Der große Mann wirkte irgendwie ratlos: "Ich habe versucht 90 Minuten alles zu geben", sagte Saša Kalajdžić nach der 0:2-Niederlage im Baden-Württemberg-Duell am Wochenende beim SC Freiburg selbstkritisch gegenüber SWR Sport, "vielleicht reicht es auch von mir zur Zeit nicht."
Kein Tor nach Verletzung
Der Frust des Torjägers ist verständlich. Nicht nur beim VfB Stuttgart steht vorne hartnäckig die Null, seit fünf Spielen und zähen 477 Minuten ist der schwäbische Bundesligist ohne Erfolgserlebnis vor dem gegnerischen Gehäuse. Negaitiv-Rekord. Und auch dem hochgeschätzten Saša Kalajdžić hängt die Torlosigkeit am Stiefel: Null Treffer in drei Spielen seit seinem Comeback nach der Weihnachtspause: 0:0 in Fürth, 0:2 gegen Leipzig, 0:2 in Freiburg. Dreimal 90 Minuten Kalajdzic, dreimal kein Torerfolg für den 24-Jährigen, auf den die Verantwortlichen und die VfB-Fans im Abstiegsstrudel so große Hoffnungen setzen.
"Letzte Saison hätte ich sie vielleicht gemacht"
Der Zwei-Meter-Mann müht sich, er läuft, er wirft sich in die Bälle im gegnerischen 16er - bislang allerdings erfolglos. Wie zuletzt in der Freiburger Arena, wo er mit seiner besten Aktion, einem seiner gefürchteten Kopfbälle, an Freiburgs starkem Keeper Mark Flekken scheiterte: "Chancen hatte ich nicht viele", so Kalajdžić über die für ihn enttäuschenden 90 Minuten im Breisgau mit starken elf Kilometern Laufarbeit, zwei Torabschlüssen und 44 Ballkontakten nachdenklich: "Letztes Jahr hätte ich sie vielleicht gemacht."
VfB Stuttgart wartet auf: Flanke Borna Sosa, Kopfballtor Kalajdžić...
Letztes Jahr. Im Moment nur schöne Erinnerung an eine Saison, in der der Österreicher die bislang beste Phase seiner noch jungen Profi-Karriere genoss. 16 Bundesliga-Treffer für den VfB. Die Fußball-Szene staunte über den trotz seiner Größe fußballerisch grazilen Toremacher mit dem ausgeprägten Kopfballspiel. Linksflanke Borna Sosa - Kopfballtor Saša Kalajdžić, dieses Zusammenspiel war serienweise angesagt bei den Schwaben, die auch Dank der Abschlussstärke des gebürtigen Wieners als Aufsteiger eine überraschend sorgenfreie Saison spielten.
Schwere Schulterverletzung bei Kalajdzic
Letztes Jahr. Doch dann kam die schwere Schulterverletzung im August, beim zweiten Saisonspiel in Leipzig. Die Operation. Das Vorrunden-Aus. Der harte Weg zurück zum Comeback im Januar in Fürth. Aber schon im Fränkischen war zu spüren, dass der wiedergenesene Kalajdzic noch nicht der "alte" Kalajdžić war, noch gar nicht sein kann nach gut vier Monaten Wettkampfpause. Hoffnungsträger hin oder her.
Natürlich war Kalajdžić auch aufgrund seiner Physis sofort wieder der gesuchte Zentrumsspieler. Aber ein paar Zentimeter, ein paar Prozentpunkte fehlen noch zur Topform - in allen Bereichen. Laufband, Kraftraum oder auch der Trainingsplatz sind eben kein Double für den Bundesliga-Fußball. Der Stürmer weiß das, er braucht Geduld: "Ich muss weiter hart arbeiten", sagt Kalajdžić im Interview mit SWR Sport und hofft: "Irgendwann geht es wieder."
VfB-Fitness-Woche im Trainingslager in Marbella
Dass die Bundesliga jetzt zwei Wochen aussetzt, kommt Saša Kalajdžić nicht ungelegen, ganz im Gegenteil: "Die Pause kommt vielleicht zur richtigen Zeit". Im sechstägigen Trainingslager unter andalusischer Sonne in Marbella will VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo bis Samstag mit seinem Team vor allem bei den lange verletzten Spielern wie Kalajdžić an Frische und Fitness für die restlichen 14 Spiele im Abstiegskampf arbeiten. Eine "Overload-Woche", so der Stuttgarter Coach im Fach-Jargon.
Und dann? Nach der Luftveränderung in Süd-Spanien heißt der nächste Gegner in Stuttgart Eintracht Frankfurt, danach geht es nach Leverkusen. "Wir müssen irgendwann den Faden finden und einen Befreiungsschlag landen", sagt Saša Kalajdžić über die historische Torschuss-Problematik und die beängstigende Situation auf Tabellenplatz 17. Und genau dasselbe gilt auch für ihn, für den VfB-Angreifer auf der Suche nach Topform und Torerfolg.
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