Ist ja aus Fan-Sicht auch verständlich. Schließlich will man wissen, wie es beim eigenen Klub weitergeht. Kommt endlich mal ein Neuzugang, der die eigene Truppe Richtung Europa schießt? Wer ist dieser "neue Messi", der demnächst in der Bundesliga reüssieren soll? Kommt ausgerechnet jetzt, nach dieser tollen Saison, der absolute Ausverkauf?
Womit wir beim VfB Stuttgart wären: Dort stehen mit Yannik Keitel, Justin Diehl, Jeff Chabot, Stefan Drljaca und Nick Woltemade zwar schon fünf Neuzugänge fest. Und doch kann man den Eindruck gewinnen, Trainer Sebastian Hoeneß müsse in der kommenden Saison mit einem Rumpfkader in die Königsklasse starten. Fast täglich wabern neue Gerüchte durch die Internetforen. Serhou Guirassy hier, Chris Führich dort, Waldemar Anton woanders. Scheinbar werden sämtliche Leistungsträger den Klub verlassen. Was natürlich Quatsch ist, aber Aufmerksamkeit ist nun mal die schnelle Währung im Online-Journalismus.
Clevere Heidenheimer: Mit Transfer den Gerüchten zuvorkommen
Am besten macht man es wie der 1. FC Heidenheim und verpflichtet schon vor Saisonende fünf neue Spieler. Das zieht dem Ganzen ziemlich schnell den Stecker. Oder wie die Mainzer, die den begehrten Nadiem Amiri mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet haben – Gerüchteküche geschlossen. Doch oh Schreck, da ist ja noch Brajan Gruda. Der 19-Jährige hat in der Rückrunde groß aufgespielt und wird jetzt zuverlässig bei großen Klubs gehandelt. Eigentlich langweilig, und doch liest man es. Sei es, weil man beruflich gesehen "auf dem Laufenden" bleiben will oder weil eben doch was dran sein könnte - zumindest manchmal. Denn meistens ist an den Gerüchten natürlich nichts dran. 95 Prozent verfolgt man umsonst.
Generell ist bei Transfergerüchten Skepsis angesagt, wenn man die Quelle weder einem Genre noch einem Land zuordnen kann. Das ist meistens Mist. Oder ein Gerücht klingt zu wild. Werden etwa Spieler, die zuletzt eine maue Saison gespielt haben, nun bei diversen Top-Klubs gehandelt: Vorsicht! Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die Gerüchte sind von Spielerseite gestreut oder diverse Top-Klubs haben den Verstand verloren - das eine ist deutlich häufiger der Fall als das andere.
Nach dem Transfergerücht ist vor dem Transfergerücht
Zugegeben, auch SWR Sport berichtet mitunter über Gerüchte auf dem Transfermarkt. Sei es, weil manche Kontakte von mehreren Seiten bestätigt sind oder der Gesprächswert einfach wirklich hoch ist. Und in Zeiten von Ausstiegsklauseln und Kaufoptionen kann man schon mal den Überblick verlieren.
Zu konkreten Verhandlungen kommt es dagegen vergleichsweise selten. Und auch das hat noch nichts zu bedeuten, selbst wenn "nur noch Details" zu klären sind. Dann geht es nämlich um Kohle. Und liegen die Zahlen erstmal auf dem Tisch, ist mancher Spieler für den Klub plötzlich doch nicht mehr das dringend benötige Puzzleteil für den Kader. Und mancher Klub für den Spieler auch nicht mehr der logische nächste Karriereschritt.
Aber keine Sorge: Verfügt der Kicker über zwei orthopädisch unauffällige Füße und hat auch schon mal passabel gegen den Ball getreten, wird schon bald der nächste Klub "Interesse" haben. Und dann heißt es wieder: Vorsicht, heiß! Die Gerüchteküche brodelt wieder.