Am Ende ist Vollsprint angesagt. Als der unglückliche Brasilianer Marquinhos am Freitagabend den Ball an den linken Pfosten setzt und Kroatien beim 4:2 im Elfmeterschießen nicht mehr einzuholen ist, da sausen zwei Dutzend rot-weiß-karierte Fußballer wie von der Tarantel gestochen auf ihren Torhüter Dominik Livakovic am anderen Ende des Spielfeldes zu. Begraben ihn vor Freude unter sich.
Der VfB-Verteidiger mit dem 100-Meter-Jubelsprint
Und freudestrahlend mittendrin Borna Sosa. Kroatischer Jubel, Trubel und Heiterkeit vor der hüpfenden Fankurve: "Ich habe einen 100-Meter-Sprint gemacht", lacht der Linksverteidiger des VfB Stuttgart gleich nach seinem 12. Länderspiel völlig außer Atem in die ARD-Kamera, "vor vier Jahren waren wir im Finale, jetzt sind wir im Halbfinale, wir sind so glücklich."
Borna Sosa, seit vier Jahren beim VfB unter Vertrag, ist mächtig stolz auf sein Land und seine Fußballer: "Kroatien hat nur vier Millionen Einwohner", sagt er nach dem triumphalen Einzug ins Halbfinale, "das ist riesig". Aber auch kein Zufall, weil alles - neben dem fußballerischen Können - vor allem eine Mentalitätsfrage ist: "Gegen Brasilien war es schon schwierig. Aber wir machen alles mit Herz". Der 24-Jährige verweist der auf die unendliche Einsatzfreude des ganzen Teams selbst bei 0:1-Rückstand kurz vor Ende der Verlängerung, "wir spielen mit Herz und gehen immer voll rein. Wir haben 120 Minuten gefightet und am Ende mit etwas Glück auch gewonnen".
Vor dem Spiel gegen Brasilien mit 38 Grad Fieber im Bett
Nach 110 Minuten wird er gegen die Brasilianer völlig ausgepumpt ausgewechselt. Das dramatische Elfmeterschießen beim Spielstand von 1:1 nach Verlängerung erlebt Borna Sosa unter anderem neben dem ebenfalls ausgetauschten Andrej Kramaric von der TSG Hoffenheim von der Bank aus: "Wir geben immer alles, aber ich war tot", gibt er zu. Kein Wunder, hat Borna Sosa doch die Tage davor mit 38 Grad Fieber zu kämpfen, ist deshalb im Achtelfinale gegen die Japaner erkrankt ausgefallen.
Die Elfmeterkönner von Kroatien
Auch ohne den flotten VfB-Verteidiger erledigen seine Mitspieler den Rest des Spiels ganz cool. Elfmeterschießen, das können die Kroaten perfekt. Schon das Achtelfinale gegen Japan hat das Team ohne Nerven vom Punkt aus entschieden, besitzt außerdem einen famosen Mann auf der Linie: "Wir sind froh dass wir einen Torhüter wie Livakovic haben", staunt Borna Sosa über seinen Keeper und Elfmeterhelden, der schon gegen die Japaner drei Schüsse gehalten hat und auch gegen die Brasilianer einen Schuss entschärft. Sosa keck und augenzwinkernd: "Jetzt wollen wir auch im Halbfinale ein Elfmeterschießen".
Borna Sosa freut sich auf Argentinien und Messi
Und in diesem Halbfinale geht es jetzt am Dienstag (20 Uhr) gegen den nächsten Mitfavoriten, gegen den nächsten Fußball-Giganten, gegen Argentinien und seinen Megastar: "Ich will gegen Lionel Messi spielen", freut sich Borna Sosa schon jetzt auf das Vorschlussrunden-Duell. Und das voller Selbstvertrauen: "Ich will gegen Argentinien gewinnen, und dann geht es ins Finale".
Bekommt der VfB Stuttgart demnächst womöglich nach Guido Buchwald 1990, dem Brasilianer Carlos Dunga 1994 und dem Franzosen Benjamin Pavard 2018 einen weiteren Weltmeister? Bei diesem phantastischen kroatischen Team mit dem VfB-Verteidiger Borna Sosa sollte man nichts ausschließen. Vor allem dann nicht, wenn es erneut ins Elfmeterschießen geht...