TSG Hoffenheim, FC St. Pauli, VfL Bochum, HSV, Schalke 04, FC Augsburg und jetzt der SC Freiburg - Michael Gregoritsch scheint endlich dort angekommen zu sein, wo er sich wohl fühlt: im Breisgau, beim Sportclub. "Vor fünf Jahren hätte das noch nicht gepasst," ist sich der Österreicher sicher. Warum?
Gregoritsch war von Emotionen geleitet
Es sei eine schwierige Phase gewesen damals, im Herbst 2019. Nach einer guten Saison als Leistungsträger beim FC Augsburg, spielte Gregoritsch zwischenzeitlich beim Bundesligisten kaum noch eine Rolle. Ein Umstand, mit dem sich der emotionale Österreicher nicht wirklich abfinden konnte: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist, wenn man nicht spielt. Man nimmt das mit nach Hause, hat schlechte Laune und lässt das an den Leuten raus, die es eigentlich nicht verdient haben", erzählt Gregoritsch.
Damals äußerte er sich noch deutlicher: "Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen", sagte er im Herbst 2019 der Nachrichtenagentur Austria Presse-Agentur (APA) am Rande eines Trainings mit der Nationalmannschaft. Die Augsburger Verantwortlichen waren davon nicht begeistert, suspendierten den 1,93 Meter großen Stürmer vom Trainingsbetrieb und den Kader für den darauffolgenden Spieltag. Er blieb ohne weiteren Einsatz für die Augsburger in der restlichen Saison, wurde im Winter an den FC Schalke verliehen. Heute würde ihm das nach eigenen Angaben wohl nicht mehr passieren: "Ich habe viele Fehler gemacht und mich mit Sicherheit nicht immer gut verhalten in meiner Karriere, aber ich habe viel gelernt."
Der "neue" Gregoritsch
Seine Emotionen habe Gregoritsch heute besser im Griff. Er habe seine Art zu trainieren und an sich zu arbeiten angepasst. Auch eine Mentaltrainerin unterstützt den 28-Jährigen mittlerweile. "Ich bin ein verständnisvollerer Mensch geworden und habe viel mehr Spaß am Spiel." Deshalb funktioniert er auch beim Sportclub – gut für den Verein und für den Stürmer: "Ich schätze es sehr, wie man hier innerhalb der Mannschaft behandelt wird. Es gibt keinen, mit dem ich mich nicht sehr gut verstehe."
Der Stürmer zahlt das Vertrauen des Vereins zurück, mit Toren und guten Leistungen. Wettbewerbsübergreifend traf Gregoritsch in 29 Partien zwölf Mal, bereitete vier weitere Tore vor. Der SC ist auch dank ihm erfolgreich: Platz drei in der Bundesliga, Viertelfinale im DFB-Pokal, auch in der Europa League mischen die Breisgauer noch mit. Die Saisonziele hat der Verein längst übertroffen, gibt es bereits neue? "Wie Kevin Kuranyi einst so schön sagte: Das müssen sie den Trainer fragen, nicht mir", lacht der Mittelstürmer.
Wie der Vater, so der Trainer
Den Trainer, der den Verein so lange bereits begleitet, wie kein anderer seiner Kollegen: Christian Streich. Gregoritsch zieht Parallelen zu seinem Vater Werner, unter dem er im Alter von nur 15 Jahren für den damaligen österreichischen Bundesligisten SV Kapfenberg debütierte und später auch mit ihm bei der U21-Nationalmannschaft zusammenarbeitete. Werner Gregoritsch sei für alle Spieler ein väterlicher Typ geweseb. Ähnlich wie sein jetziger Trainer: "Er ist sehr menschlich und möchte wissen, wie es der Person geht. Er stellt sich die Frage: 'Was könnte dahinter stecken, dass ein Spieler heute nicht so gut trainiert?' Ich kann mich nicht an viele Gespräche erinnern, bei denen es nur um Fußball ging."
Das Freibuger Spiel ist laufintensiv, vor allem gegen den Ball. Das funktioniert nur mit einer ordentlichen Portion Wille. Das macht ihn und die Mannschaft aus: "Ich möchte keine Ziele setzen, im Sinne von: 'In den nächsten vier Spielen müssen zehn Punkte her.' In welches Spiel gehe ich denn und sage: 'Das möchte ich Unentschieden spielen?' Ich will jedes Spiel gewinnen." Die nächste Chance dazu hat Gregoritsch mit dem Sportclub am Sonntag, wenn Bayer Leverkusen zu Gast ist. Der Ehrgeiz ist jedenfalls unverändert vorhanden – und das ist auch gut so.