Um 17:27 Uhr, direkt nach dem Abpfiff der Bundesliga-Partie gegen die TSG Hoffenheim (3:2), gingen die Gefühle Gassi mit Freiburgs Trainer Christian Streich. Der 58-Jährige hüpfte ausgelassen wie ein junger Fußballfan über den Rasen der Arena.
Außerhalb des Stadions kam es allerdings nur gut eine Stunde später zu unschönen Szenen. Gegen 18:30 Uhr griffen Freiburger Ultras eine mit Hoffenheimer Fußballfans besetzte Straßenbahn an. Nach Mitteilung der Polizei Freiburg kam es im Bereich der Haltestelle Eschholzstraße zu einem massiven Übergriff einer rund 20 bis 30-köpfigen Freiburger Fangruppierung. Der Fahrer der Straßenbahn verließ aus Angst um seine Sicherheit fluchtartig die Bahn.
Die Hoffenheimer Ultras versuchten ebenfalls, die Bahn zu verlassen. Doch ehe es zu einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Gruppen kam, waren hinzugezogene Polizeikräfte rechtzeitig vor Ort. "Es kam zu keinem körperlichen Kontakt", sagte Polizeisprecher Thomas Spisla zu SWR Sport. Es habe somit auch keine Verletzten gegeben.
Acht Männer vorübergehend festgenommen
Insgesamt acht Personen aus der Freiburger Fangruppierung wurden vorübergehend festgenommen. Ihre Personalien wurden festgehalten. Laut Auskunft der Polizei handelt es sich um Männer zwischen 18 und 34 Jahren. Nachdem die Freiburger Verkehrs-AG (VAG) Strafanzeige stellte, ermittelt die Polizei jetzt wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Welcher Ultra-Gruppierung des SC Freiburg die Tatverdächtigen zugeordnet werden können, wollte die Polizei nicht mitteilen.
An der Straßenbahn entstand ein überschaubarer Sachschaden. "An einer Tür wurde eine Scheibe eingedrückt", sagte VAG-Sprecher Andreas Hildebrandt. Die Bahn, die zunächst nicht mehr funktionstüchtig war, sei noch am Sonntag repariert und am Montag schon wieder eingesetzt worden.
Reaktion des SC Freiburg
"Der Sport-Club distanziert sich grundsätzlich von jeglicher Gewalt und verurteilt diese", teilte ein Vereinssprecher dem SWR auf Nachfrage mit. In Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden würden etwaige Vorfälle immer im Einzelfall geprüft. Auf die Frage, ob Ultras, die strafrechtlich auffällig geworden bzw. verurteilt worden seien, in Freiburg Stadionverbot erhielten, hieß es: "Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit der Anwendung der entsprechenden Stadionverbotsrichtlinie."
Übergriffige Aktionen der Freiburger Ultras gab es auch in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder. Im Dezember 2023 lieferten sich Freiburger und Heidenheimer Ultras in der Heidenheimer Innenstadt eine heftige Prügelei. Ausschreitungen innerhalb des Stadions gab es im Mai 2023 beim Halbfinalspiel im DFB-Pokal zwischen dem SC Freiburg und RB Leipzig. Damals wollte eine Handvoll Freiburger Ultras in Richtung Platz stürmen, Wurfgeschosse flogen auf sich aufwärmende Leipzig-Spieler.
Drei Ultragruppen beim SC Freiburg
Seit Ende der 1990er Jahre gibt es in Freiburg eine Ultra-Bewegung, die aus den drei Ultragruppen "Corrillo", "Immmer wieder Freiburg" (IWF) und "Synthesia Ultras" besteht. Wieviele Mitglieder diese Ultragruppen haben, darüber kann oder will der Sport-Club keine Auskunft geben.
Auf der Internetseite des SC Freiburg heißt es über die Ultras: "Bei den Heim- und Auswärtsspielen sind sie maßgeblich für die Stimmung und die Atmosphäre im Stadion verantwortlich. Mit aufwändig gestalteten Choreographien setzen sie zudem regelmäßig Botschaften und sorgen für einen echten Farbtupfer im Stadion."
Auf Risiko und Nebenwirkungen, für die einige Mitglieder der Ultras immer wieder sorgen, wird nicht hingewiesen.