U-Nationaltorhüter haben die Stuttgarter Verantwortlichen für die Zukunft große Pläne. Seimen soll dereinst in der Bundesliga das VfB-Tor hüten. Narteys auslaufender Vertrag wird nicht verlängert. Der Mittelfeldspieler konnte sich in Bad Cannstatt aufgrund schwerwiegender Verletzungen nie so richtig beweisen.
Rieder (Stade Rennes) und Touré (Atalanta Bergamo) indes verlassen den Verein nach nur einem Jahr wieder, ihre Leihverträge wurden nicht verlängert. Rieder schaffte beim VfB nie den Sprung zum Stammspieler, vom hochveranlagten Schweizer bleiben vor allem die gefährlichen Standards in Erinnerung. Touré wurde gerade, als er so richtig in Stuttgart angekommen schien, von einer langfristigen Verletzung am Mittelfuß über Monate ausgebremst. Sein Siegtor in der Champions League gegen Juventus Turin werden die VfB-Fans dem Angreifer allerdings nie vergessen.

Wer könnte noch kommen?
Mit dem Transfer von Assignon hat der VfB Stuttgart, so der Wunsch, bereits eine wichtige Baustelle geschlossen. Daneben wollen die Schwaben im zentralen Mittelfeld nachlegen. In den abgelaufenen zwei Spielzeiten hatten die Schwaben das große Glück, dass Angelo Stiller und Atakan Karazor weitgehend durchspielen konnten. Sollte einer der beiden eminent wichtigen Profis allerdings einmal ausfallen, hätte der VfB ein Problem. Der im Sommer 2024 ablösefrei aus Freiburg geholte Yannik Keitel konnte in der Saison 2024/2025 nicht nachweisen, ein adäquater Ersatz für Stiller oder Karazor zu sein. Angesichts der Dreifachbelastung, die auch in der kommenden Spielzeit auf die Schwaben zukommen wird, braucht es noch jemanden, der für die beiden VfB-Säulen einspringen kann, sollten diese verletzt sein oder einfach nur mal eine Pause brauchen. Bei einer potenziellen Neuverpflichtung für die Sechs oder die Acht soll der Faktor Erfahrung hoch gewichtet werden.
Daneben schauen sich Wohlgemuth, Gentner und Co. im Sturm um. Neben Nick Woltemade, Deniz Undav und Ermedin Demirovic halten die Verantwortlichen die Augen nach einem Angreifer Nummer vier auf. Das gewünschte Profil: jung, entwicklungsfähig und vor allem dynamisch und schnell. Insbesondere eine hohe Endgeschwindigkeit soll hier ein Punkt sein, der das VfB-Spiel bereichern könnte.
Eher lose Gerüchte gibt es um einige weitere Spieler. Etwa Paul Wanner, zuletzt vom FC Bayern an Heidenheim ausgeliehen. Der offensive Mittelfeldspieler wäre wohl erneut nur auf Leihbasis zu haben. Auch Tobias Gulliksen (Djurgarden Stockholm) wird gehandelt. Der Norweger gilt als hochveranlagt und soll fünf Millionen Euro kosten. Elversbergs Finik Asslani wurde von der "Sport Bild" mit dem VfB in Verbindung gebracht. Noah Darvich soll laut Medien ebenfalls ein Thema sein. Der frühere Freiburger kommt beim FC Barcelona nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz.
Wer könnte gehen?
Bei möglichen, wenn nicht sogar ziemlich sicheren Abgängen fällt immer wieder der Name Enzo Millot: Der 22-jährige Franzose hatte zuletzt nicht seine beste Spielzeit absolviert, aber im Saison-Endspurt noch einmal aufgedreht. Inklusive zweier schöner Tore im DFB-Pokalfinale.
Millot ist dem Vernehmen nach bereit für den nächsten Schritt und soll eine gestaffelte Ausstiegsklausel, die zwischen 18 und 25 Millionen Euro beträgt, besitzen. Der FC Paris soll über den offensiven Mittelfeldspieler nachdenken, ebenso soll er ein - noch vages - Thema bei Borussia Dortmund sein.
Angelo Stiller hat eine bärenstarke Saison gespielt. Seine Wichtigkeit unterstrich das "VfB-Metronom" im Pokalfinale, als er mit zwei gerissenen Bändern spielte und zwei Torvorlagen gab. Stiller wird längst von internationalen Topklubs beobachtet. Allzu konkret ist das nach Informationen von SWR Sport allerdings noch nicht. Gut möglich, dass der Mittelfeldspieler die kommende Saison in Stuttgart verbringen wird, um nach der WM 2026 den Schritt zu einem größeren Klub zu wagen.
Fußball | Bundesliga Spekulationen um Angelo Stiller: Der "Kroos-Klon" vom VfB zu Real Madrid?
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Ermedin Demirovic wird von der "sommerlichen Transferpresse" ebenfalls immer mal wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Der Bosnier, der in der Bundesliga immerhin 15 Tore für den VfB erzielte, soll unzufrieden sein, weil er in der Schlussphase der Saison nur von der Bank kam. Inwieweit die Gerüchte um seine Person stimmen oder aber gezielt von seinen Beratern gestreut wurden, muss sich noch erweisen. Mit einem raschen Abgang des Stürmers ist eher nicht zu rechnen.
Durch die Verpflichtung von Assignon könnte zudem Josha Vagnoman den VfB Stuttgart verlassen. Der Rechtsverteidiger bringt eigentlich alles mit: Dynamik, Zweikampfstärke, Tempo und spielerische Klasse. Eigenschaften, die ihm im März 2023 sogar zum Nationalmannschaftsdebüt verhalfen. Der damalige Bundestrainer Hansi Flick wechselte ihn bei der 2:3-Niederlage gegen Belgien in der Schlussphase ein. Es blieb allerdings Vagnomans bislang einziger Einsatz für die DFB-Auswahl. Das hat natürlich Gründe. Zum einen verhinderte seine Verletzungsanfälligkeit, dass sich der 24-Jährige dauerhaft als Alternative in der Nationalmannschaft etablieren konnte. Vagnoman hatte in der Vergangenheit insbesondere große Probleme mit dem Mittelfuß. Zum anderen ist seine Inkonstanz schuld. Vagnoman hat immer wieder Leichtsinnsfehler in seinem Spiel, so wie nun auch im Pokalfinale.
In der abgelaufenen Spielzeit lief er zwar 26 Mal in der Bundesliga für den VfB auf, verlor aber zwischendurch seinen Stammplatz an Leonidas Stergiou. Temporär stand auch Pascal Stenzel im internen Ranking vor dem Ex-Hamburger. Nun stehen die Zeichen auf Abschied. Die Verhandlungen über eine Ausweitung des 2026 auslaufenden Vertrags liegen auf Eis, der VfB soll bereit sein, den Spieler ziehen zu lassen. Auch Vagnoman selbst soll nicht abgeneigt sein. Medienberichten zufolge gibt es Interessenten aus der Premier League, Nottingham Forest wird etwa genannt.
Jacob Bruun Larsen, erst im Winter aus Hoffenheim geholt, soll indes unzufrieden sein mit seiner Reservistenrolle. Der 26-jährige Däne könnte die Schwaben somit nach nur einem halben Jahr schon wieder verlassen.
Auch Anrie Chase steht beim VfB vor dem Absprung. Der US-Japaner konnte seine Leistungen aus dem Herbst in der Rückrunde auch verletzungsbedingt nicht bestätigen. Eine Ausleihe des 21-Jährigen oder ein Verkauf – beides scheint möglich. RB Salzburg soll Interesse an dem Youngster zeigen.
An Toptalent Laurin Ulrich, der 2024/2025 in der 3. Liga starke Leistungen zeigte, sollen indes einige Klubs aus dem deutschen Profifußball Interesse zeigen. Genannt werden hier etwa die Zweitligisten Braunschweig, Fürth oder Paderborn. Sein Vertrag läuft nur bis 2026, der VfB müsste ihn also entweder direkt verkaufen, was bei vielen Fans wohl nicht gut ankäme. Oder den Kontrakt mit dem hochveranlagten Mittelfeldspieler verlängern, um ihn dann auszuleihen - sofern er im Stuttgarter Profiteam keine Chance erhält.