Es war ein unfassbarer Fußball-Krimi an jenem 23. Mai 2015, ein unvergessenes Abstiegsdrama. Am letzten Spieltag der Saison 2014/15 musste der abstiegsbedrohte VfB Stuttgart in Paderborn antreten. Die Schwaben brauchten dringend Punkte, um den Sturz in die Zweitklassigkeit zu vermeiden. Der VfB stand auf Platz 16, hatte 33 Punkte im Gepäck. Die Paderborner aber kämpften auch ums Überleben, sie waren Tabellenletzter, hatten mit 31 Zählern aber nur zwei Punkte weniger als die Schwaben auf dem Konto. Alles war möglich. Nach oben und nach unten.
Paderborns Führung schockte Stuttgart
15.000 aufgeregte Fans drängten sich in der kleinen und restlos ausverkauften Paderborner Arena, darunter knapp zweitausend Fans aus Stuttgart. Den Schwaben mit Huub Stevens auf der Bank und dem Team um Sven Ulreich, Antonio Rüdiger, Christian Gentner, Filip Kostic und Martin Harnik, schlotterten spätestens nach vier Minuten die Knie. Marc Vucinovic hatte die Ostwestfalen früh in Führung geschossen, den VfB eiskalt erwischt.
Didavis Ausgleich gab frische Luft
Der VfB blickte in den Abgrund, die Zweite Liga rückte immer näher, die Nerven waren zum zerreissen gespannt. Zu diesem Zeitpunkt mit dem 0:1-Rückstand war der VfB Stuttgart abgestiegen, in der Tabelle sogar hinter die Paderborner gerutscht. Erst kurz vor der Pause entspannten sich Mimik und Gestik der Stuttgarter wieder einigermaßen, Hoffnung kehrte ein: Daniel Didavi gelang nach einer Flanke von Kostic der 1:1-Ausgleich. Stuttgart bekam wieder etwas Luft im Existenzkampf, stand aber immer noch auf einem Abstiegsplatz.
Ginczeks Siegtor zum Klassenerhalt
Nach der Pause aber ging die Nervenmühle munter weiter. Die Erlösung gab`s 18 Minuten vor Spielende. Sturm-Hüne Daniel Ginczek schoss den VfB kurz vor 17 Uhr an diesem verrückt-emotionalen Bundesliga-Nachmittag mit 2:1 in Führung, wurde von seinen Mitspielern vor Freude fast zerrissen. "Unfassbar, dass wir dieses Spiel noch mit 2:1 gewinnen", konnte es der Siegtorschütze Ginczek danach im Gespräch mit SWR Sport selbst kaum fassen. Stuttgart hatte mit diesem finalen Treffer in der Blitztabelle die Abstiegsränge verlassen.
VfB-Siegesserie zum Saisonfinale
Der VfB hielt mit Ach und Krach die knappe Führung, brachte das 2:1 über die Zeit. Beim Abpfiff von Schiedsrichter Denzi Aytekin explodierte die Gefühle im Paderborner Stadion. Die VfB-Fankurve wurde zum schwäbischen Freudentempel, auf dem Rasen hüpften und wälzten sich die feierfreudigen Stuttgarter Profis wie die kleinen Kinder.
Paderborn musste runter in die 2.Liga, Stuttgart blieb drin in der Bundesliga. Endlich, nach einer Saison des Grauens, war er da: Der heiß ersehnte Klassenerhalt. Erst ein nicht mehr für möglich gehaltener Schlussspurt mit drei Siegen in Serie an den letzten drei Spieltagen rettete den gefühlt schon abgestiegenen Stuttgartern am Ende der Runde doch noch die Klasse.
Stuttgarts Retter hieß Huub Stevens
Vor allem auch Dank des erfahrenen Niederländers Huub Stevens auf der Bank: "Der Trainer hat einen riesen Anteil am Klassnerhalt", meinte nach dem Drama von Paderborn VfB-Stürmer Martin Harnik, "er hat uns immer wieder motiviert und wachgerüttelt und bestens auf die Gegner eingestellt".
Nach dem erfolgreichen Klassenkampf aber war Schluß für Retter Huub Stevens eim VfB. Sein Nachfolger in Stuttgart im Sommer 2015 hieß Alexander Zorniger.