Moritz Kwarteng hat seine Offensivstärke bei Magdeburg regelmäßig gezeigt (Foto: IMAGO, IMAGO / Rene Schulz)

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Magdeburgs Moritz-Broni Kwarteng zum VfB? Das könnte passen!

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Magdeburgs Moritz-Broni Kwarteng hat das Interesse mehrerer Bundesligisten auf sich gezogen. Auch das des VfB Stuttgart. Für den flexiblen Offensivspieler wäre es eine Rückkehr in die Heimat.

"In Stuttgart bin ich groß geworden, hier bin ich meine ersten Schritte gegangen." Es sind warme Worte, die Moritz-Broni Kwarteng über seine Heimat verliert. Über seine Kindheit im Stuttgarter Stadtteil Botnang, in der er von seinen Eltern "sehr viel Liebe, sehr viel Unterstützung" bekommen habe. Der 25-Jährige spricht reflektiert, es scheint, als wisse er, was er will. Und er weiß, dass andere ihn wollen. Kwarteng hat sich ins Bundesliga-Rampenlicht gespielt. Zehn Tore in 29 Spielen der abgelaufenen Zweitliga-Saison haben das ermöglicht.

Die "Skyline" von Botnang auf dem Unterarm tätowiert

Gelernt hat er das Kicken auf der Straße und auf dem Bolzplatz in Botnang, wo er als kleiner Junge die Tricks von Ronaldinho oder Robinho nachstellte. Die Botnanger "Skyline", die eigentlich nur aus zwei kleineren Plattenbauten besteht, hat sich Moritz-Broni Kwarteng, Spitzname "Momo", sogar auf seinem Unterarm verewigt. Die Verbindung zur Heimat ist damit dauerhaft sichtbar für den Straßenfußballer. "Wenn ich einmal meine Kniescheiben zeige, dann wird das jeder erkennen."

Wieder hinfallen und aufstehen, das zeichne den typischen Straßenfußballer aus. Und beschreibt perfekt auch irgendwie den Karriereweg des Moritz Broni-Kwarteng, war er doch bis nicht vor allzu langer Zeit sogar vereinslos. Doch von vorne.

Kwarteng durchläuft früh die Jugendmannschaften des VfB Stuttgart bevor er 2013, damals ist er 15 Jahre alt, in die Jugend von RB Leipzig wechselt. Mit seinen damaligen Jugendleitern Thomas Albeck und Frieder Schrof geht er mit 14 Jahren Schritt in den Osten. "Die beiden waren beim VfB bekannt als prägende Figuren für große Karrieren wie bei Serge Gnabry und Joshua Kimmich", erzählt er über die damalige Zeit.

Unter Achim Beierlorzer und Robert Klauß spielte der Stuttgarter mit ghanaischen Wurzeln U17-Bundesliga. Doch richtig wohl fühlt sich der Offensivspieler Moritz-Broni Kwarteng in Leipzig nicht. "Es ist sehr, sehr schwierig gewesen, ich bin sehr heimatverbunden."

Von Stuttgart nach Leipzig und über Hoffenheim zum HSV

Ihn zieht es wieder näher an die Heimat Stuttgart. Das damalige Offensivtalent bekommt das Angebot für die Hoffenheimer A-Jugend zu spielen, zunächst unter Julian Nagelsmann, später auch unter Domenico Tedesco. In Hoffenheim läuft es gut. "Eine schöne Zeit", sagt er. Doch nur der erste Schritt für den Straßenkicker. Denn in Hoffenheim läuft es letztlich so gut, dass der HSV auf Kwarteng aufmerksam wird und ihn zum Profi machen möchte.

Doch es kommt anders. Die erhofften Einsätze in der 2. Bundesliga bleiben zunächst aus. Es werden drei Spielzeiten in der viertklassigen Regionalliga. Sein heutiger Trainer bei Magdeburg, Christian Titz, zieht Broni-Kwarteng zu den Profis hoch, doch Titz ist 2018 nur ein halbes Jahr Trainer beim HSV.

Der Menschenfänger Christian Titz macht Kwarteng gut

Immerhin HSV-Interimstrainer Horst Hrubesch belohnt ihm zum Abschluss der Spielzeit 2020/2021 mit drei Einsätzen in der 2. Liga, sein Debüt gibt er am 10. Mai 2021 gegen den 1. FC Nürnberg. Danach folgt die Leere. Das passende Angebot für Broni-Kwartengs Vorstellungen bleibt aus, er entschließt sich erst einmal für die Vereinslosigkeit. Sein "Glücksfall" ist Christian Titz.

Der Vertraute aus Hamburger Zeiten ruft Broni-Kwarteng an und sagt ihm, dass er an ihn und seine Qualitäten glaube. So wie Kwarteng selbst. "Beständigkeit in der Disziplin und im Ehrgeiz", hat sich der 25-Jährige als Motto eingeprägt. Genauso wie die Widerstandsfähigkeit.

"Momo" überwindet die schwere Zeit, steuert in der Rückrunde 2021/2022 fünf Assists in elf Spielen zu Magdeburgs Zweitliga-Aufstieg bei. Der Rest ist bekannt: eine Leistungsexplosion. Als einziger Magdeburger trifft er zweistellig, hat maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt des 1. FCM - auch durch seine variable Spielweise.

Extrem flexibel - Alternative für teuren Tiago Tomas?

Kwartengs Flexibilität könnte ab kommender Saison den VfB Stuttgart bereichern und den Abgang des Portugiesen Tiago Tomas kompensieren, dessen Kaufoption über 15 Millionen Euro für die Schwaben als zu teuer gilt. Die portugiesische Sportzeitung "A Bola" berichtete kürzlich, dass der VfB die Kaufoption nicht ziehen werde.

Kwarteng kann sowohl beide Außenbahnen bekleiden, kann hängende Spitze und auch im Sturm spielen. Und da ist bei den Schwaben außer Serhou Guirassy bekanntlich kein wirklich verlässlicher Torjäger vorhanden. Neben dem VfB sollen auch der VfL Bochum, der FC Basel und Borussia Mönchengladbach starkes Interesse an Kwarteng haben.

Eine Rückkehr in die geliebte Heimat würde der 25-Jährige aber bei entsprechenden Bedingungen bestimmt begrüßen. Dann würde "Momo" ab und an bestimmt auch wieder in Botnang vorbeischauen. Bei der "Skyline", wo er früher Robinho und Ronaldinho imitiert hat.

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