Fußball | Meinung

Endlich Mittelmaß! Der VfB Stuttgart schont diese Saison viele Nerven

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Von Autor/in Martin Bromber

Der VfB Stuttgart wird die aktuelle Bundesliga-Saison aller Voraussicht nach im Mittelfeld beenden. "Endlich!", findet SWR-Sportredakteur Martin Bromber.

Vier Spieltage vor Schluss belegt der VfB Stuttgart den elften Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga. Der Abstand zu den Plätzen, die für die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigen, beträgt aktuell sechs Punkte. 19 Punkte sind es auf Relegationsplatz 16.

Für viele Anhänger der Schwaben ist das zu wenig. Für mich ist es endlich (!) eine Saison, nach der ich mich sehr lange gesehnt habe: eine Saison ohne Abstiegssorgen, Nervenkitzel und Last-Minute-Entscheidungen. Eine gemütliche, nervenschonende Spielzeit im Liga-Mittelfeld.

Anspruch vs. Wirklichkeit

Blickt man auf die letzten zehn Jahre zurück und lässt man die Ausnahmesaison 2023/2024 mit dem Erreichen der Vizemeisterschaft erst einmal außen vor, so stehen unter anderem ein direkter Abstieg, ein Abstieg nach Relegation gegen Union Berlin, eine Last-Minute-Rettung am letzen Spieltag gegen den 1. FC Köln und ein Ligaverbleib nach Relegation gegen den HSV zu buche.

Wahrlich keine Bilanz, die einen gehobenen Anspruch rechtfertigt. Woher kommt das Selbstverständnis, dass sich der Verein nach einer absoluten Traum-Spielzeit nun dauerhaft im oberen Tabellendrittel wiederfinden muss?

Marktwert und 50-Millionen-Sturm

Ja, der VfB besitzt ligaweit den fünft-teuersten Kader und ja, der VfB hat vor der Saison grob 50 Millionen Euro in einen neuen Sturm investiert. Das spiegelt sich natürlich nicht in Tabellenplatz elf wieder. Und auch spielerisch wurden die Fans in dieser Saison ein wenig zu oft enttäuscht: Leichtfertig vergebene Punkte gegen Vereine aus dem unteren Tabellendrittel, zu viele individuelle Fehler in der Defensive und manchmal fehlte es meiner Meinung nach auch an der richtigen Einstellung.

Trotzdem habe ich mir gerade in den vergangenen zehn Jahren eine Saison wie diese so sehr gewünscht. Nach Wataru Endos Last-Minute Treffer gegen Köln oder der Relegation gegen den HSV flehte ich mehr denn je: "Bitte nächstes Jahr nicht nochmal so!"

Hätte die Truppe von Sebastian Hoeneß in der letzten Spielzeit nicht so stark überperformt, würde die aktuell Spielzeit sicherlich deutlich positiver bewertet als jetzt. "So früh wie möglich die Klasse halten" war doch zuvor noch das Credo.

Die Saison retten?

Ganz ohne Nervenkitzel wird allerdings auch diese Saison nicht zu Ende gehen. Schließlich steht am 24. Mai noch das DFB-Pokal-Finale gegen Arminia Bielefeld an. Viele Stimmen sprechen davon, dass die Saison damit "gerettet" werden kann. Für mich ist dieses Spiel keine Rettung, sondern die Chance nach 18 Jahren wieder einen Titel zu gewinnen, mit dem absolut nicht zu rechnen war.

Berlin, Stuttgart

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