Wataru Endo vom VfB Stuttgart (Foto: IMAGO, IMAGO/Philippe Ruiz)

Fußball | Relegation

Der VfB Stuttgart und die Millionen-Spiele in der Relegation

Stand

Der VfB Stuttgart möchte das schaffen, was ihm in 34 Spieltagen zuvor nicht gelungen ist: den Klassenerhalt.

Auf eine Diskussion über den Relegationsmodus will sich der Stuttgarter Sportdirektor Fabian Wohlgemuth gar nicht erst einlassen. Schließlich könnte der VfB mit einem Erfolg in den beiden Entscheidungsspielen gegen den Zweitliga-Dritten Hamburger SV "noch einmal das korrigieren, was uns in 34 Spielen zuvor nicht gelingen wollte", sagte Wohlgemuth vor dem Hinspiel in Stuttgart am Donnerstag (ab 20:45 Uhr live im Audiostream auf Sportschau.de).

Tim Kleindienst für den 1. FC Heidenheim im Bundesliga-Relegationsspiel (Foto: IMAGO, Langer)
In der Relegation der Saison 2019/20 hatte der 1. FC Heidenheim gegen Werder Bremen die Möglichkeit, das erste Mal in der Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufzusteigen. Nach einem 0:0 im Hinspiel war es die Auswärtstorregel, die dem FCH im Rückspiel beim 2:2 einen Strich durch die Rechnung machte. Werder Bremen hielt die Klasse, Heidenheim blieb für drei weitere Spielzeiten zweitklassig. Dieses Jahr gelang den Heidenheimern aber der lang ersehnte Aufstieg ins Oberhaus. Bild in Detailansicht öffnen
Holger Badstuber vom VfB läuft geknickt über den Platz (Foto: IMAGO, Sportfoto Rudel)
Der VfB stieg nach dem 0:0 bei Union Berlin in der Relegation 2019 wegen der Auswärtstorregel zum dritten Mal aus der Fußball-Bundesliga ab. Nach dem 2:2 im Hinspiel in Stuttgart kam der VfB an der alten Försterei nicht über ein 0:0 hinaus - auch weil ein Aogo-Freistoßtor wegen Abseits zurückgenommen wurde. Bild in Detailansicht öffnen
KSC-Spieler sind nach dem Nichtaufstieg enttäuscht (Foto: IMAGO, Fotostand)
Der Karlsruher SC scheiterte in der Relegation 2015 dramatisch am Hamburger SV. Nach dem 1:1 im Hinspiel hieß es so auch nach 90 Minuten im Rückspiel im Wildpark. Durch einen umstrittenen Freistoß konnte sich der Bundesligist aus dem Norden erst in der Nachspielzeit in die Verlängerung retten. Dort setzte sich der Favorit schlussendlich mit 2:1 durch. Bild in Detailansicht öffnen
Kaiserslauterer Spieler stehen enttäuscht vor Hoffenheimer Jubeltraube (Foto: IMAGO, Eibner)
Die TSG 1899 Hoffenheim rettete sich 2013 erst in der Relegation im Südwest-Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern. Nach einem 3:1-Sieg im Hinspiel gewann das Team von Markus Gisdol auf dem Betzenberg mit 2:1 und ließ die FCK-Aufstiegsträume platzen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Stuttgarter Kickers im Relegationsspiel gegen den FC St. Pauli 1991 (Foto: IMAGO, Horstmüller)
In der Relegation 1990/91 trennten sich die Stuttgarter Kickers und der FC St. Pauli im Hin- und Rückspiel jeweils mit 1:1. Ein drittes Spiel auf neutralem Platz musste die Entscheidung bringen. Im Gelesenkirchener Parkstadion gewann die Kickers dann mit 3:1 und stiegen in die Bundesliga auf. Nach einem Jahr ging es für die Blauen aber wieder direkt runter in die 2. Bundesliga. Bild in Detailansicht öffnen
Bernd Klotz schießt mit dem letzten Elfmeter seine Waldhöfer im einzigen Elfmeterschießen der Relegation am 09.06.1988 in den Klassenerhalt. (Foto: IMAGO, Ferdi Hartung)
Bernd Klotz schoss mit dem letzten Elfmeter seinen SV Waldhof Mannheim im einzigen Elfmeterschießen der Geschichte der Relegation nach drei torlosen Spielen am 09.06.1988 zum Klassenerhalt (5:4 n.E.). Bild in Detailansicht öffnen

"Die Relegation ist unser Bundesliga-Rettungsboot." Ein Abstieg aus der Fußball-Bundesliga sei aus finanzieller Sicht eine "Breitseite", meinte Wohlgemuth angesichts der Rechnung, die der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle bereits im vergangenen Dezember aufgestellt hatte: Um etwa 40 Millionen Euro würden die Umsatz-Erlöse des ohnehin schon angeschlagenen Traditionsvereins einbrechen. Deswegen sei ein Abstieg in dieser Saison auch nicht vergleichbar mit dem Abstieg vor vier Jahren. Damals zog der VfB in der Relegation gegen den 1. FC Union Berlin den Kürzeren.

Stuttgart

Fußball | Bundesliga VfB-Sportdirektor Wohlgemuth: "Dafür müssen wir Lösung finden"

Der VfB Stuttgart muss in der Relegation gegen den HSV antreten. VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth will sämtliche Zweifel am Klassenerhalt zerstreuen.

Medienberichten zufolge würde der VfB bei einem Verbleib in der Bundesliga etwa 44 Millionen Euro aus den TV-Geldern erhalten. Der HSV bei einem weiteren Jahr in der 2. Liga nur 17,503 Millionen Euro.

Ist der VfB Stuttgart Nutznießer des HSV-Dramas?

Nicht nur wegen der wirtschaftlichen Aussichten wollen die Hamburger zurück. Der gefühlte Noch-immer-Erstligist schloss seine mittlerweile fünfte Saison in der Zweitklassigkeit als Tabellendritter ab. Die Mannschaft musste das Drama am Sonntag in Sandhausen verkraften. Nach dem 1:0 beim Absteiger feierten Spieler und Fans bereits die Rückkehr in die Bundesliga. Doch der 1. FC Heidenheim fing durch den Last-Minute-Sieg in Regensburg den HSV noch ab. "Das war extrem dramatisch, der Sport kann brutal sein", sagte VfB-Coach Sebastian Hoeneß einen Tag vor dem Duell, nachdem er das Spiel des Gegners verfolgt hatte. "Von mir gibt es da keine Häme, das wünscht man keinem. Aber auch mein Mitleid werden sie nicht brauchen."

Wohlgemuth baut auf VfB-Coach Hoeneß

Wohlgemuth gibt sich nach außen hin gewohnt ruhig. "Ich spüre eine positive Anspannung, aber keine besondere Belastung durch solche Spiele. Solange ich sicher bin, dass wir in der Vorbereitung nichts schuldig geblieben sind", sagt der 44-Jährige. "Und ich habe Vertrauen in die Arbeit von Sebastian Hoeneß."

Stuttgart

Fußball | Bundesliga Tim Walter - der nächste Ex-Trainer im Duell mit dem VfB Stuttgart

In der Relegation muss der VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV spielen und der Trainer bei den Hanseaten ist Tim Walter. Der hatte den VfB im Sommer 2019 übernommen, es aber nur bis zur Winterpause geschafft.

Der VfB Stuttgart muss die Enttäuschung abschütteln

Als der Coach vom glücklosen Bruno Labbadia übernahm, lagen die Schwaben auf dem letzten Platz. Der Relegationsplatz war damals zwei Punkte entfernt. Seither hat Hoeneß in der Liga nur ein Spiel verloren und drei Siege einfahren können. "Als ich hier übernommen habe, waren wir auf Platz 18", sagte Hoeneß. "Hier und da war zu hören, dass das ein Himmelfahrtskommando sei. Jetzt sind wir 16. und haben es in der eigenen Hand."

Trotzdem muss der VfB Stuttgart erst einmal eine Enttäuschung abschütteln. Denn mit der direkten Rettung hat es nicht geklappt, weil der VfL Bochum die Stuttgarter noch überholte. "Ich bin mir sicher, dass die trüben Gedanken nach dem Regenerationstraining und einem freien Tag verschwunden sind", sagte Wohlgemuth. "Ich glaube, so kenne ich die Mannschaft, die Spieler sind wieder im Angriffsmodus und angriffslustig und alle arbeiten in dem Bewusstsein, alles zu geben."

VfB-Verteidiger Fernando Meira im Kopfballduell gegen den HSV (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
In der Saison 2006/07 startete der VfB Stuttgart zum Saisonendspurt eine furiose Siegesserie und wurde am Ende sogar deutscher Meister. Einen der acht Siege in Folge feierte der VfB beim HSV. Am 28. Spieltag gewannen die Schwaben damals 4:2 in der Hansestadt. Eine Besonderheit des Spiels: Stuttgart erzielte alle vier Tore per Kopf. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Stürmer Mario Gomez bejubelt spät das 1:0 gegen den HSV.  (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
Am 27. Spieltag bejubelte der VfB Stuttgart den Siegtreffer erst in der 90. Minute - Mario Gomez erzielte das 1:0. Es war ein wichtiger Dreier für den VfB Stuttgart im Kampf um die Champions-League-Plätze. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Stürmer Cacau bejubelt sein Tor gegen den HSV (Foto: IMAGO, Sven Simon)
Nach den glorreichen Jahren in der Champions League befand sich der VfB Stuttgart in der Saison 2010/11 tief im Abstiegskampf. Ein wichtiger Befreiungsschlag gelang den Schwaben am 31. Spieltag beim 3:0 gegen den HSV. Der VfB hielt am Ende die Klasse und spielte ein Jahr später sogar wieder europäisch. Bild in Detailansicht öffnen
Paolo Guerrero foult Sven Ulreich (Foto: IMAGO, Sportfoto Rudel)
Beim Aufeinandertreffen in Hamburg 2012 hatte sich Hamburgs Paolo Guerrero nicht im Griff. Der Peruaner grätschte VfB-Keeper Sven Ulreich an der Eckfahne von hinten um - glatt Rot. Der HSV verlor Guerrero und das Spiel. Der VfB Stuttgart feierte einen 4:0-Auswärtssieg. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Spieler jubeln nach einem Tor gegen den HSV (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)
2015 steckte der VfB Stuttgart tief im Abstiegskampf. Gegen den Konkurrenten aus Hamburg gelang ein ganz wichtiger Heimsieg am 33. Spieltag. Christian Gentner und Martin Harnik trafen für die Schwaben, insbesondere der Torjubel zum 2:1 erregte Aufsehen. Cheftrainer Huub Stevens hatte seine Mannschaft im Training als "Affen" bezeichnet, die VfB-Spieler antworteten mit dem "Affentanz" nach der erneuten Führung. Bild in Detailansicht öffnen
Sonny Kittel köpft den Ball zum zwischenzeitlichen 3:1 zwischen dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart (Foto: IMAGO, Eibner)
Der elfte Spieltag der Zweitliga-Saison 2019/20 war eher einer zum Vergessen für den VfB Stuttgart. Im Hamburger Volkspartstadion mussten sich die Schwaben mit einer bitteren 2:6-Pleite aus der Hansestadt verabschieden. Bereits zur Halbzeit beim Zwischenstand von 1:3 kam es für die Stuttgarter noch dicker. Ein Eigentor von Gonzalo Castro (56.) und ein Tor von Ex-Stuttgarter Martin Harnik (76.) komplettierten die Niederlage. Bild in Detailansicht öffnen
Torjubel von Gonzalo Castro  (Foto: IMAGO, Poolfoto)
Vor leeren Rängen schaffte der VfB Stuttgart 2019 den entscheidenden Schritt zum Wiederaufstieg in die erste Liga. Wegen der Pandemie ohne Zuschauer im Stadion. Nach einem 0:2-Halbzeitrückstand drehte das Team von Pellegrino Materazzo dank Wataru Endo, Nicolas Gonzalez und Gonzalo Castro die Partie noch zum 3:2-Heimsieg. Das Siegtor fiel erst in der Nachspielzeit. Bild in Detailansicht öffnen

VfB Stuttgart zieht die Kaufoption für Serhou Guirassy

Eine Personalie könnte den Schwaben zusätzlichen Auftrieb verleihen: Der VfB Stuttgart hat die Kaufoption für Serhou Guirassy gezogen und den bislang vom französischen Erstligisten Stade Rennes ausgeliehenen Angreifer fest verpflichtet. Der 27-jährige Torjäger (11 Treffer in 22 Spielen) erhält einen ligaunabhängigen Vertrag bis zum 30. Juni 2026.

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SWR