Hummels, Boateng, Götze, Mustafi – und jetzt also Joshua Kimmich. Der Nationalspieler des FC Bayern München befindet sich in bester Gesellschaft. Wie zuvor die anderen erfolgreichen Fußballkollegen hat es nun den Schwaben erwischt.
Bei der jüngsten Umfrage des Fachmagazins "kicker" wurde der 26-Jährige zum "Absteiger" der bisherigen Saison gewählt. Bei diesem Voting, an dem sich 234 Fußballprofis aller 18 Bundesligaklubs (das entspricht 44 Prozent aller Erstliga-Spieler) beteiligt haben, stimmten 14,1 Prozent für den Champions-League-Sieger.
Watsche wegen Impfskepsis
Seine Leistungen auf dem Spielfeld dürften nicht der Grund für dieses Votum sein. Schließlich wurde Kimmich vom selben Fachblatt zum besten defensiven Mittelfeldspieler der Hinrunde 2021/22 gewählt. Also haben seine Fußball-Mitstreiter den sonst so beliebten und anerkannten Profi augenscheinlich für seine Impfskepsis abgewatscht, die er in einem TV-Interview öffentlich gemacht hatte.
Aber es gibt nicht nur Loser unter den Spielern; auch die "Verlierer unter den Trainern" werden halbjährlich ermittelt. Dieses Mal hat es Gladbach-Coach Adi Hütter erwischt. Stolze 26,9 Prozent der Stimmen konnte er einfahren. Einen ähnlichen "Erfolg" konnten in den vergangenen Jahren schon seine Kollegen Kohfeldt, Klinsmann, Kovac oder Tedesco verbuchen.
Dickes Fell?
Was eine solch zweifelhafte "Auszeichnung" mit den Menschen Joshua Kimmich oder Adi Hütter macht? Vielleicht haben sie ein dickes Fell, und das perlt alles lässig an ihnen ab. Denn: Kritik sind diese Profis, zugleich Personen des öffentlichen Lebens, ja fast täglich ausgesetzt. Vielleicht verletzt es sie aber auch. Denn eine kräftige Ohrfeige, gerade aus dem Kollegenkreis, tut womöglich doch etwas mehr weh.
Vor Jahren wurde in diesen Umfragen auch nach dem "schlechtesten Schiedsrichter der Saison" gefragt. FIFA-Referee Babak Rafati wurde von den Profis drei Mal zum schlechtesten Unparteiischen gewählt. Im November 2011 versuchte sich der damals 41-Jährige in einem Hotelzimmer das Leben zu nehmen - unmittelbar vor der Leitung eines Bundesligaspiels.
Rafati sagte mir selbst kürzlich in einem Gespräch, dass diese Umfrage-Ergebnisse kein direkter Auslöser für seine damalige Affekthandlung waren. Aber vielleicht waren sie ein ganz kleines Mosaiksteinchen auf dem Weg in die Verzweiflung eines sensiblen Menschen?
Anonyme Stimmabgabe
Der "kicker" zog daraufhin Konsequenzen und verzichtet seitdem in seiner Umfrage auf die Frage nach dem "schlechtesten Schiedsrichter". Die Fragen nach den "Verlierern" unter den Spielern und Trainern sind aber geblieben.
Die Profis haben auch dieses Mal die Fragen anonym beantwortet. Das heißt: Keiner von ihnen hat Joshua Kimmich oder Adi Hütter direkt ins Gesicht gesagt, dass er sie für die "Absteiger der Hinrunde" hält. Dabei wäre dies eigentlich konsequent gewesen. Denn 40 Prozent der teilnehmenden Profis empfinden die sozialen Netzwerke als "belastend". Der Grund: Es werde zunehmend gemobbt. Vor allem die Kommentare einer bestimmten Gruppe machen ihnen zu schaffen: die der anonymen User.