Mein erster Gedanke, als die Verpflichtung von Bruno Labbadia als neuer Trainer des VfB Stuttgart offiziell verkündet wurde: "Wow, das wird definitiv kontrovers in allen Medien diskutiert werden". Aber warum eigentlich nicht Labbadia? Ich kann nicht beurteilen, wie er bei Hertha BSC, beim VfL Wolfsburg, beim Hamburger SV oder bei Bayer Leverkusen gearbeitet hat. Ich kann aber sehr wohl einschätzen, wie er sich in seiner ersten Amtsperiode beim VfB präsentiert hat.
"Was erlaube ..." - als Labbadia den Trapattoni gab
Zunächst habe ich den Menschen Bruno Labbadia als äußerst seriösen Vertreter seiner Zunft schätzen gelernt. Aufgeschlossen, freundlich und in der Kommunikation stets ausgesprochen höflich - dabei immer gerade heraus. Das ist nicht selbstverständlich in diesem hektischen und mit Testosteron überladenen Metier. Außerdem besitzt der Mann Haltung und einen "Arsch in der Hose". Das hat er mit seiner Wutrede nach dem 2:2 im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen bewiesen, als er in der Pressekonferenz die versammelten Medienvertreter in den Senkel stellte.
Klassenerhalt, Europa-League, DFB-Pokal-Finale
Sportlich betrachtet ist Bruno Labbadia schlicht und ergreifend der erfolgreichste Trainer des VfB Stuttgart seit dem Gewinn des Meistertitels mit Armin Veh 2007. Von Dezember 2010 bis Ende August 2013 war Labbadia fast drei Jahre im Amt. In der Zeit vor und nach ihm wechselten die VfB-Übungsleiter fast jährlich.

Auch zu Labbadias Zeiten waren die Mittel und Möglichkeiten der Schwaben beschränkt. Sparen, sparen, sparen hieß das Motto - bei, bitteschön, maximalem Erfolg. Der 56-Jährige schaffte mit dem abstiegsbedrohten VfB in seiner Auftakt-Saison trotzdem den Klassenerhalt, stürmte mit seinem Team dann in die Europa-League und ins DFB-Pokal-Finale gegen Bayern München.
Neue Folge "DEIN VfB": Wohlgemuth und Labbadia sollen es richten
Die häufig geäußerte Kritik, Labbadia würde die Spieler zutexten, er könne nur den Feuerwehrmann geben und sei kein Spielerentwickler, kann ich nicht nachvollziehen. Es müssen ja auch immer die Umstände im Verein passen. Zudem bräuchte es, um diesen Ansichten eine gewisse Bedeutung zu verschaffen, einen Einblick in die Kabine. Ich habe damals von Spielern wie Serdar Tasci gehört, dass die Wertschätzung der Mannschaft gegenüber Bruno Labbadia groß war.
Fußball | Meinung Labbadias Rückkehr - Keine gute Idee!
Turbulente Zeiten beim VfB Stuttgart. Die Schwaben verpflichten mit Bruno Labbadia einen bei vielen Fans umstrittenen Rückkehrer. Das ist keine gute Idee, findet auch SWR Sport-Redakteur Martin Bromber.
Warum ist Bruno Labbadia beim VfB entlassen worden?
Offenkundig nach drei Niederlagen zum Auftakt der Saison 2013/14. Hintergründig an der überzogenen Erwartungshaltung im Verein um den damaligen Präsidenten Bernd Wahler und Manager Fredi Bobic. Die sportlich Verantwortlichen hatten damals den Kader verstärkt und wollten Richtung Europa stürmen. "Unser Ziel ist es dieses Jahr, dass wir uns über die Bundesliga für den internationalen Wettbewerb qualifizieren", hatte Bobic uns Journalisten im VfB-Trainingslager in Donaueschingen gesagt. Für Labbadia war das allerdings zu hoch gegriffen. "Man muss schon ein wenig unterscheiden: "Man hat manchmal das Gefühl, wir hätten Messi und Neymar geholt", sagte er damals. Damit zerstörte er nach Meinung der Vereinsführung die vermeintliche Aufbruchsstimmung beim VfB und musste zum Rapport ins Präsidenten-Büro. Die drei Niederlagen zum Saison-Auftakt waren dann die Steilvorlage, um ihm den Stuhl vor die Tür zu stellen.

Hält der VfB Stuttgart mit Labbadia die Klasse?
Zugegeben, die Entscheidung für Bruno Labbadia hat keinen besonders kreativen Touch. Er ist nicht dieses frische, nagelneue und vor allem unverbrauchte Trainer-Talent. Aber ist das aktuell beim VfB gefragt? Es ist jetzt nicht die Zeit für Experimente. Der Verein muss erst wieder mittelfristig im Mittelfeld der Bundesliga etabliert werden. Es gibt keine Garantie, dass Labbadia den VfB Stuttgart zurück in die Erfolgsspur hieven wird. Die Wahrscheinlichkeit ist meiner Meinung nach aber hoch.