Waldhof-Spieler Niklas Sommer vor einer Grafitti-Wand (Foto: SWR)

3. Liga | Porträt

Niklas "Willy" Sommer: Ein echter Zocker beim SV Waldhof Mannheim

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Martin Maibücher

Niklas Sommer ist ein Zocker. Sowohl im Trikot des SV Waldhof Mannheim als auch auf Livestream-Plattformen im Internet. Im Netz ist er ein Star, beim Drittligisten will er sich einen Stammplatz erarbeiten.

Dass Fußballvereine auf ihren Social-Media-Kanälen einen rasanten Anstieg an Abonnenten verzeichnen, kennt man vor allem aus den Top-Ligen des internationalen Fußballs. So bescherte die Verpflichtung von Lionel Messi dem französischen Hauptstadtklub Paris St. Germain gleich sechs Millionen neue Follower auf Instagram.

Einen ordentlichen Zuwachs an Followern in der digitalen Welt verzeichnete in diesem Sommer auch der Drittligist SV Waldhof Mannheim. Natürlich nicht in den Messi-Dimensionen, aber der Zugewinn war verhältnismäßig riesig. Innerhalb von zwei Monaten stiegen die Follower-Zahlen auf Instagram von rund 34.000 auf aktuell mehr als 53.000. Ausgelöst durch einen Transfer. Der Spieler: Niklas-Wilson Sommer, Neuzugang vom slowakischen Erstligisten Dunajska Streda.

Rufname: Willy

Auf dem Trainingsgelände am Alsenweg in Mannheim sind die Vornamen Niklas oder Wilson nie zu hören, wenn laute Ansagen über den Platz schallen. Dafür immer wieder: Willy. Sein Spitzname, so kennen ihn auch seine Fans im Netz. Denn dort ist der 23-Jährige aktiv, wenn er gerade nicht auf dem Fußballplatz steht. Mit Livestreams, wenn er Online-Games zockt. Oder er gewährt seinen Fans und Followern einen Einblick in sein Privatleben. Beim Haare schneiden mit Kumpels, auf der Achterbahn oder bei einer Tour durch Mannheim: Willy lässt die Welt an seinem Alltag teilhaben. Auf YouTube folgen ihm mehr als 130.000 Abonnenten, auf Twitch und Instagram sind es weit mehr als 240.000.

Ganz besonders fasziniert Sommer der direkte Kontakt und Austausch mit seiner Community. Ihm sei es vor allem wichtig, "dass sie sehen: Hey, ich bin nicht anders als ihr. Ich spiele zwar Fußball, das ist ein Traum und ein Privileg und nicht selbstverständlich. Aber ich bin immer noch die gleiche Person wie du. Selbst wir könnten mal ein Eis essen gehen", sagt er.

Über Stuttgart, Großaspach und die Slowakei nach Mannheim

Geboren wurde Sommer in Dessau in Sachsen-Anhalt. Seine Jugend verbrachte er in Nürnberg, machte seine ersten großen fußballerischen Schritte in den Nachwuchsmannschaften des 1. FC Nürnberg. Von da aus ging es über den VfB Stuttgart II, die SG Sonnenhof Großaspach und die Slowakei zum SV Waldhof Mannheim. Bei den Kurpfälzern erhielt der 23-Jährige in diesem Sommer einen Zweijahresvertrag.

In seinen ersten zwei Monaten konnte er sich besonders auf seine Teamkollegen verlassen, die ihn beim Ankommen in der neuen Stadt unterstützt haben. Zum Beispiel mit einem Schlafplatz. Anfangs wohnte er bei Stürmer Dominik Martinovic, danach bei Linksverteidiger Anton Donkor. "Der hat mir dann eine Couch zur Verfügung gestellt, die sehr gemütlich war", berichtet Sommer.

Sein Mitspieler und "Herbergsvater" Anton Donkor hatte ebenfalls Freude an der Zweier-WG. Sein Fazit: "Es gibt auf jeden Fall schlimmere Mitbewohner. Wir verstehen uns sehr gut, harmonieren ganz gut miteinander." Zudem sei es interessant gewesen, "so einen Streamer in Action zu sehen", so Donkor. Mittlerweile hat Niklas Sommer seine eigene Wohnung gefunden, der Umzug wird in diesen Tagen vollzogen.

Starker Auftritt beim Pokalsieg gegen Eintracht Frankfurt

Seine bislang stärkste Leistung im Mannheimer Trikot zeigte er beim 2:0-Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt. Ein Festtag in Mannheim – und "Willy" Sommer 90 Minuten lang mittendrin. In der 3. Liga kam der Rechtsverteidiger bislang meist von der Bank, Sommer wurde in fünf der ersten sechs Spiele eingewechselt. Das soll sich ändern.

"Nur meine Leistung zählt. Und ich kann beeinflussen, was ich auf den Platz bringe. Da brauche ich nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen."

"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich bin zufrieden", gibt Sommer offen zu. Er sei aber mit Cheftrainer Patrick Glöckner in einem "super Austausch", mit harter Arbeit will er sich einen "klaren Stammplatz" erkämpfen. Und er fügt an: "Letztendlich bin ich dafür verantwortlich, weil nur meine Leistung zählt. Und ich kann beeinflussen, was ich auf den Platz bringe. Da brauche ich nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen."

Sympathisch, bodenständig, bescheiden

Mit Niklas-Wilson Sommer, genannt "Willy", hat der SV Waldhof Mannheim einen echten Zocker verpflichtet. Das gilt für den Trainingsplatz genauso wie für die digitale Welt. Und: Sommer ist ein echter Fan-Magnet. Zu den Einheiten im Sommertrainingslager kamen zahlreiche junge Zuschauer, um ihren Willy zu treffen.

DFB-Pokal: Spielszene Waldhof Mannheim gegen Eintracht Frankfurt (Foto: IMAGO, IMAGO / Jan Huebner)
Überraschung im DFB-Pokal: Mannheim mit Niklas Sommer besiegte den Bundesligisten Eintracht Frankfurt.

Bei all dem Hype um seine Person ist der 23-Jährige stets er selbst geblieben. Sympathisch, bodenständig, bescheiden. Einfach ein fröhlicher und kommunikativer Kerl, der den direkten Austausch mit anderen Menschen liebt. So haben ihn auch seine neuen Teamkollegen kennengelernt. "Ein richtig netter, bescheidener Typ", beschreibt Waldhof-Kapitän Marcel Seegert den prominenten Neuzugang. Und Marc Schnatterer sagt: "Wie er sich so gibt auf und neben dem Platz - ganz entspannt, ganz offen und zugänglich - ist er ein sehr angenehmer Mannschaftskollege."

Ronaldo statt Messi

Zum Abschluss des Interviews mit Niklas Sommer antwortete der Mannheimer Neuzugang noch auf einige Fragen von Fans, die wir im Vorfeld im Netz gesammelt hatten. Eine davon: "Wo würdest du gerne mal spielen und was ist dein Lieblingsklub?" Die Antwort von Willy: "Ich würde gerne mal mit Cristiano Ronaldo zusammen spielen. Deswegen: Wenn er nach Mannheim will - ich bin hier." Kaum auszumalen, was ein solcher Wechsel mit den Social-Media-Kanälen des Vereins machen würde.

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