Pellegrino Matarazzo und Sven Mislintat sitzen angespannt auf einer Trainerbank (Foto: IMAGO, IMAGO / Sportfoto Rudel)

Fußball | Bundesliga

Rino raus? Das sagen die VfB-Fans zu Matarazzo und Mislintat

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Leon Sander

Der VfB Stuttgart hat in dieser Saison noch kein Spiel gewonnen. Cheftrainer Matarazzo und Sportdirektor Mislintat sind angezählt. Zählen die Fans des VfB mit?

Der VfB kann nicht gewinnen. Diese Saison hat der VfB Stuttgart noch keinen Sieg geholt. Mit fünf Punkten aus acht Spielen steht er auf dem Relegationsplatz. Cheftrainer Pellegrino Matarazzo droht ein stürmischer Herbst. Sportdirektor Sven Mislintat stellte sich im SWR-Sport-Interview hinter seinen Trainer. Dennoch soll Matarazzo das Aus drohen, wenn er weiter nicht gewinnt.

Was sagen die Fans des VfB zu ihrem sportlichen Gespann? SWR Sport hat sie beim öffentlichen Training gefragt. Die Antworten werden Matarazzo, Spitzname Rino, und Mislintat gerne hören.

"Das Beste, was dem VfB seit langem passiert ist!"

"Ich finde, dass [das sportliche Gespann] das Beste ist, was dem VfB seit Jahren passiert ist. Und trotz der anhaltenden Krise finde ich trotzdem gut, dass die zusammenhalten. Das gab es schon ewig nicht mehr beim VfB", sagt Georg aus Rüdesheim. Er ist mit mit meinem Sohn zum Training gefahren, um die Mannschaft zu unterstützen. Der Misserfolg läge nicht alleine an Matarazzo und Mislintat, sondern an vielen Faktoren: "Ich denke, dass die Zwei mit Abstand seit Jahren die beste Arbeit machen, die ich hier beim VfB gesehen hab."

"Nicht gleich wieder den Trainer raus schmeißen"

Auch Hannah Sophie aus Stuttgart ist Matarazzo-Fan: "Ich bin tatsächlich relativ zufrieden. Auch wenn die Ergebnisse noch nicht so stimmen, glaube ich, dass es jetzt wichtig wäre, mal nicht wieder gleich den Trainer rauszuschmeißen." Man solle Matarazzo erstmal arbeiten lassen, damit er die neue Mannschaft formen kann. Hannah Sophie findet den Trainer sympathisch: "Ich mag die Art, wie er auftritt. Ich mag auch, dass er eine gewisse Sicherheit ausstrahlt. Und man hat in dem Spiel, wo er nicht am Rand stand, wo er gesperrt war, gemerkt, dass es einfach nicht so gut funktioniert, wenn er nicht dabei ist."

So sieht es auch Davide aus Reutlingen, nicht nur weil Matarazzo sein Landsmann ist: "Ich finde, es wird immer so viel geschrieben. Und eigentlich sollte man den Trainer einfach arbeiten lassen." Letzte Saison habe man auch an Matarazzo festgehalten und damit den Klassenerhalt geschafft. "Immer ein Trainerwechsel, da weißt du auch nicht, ob das sofort wirkt oder nicht."

"Wer beim VfB alles schon Manager war..."

Der Autogrammjäger Alexander ist extra aus Würzburg angereist. Er ist Dortmund-Fan, aber trotzdem Matarazzo-Anhänger: "Man muss den Trainer hier weiter unterstützen. Er macht gute Arbeit, sonst hätte er wahrscheinlich den Klassenerhalt nicht geschafft. Und ja, ich bin optimistisch, dass der VfB die Kurve kriegt - auch mit Matarazzo". Auch er betont, dass viele neue Spieler da seien. Matarazzo solle auf jeden Fall bis Weihnachten Zeit bekommen, um eine Mannschaft zu formen.

Jürgen aus Stuttgart ist seit 1973 VfB-Fan. Er hat schon einige Trainer und Sportdirektoren kommen und gehen sehen. Seine Erfahrung aus den wechselhaften Zeiten sagt ihm: "Der Trainer muss da bleiben." Und auch von Mislintat ist er überzeugt: "Der hat gute Spieler geholt. [...] Wenn ich überlege, wer beim VfB alles schon Manager war..." Jürgen muss den Gedanken nicht weiter ausführen. Er denkt an Mislintats Vorgänger und muss lachen.

Es ist natürlich immer die Frage: Woran hat es gelegen?

Wenn der Trainer nicht das Problem ist, woran liegt es dann? Jürgen bemängelt den Einsatz der Mannschaft: "Lieber mal ein wenig die Sau raus lassen und ein wenig dreckig sein." In vielen Spielen hätte das Glück gefehlt, so könne der VfB es erzwingen. Deswegen wünscht er sich auch von Matarazzo an der Linie: "Er müsste ein wenig mehr aus sich rausgehen." Außerdem hadert er mit dem Vorstand, der würde Unruhe verursachen. Die neuen prominenten Berater des VfB - Lahm, Khedira und Gentner - sieht er kritisch: "Viele Köche verderben den Brei."

Abdul aus Stuttgart bemängelt ebenfalls den Einsatz: "Ich finde, der VfB muss mehr läuferisch machen." Auch er findet, die Schwaben müssten das Spielglück erzwingen: "Alles geht über Arbeit. Wenn es durch Technik nicht geht, dann kann man vieles durch Arbeit ersetzen." Dem Trainer traut er zu, die Probleme zu lösen: "Ich finde, Matarazzo hat sehr, sehr gutes Entwicklungspotenzial. [...] Und ich finde, der VfB wird mit ihm Erfolg erlangen. Wenn man an den richtigen Stellschrauben dreht."

Der Nachwuchs "kritisiert" den Sportdirektor

Der 15-jährige Hoizon will mehr Härte sehen: "Die können ja nicht die ganze Zeit auf Unentschieden gehen." Mit Mislintats Kaderplanung ist er nicht ganz zufrieden: "Ich glaube, wir haben ein paar Schwächen im Mittelfeld und ein bisschen in der Abwehr." Mislintat bekommt aber auch Lob für den ablösefreien Transfer von Zagadou: "Gute Stärkung in der Abwehr."

Auch der elfjährige Jaden sieht Schwächen im Mittelfeld: "Da fehlt was." Und vorne hätte er gerne noch jemanden, der Tore schießen kann: "Ein neuer Stürmer würde schon helfen."

Keine Stimmen gegen den Trainer

Eine Stimme, die den Rauswurf Matarazzos fordert, können wir am Trainingsplatz nicht finden. Anscheinend haben die Fans vor Ort den Wankelmut des VfB in der Vergangenheit satt. Das sagt uns auch Dieter aus Stuttgart. Er ist seit Jahrzehnten dabei und hat viel mitgemacht mit dem VfB. Er steht dem Gespann "uneingeschränkt positiv" gegenüber. Und fordert ein klares Bekenntnis zum Trainer, um für Ruhe zu sorgen: "Es muss klare Kante gezeigt werden. So wie es das letzte Mal auch schon war, als der Trainer in Frage gestellt worden ist."

Zum Ende der Trainingssession kommt Sven Mislintat zu den Fans und schreibt Autogramme. Nicht nur Autogrammsammler Alexander sichert sich eins. Die anwesenden Fans sind zufrieden. Auch Dank solcher nahbarer Aktionen scheinen die Anhänger des VfB von ihrem sportlichen Gespann überzeugt.

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Leon Sander