Letzter Spieltag in der Saison 2006/07: Es läuft die 63. Spielminute. Antonio da Silva flankt von der linken Außenbahn in die Mitte. Die Nummer 28, Sami Khedira, steigt hoch und wuchtet den Ball ins Netz. Tooooor für den VfB Stuttgart - 2:1! Im ausverkauften Gottlieb-Daimler Stadion gibt es kein Halten mehr. Der junge Mittelfeldspieler hat den VfB soeben zur fünften deutschen Meisterschaft geköpft.
Vom Nobody zum Nationalspieler
Der damals 20-Jährige konnte sein Glück auch nach dem Abpfiff kaum fassen: "Nach acht Monaten schon die Schale in den Händen zu halten, ist Wahnsinn". Mittlerweile liegt dieses Ereignis knapp 13 Jahre zurück und es sollte der Anfang einer Bilderbuchkarriere sein. Aufgewachsen in Oeffingen, wagte der junge Sami als Achtjähriger den Sprung zum VfB Stuttgart. Dort durchlief er sämtliche Jugendmannschaften und absolvierte im Oktober 2006 sein erstes Bundesligaspiel gegen Hertha BSC (2:2).
Im Jahr 2009 lud ihn Bundestrainer Joachim Löw zum ersten Mal in die Nationalmannschaft ein. Da Khediras Vater aus Tunesien stammt, hätte er auch für die tunesische Auswahl spielen können, doch er entschied sich für die DFB-Elf. Bei der WM 2010 übernahm er in Abwesenheit von Michael Ballack die Rolle des Taktgebers im Mittelfeld.
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Champions League-Sieger mit Real Madrid
Nach 98 Bundesligaspielen für den VfB und Platz drei bei der WM 2010 wechselte er für rund 14 Millionen Euro zu Real Madrid. Dort traf der Schwabe auf Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Kaká oder Sergio Ramos. Doch auch im Starensemble der Madrilenen zählte Khedira zum Stammpersonal. Mit den Königlichen gewann er zweimal den spanischen Pokal (2011, 2014) und einmal die Meisterschaft (2012). Den größten Erfolg seiner bis dahin noch jungen Karriere feierte er dann im Jahr 2014 mit dem Gewinn der Champions League (4:1 n.V. gegen Atletico Madrid).
Höhepunkt der Karriere: Weltmeister in Brasilien
Es sollte allerdings nicht der letzte Titel gewesen sein, den er 2014 gewinnt. Nach dem Finale in der Champions League ging es für Khedira mit der Nationalmannschaft zur WM nach Brasilien. Insgesamt stand der gebürtige Stuttgarter in fünf von sieben Spielen auf dem Platz. Beim historischen 7:1-Erfolg gegen Brasilien im Halbfinale bereitete er ein Tor vor und erzielte das zwischenzeitliche 5:0 selbst.
Diese Leistung wollte der Mittelfeldstratege auch im Finale gegen Argentinien wiederholen, doch der 33-Jährige verletzte sich beim Aufwärmen und konnte nicht spielen. Der Ausgang ist bekannt, Deutschland wurde durch das Tor von Mario Götze zum vierten Mal Weltmeister. Ein weiterer Titel in der Sammlung von Sami Khedira.
Fünfmal Meister mit Juventus Turin
Bei Real Madrid wurde er in der Folge durch mehrere Verletzungen zurückgeworfen, weshalb er sich 2015 für einen Wechsel zu Juventus Turin entschied. Bei den Italiener stockte er seine ohnehin schon imposante Titelsammlung erneut auf. In fünf Jahren wurde er fünfmal Meister und dreimal Pokalsieger mit den Bianconeri. Insgesamt absolvierte er 145 Spiele für Juve, bevor er im Februar nach Deutschland zurückkehrte.
Abstiegskampf statt Champions League
Bei Hertha BSC möchte er nun wieder öfter auf dem Platz stehen, nachdem er im letzten halben Jahr in Turin gar nicht mehr zum Einsatz kam. "Ich will spielen, Verantwortung übernehmen und etwas erreichen", sagte der 33-Jährige bei seiner Vorstellung. Sowohl bei Real Madrid als auch bei Juventus Turin lief er mit der Nummer sechs auf. Bei den Berlinern trägt er nun wieder die 28, die er bereits beim VfB auf dem Rücken hatte. "Rückennummern haben nicht die ganz große Bedeutung für mich", sagte Khedira, auch wenn er zugibt, dass sich mit der Nummer 28 "der Kreis wieder schließt", da das die Nummer ist, mit der er in Stuttgart Deutscher Meister wurde.
Khedira kann die 100 knacken
Der Kreis schließt sich auch dann wieder, wenn Khedira am Wochenende mit seinen Berlinern in Stuttgart spielt. Sollte er zum Einsatz kommen, wäre es sein 100. Bundesligaspiel. Und welcher Ort könnte da geeigneter sein, als das Stadion, in dem vor mehr als 14 Jahren alles begann?