Myriam Krüger arbeitet in einer Männerdomäne - als "Chefin" der Ulmer Spatzen. Sie ist 34 Jahre alt, hat blonde lange Haare und eine sportliche Figur. Sie sitzt in der Geschäftsstelle des SSV Ulm 1846 Fußball an ihrem Computer und arbeitet an den Terminen.
Myriam Krüger ist taff, lacht viel und hat sichtlich Freude an ihrem Job. Es gibt drei Frauen in der Geschäftsstelle. Eine macht die Buchhaltung, die andere kümmert sich ums Personal und Marketing und dann ist da Myriam Krüger als Geschäftsführerin.
"Man ist halt Frau, Mädle und muss irgendwie erst beweisen, dass man fußballerisch einiges sagen kann. Ich habe ja auch eine A-Lizenz (...), aber anfangs war es schwierig gewesen."
Fußball-Chefin mit höchster Trainerlizenz
Myriam Krüger lässt sich nicht unterkriegen. In ihrer aktiven Zeit als Fußballerin beim SC Freiburg hat sie selbst 120 Spiele in der 1. Bundesliga absolviert. Sie hat mit der A-Lizenz die höchste Trainerlizenz, die es gibt. Dazu kommt noch, dass sie als Frau manchmal dann doch zwischen den Zeilen liest und versucht, die Spieler nicht nur als Spieler zu sehen: "Wie geht es dem Spieler oder der Spielerin im Moment? Ich glaube, da sind Frauen in mancher Hinsicht doch feinfühliger, was noch viel zu selten genutzt wird." Solche Sensibilität hält Myriam Krüger jedoch für sehr wichtig im Sport.

Stationen beim SC Freiburg und bei Bayern München
Sie hat beim SC Freiburg gespielt, währenddessen am Sportinternat ihre Fachhochschulreife beendet und eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau absolviert. Nachdem sie ihre Trainerlizenz hatte, ging sie zum FC Bayern, trainierte die U12 und landete dann in Ulm. Dass sie ständig verwundert angeschaut wird, wenn sie sagt, dass sie einen erfolgreichen Fußballverein leitet, versteht sie nicht. Sie würde sich wünschen, dass man mehr aufs Können achtet und nicht aufs Geschlecht.
Bald Fußball-Chefin und Mutter
Nach drei Jahren im Verein hat sich Myriam etabliert. Sie wird von allen respektiert und ihre Arbeit als Geschäftsführerin und Leiterin des Nachwuchsleistungszentrums auch geschätzt. Nun steht sie vor einer neuen Herausforderung. Sie ist im neunten Monat schwanger. Ulm spielt seit dieser Saison in der 3. Liga. Elternzeit ist da jetzt etwas schwierig. Deshalb geht sie nicht in den Mutterschutz und nimmt keine Elternzeit. Nach der Geburt will sie wieder arbeiten.
"Als Frau in einem Bereich mit Männerüberschuss zu arbeiten, da muss man immer in Vorleistung gehen und auch 140 Prozent geben. Dann muss man abwägen, kann man einfach ein Jahr weg sein?"
Sie habe zum Glück einen Partner an ihrer Seite, der es genauso sieht und der sie unterstützt. Er wird deshalb in Elternzeit gehen. Ihr Wunsch wäre es, dass es kein Thema mehr wäre, ob Frau oder Mann einen Beruf ausübt. Am Ende zähle doch nur, dass die Arbeit professionell, gut und vor allem mit Leidenschaft verrichtet wird.