Wer dieser Tage in Hamburg um die Außenalster joggt, dem fällt auf, das etwas anders ist: Bruno Labbadia ist kaum noch zu sehen. Sein eigentlicher Wohnort Hamburg ist aktuell wieder Zweitwohnsitz. Labbadia ist wieder auf Rettungsmission in der Republik unterwegs, diesmal wieder beim VfB Stuttgart. Aber auch dort im Laufmodus: "Der Abstiegskampf wird ein Marathon", sagt der 56-Jährige vor seinem ersten Pflichtspiel nach seiner Rückkehr an den Neckar.
"Feuerwehrmann" ist nur eine Stärke von Labbadia
Zum zweiten Mal nach der Saison 2010/2011 soll der ehemalige Bundesliga-Stürmer den VfB Stuttgart vorm Abstieg retten. Damals wie heute ist es nicht der Abstiegskampf, der ihn anzieht: "Abstiegskampf ist nicht schön, das macht keinen Spaß", sagt Bruno Labbadia. Penibel sei er, einer der gerne alles unter Kontrolle habe, was im Abstiegskampf mit all den Unbekannten schwer sei. Warum er es trotzdem macht? Weil er irgendwie auch ein Romantiker ist, wenn er mit einem Lächeln dasitzt und sagt: "Weil ich den Fußball liebe".
So ganz ohne den Feuerwehrstempel verläuft aber auch in Stuttgart der Start nicht. Schuld daran, dass er zum Feuerwehrmann wurde, ist ausgerechnet Stuttgart. Als er 2010 zum ersten Mal geholt wurde, war Abstiegskampf Neuland für ihn: "Da war ich vorher nur auf der Sonnenseite", erzählt er heute, überlegt kurz und stellt auch für sich fest: "Die damalige Zeit beim VfB hat mich zum kompletteren Trainer gemacht." Damals wurde er erstmals zum Retter. Wie später beim Hamburger SV, beim VfL Wolfsburg oder zuletzt bei Hertha BSC.
Rekord-Dauerbrenner der Bundesliga
Bruno Labbadia kann man ohne Magengrummeln den Dauerbrenner der Liga nennen. Seit 1987 hat er als Spieler und Trainer immerhin so viele Klubs in der Bundesliga durch wie kein Zweiter. Sein letzter Job vor dem VfB, der bei Hertha BSC, machte ihn mit zehn Vereinen zum Bundesliga-Rekordmann. Und wieder war es erst einmal ein Retterjob.
Und trotzdem: Nur Feuerwehrmann sein hat ihm noch nie gereicht. Klar, auch jetzt in Stuttgart will er retten, aber auch entwickeln, fördern, weiterbringen. Auch beim VfB wissen sie das: "Bruno ist ein erfahrener Trainer, der die Bundesliga kennt und auf allen Stationen nachgewiesen hat, dass er Mannschaften stabilisieren und verbessern kann", sagte VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle überzeugt von der Wahl. Denn Wehrle erinnert sich auch: "In seiner ersten Zeit als Cheftrainer führte er den VfB erst zum Klassenerhalt und dann zu zwei Europapokal-Teilnahmen und ins DFB-Pokal-Finale." Das ist definitiv mehr als einfach mal nur retten.
Also wird er nach ziemlich genau fast zwei Jahren Pause wieder an der Seitenlinie stehen. Und ziemlich wahrscheinlich ziemlich akkurat angezogen in seiner Coachingzone stehen. Ohne Laptop in der Hand, aber wenn eine Flanke in den gegnerischen Strafraum segelt, wird er auch mit 56 Jahren ziemlich wahrscheinlich wieder leicht hoch hüpfen und einen Kopfball antäuschen. Einmal Stürmer, immer Stürmer eben.
Ob er noch aufgeregt ist? "Es ist immer noch eine gesunde Anspannung da, egal wie lange man dabei ist", sagt er vor dem ersten Pflichtspiel gegen Mainz, scheint im Kopf schon wieder auf dem Platz und wiederholt noch einmal das, was ihn immer wieder so begehrt macht: "Ich machen diesen Job auch, weil ich diesen Sport so liebe."