Yannik Keitel war richtig geschafft. 120 Minuten hatte der Mittelfeld-Malocher des SC Freiburg am Mittwochabend im Pokal-Krimi gegen St. Pauli geackert, die Anstrengung vieler Kilometer Laufarbeit und der besten Zweikampf-Quote aller Spieler hing in den Knochen.
Das 2:1 nach Verlängerung ließ aber auch bei ihm die Emotionen höherschlagen: "Wahnsinn, so stellt man sich als Zuschauer ein Pokalspiel vor. Ein Krimi mit Verlängerung und späten Toren", begeistert sich Yannik Keitel im Gespräch mit SWR Sport auch zwei Tage danach noch immer für das Pokal-Erlebnis, "wir sind mega-mega happy, dass wir das noch gewonnen haben. Es war ein Hoch der Glücksgefühle."
Vor allem auch für ihn selbst. Das 1:1 von Matthias Ginter in der Nachspielzeit (90.+3) hatte er perfekt vorbereitet. Und kurz vor Michael Gregoritschs 2:1 nach 119 Minuten wäre ihm beinahe selbst der Siegtreffer gelungen.
Regeneration nach 120 anstrengenden Minuten
Ein runder Fußballabend also für Yannik Keitel. Danach hieß es für ihn und seine Freiburger Mitspieler bis zum Wochenende erstmal ordentlich regenerieren: "Man ist da zunächst noch aufgewühlt, voller Adrenalin", beschreibt Yannick Keitel seine Gefühlswelt nach dem St. Pauli-Sieg, dann heißt es vor allem: "Viel Schlaf, Austraben, Dehnen, Eisbad und was man sonst noch so macht, damit man sich optimal erholt und wieder frisch ins nächste Spiel gehen kann", so Keitel.
Verletzungen prägten die letzte Saison
Yannik Keitel ist endlich wieder mittendrin beim SC Freiburg. Das ist nicht selbstverständlich, blickt er doch auf eine schwierige letzte Saison zurück. Zunächst für einige Wochen Startelf-Spieler, ließen ihn vor allem zwei langwierige Verletzungen an Muskel und Zeh samt Operation in frustrierenden Rückstand geraten. Die Spielzeit 21/22 - eher zum Vergessen. Es lief nicht gut für den vielfachen U21-Nationalspieler.
Seit Sommer ist Keitel wieder eine echte Alternative
Jetzt ist alles anders. Seit Sommer ist der gebürtige Südbadener endlich wieder top-fit. Sieben Bundesliga-Einsätze, Spielpraxis in allen Europa-League-Spielen, dazu die klasse Leistung diese Woche im DFB-Pokal, es läuft Schritt für Schritt wieder rund für Yannik Keitel: "Letzte Saison war schon eine schwierige Zeit für mich mit den Verletzungen und allem drum und dran. Dass ich jetzt wieder gesund bin und auf immer mehr Spielzeit komme, das macht mich sehr glücklich."
Der kräftige Keitel ist sozusagen der Back-Up für die erfahrenen Mittelfeld-Motoren Maxi Eggestein und Nicolas "Chicco" Höfler. Ein Trio, das sich aufgrund der hohen Belastung mit Bundesliga, Pokal und Europa League perfekt abwechseln kann.
Mit elf Jahren aus Breisach nach Freiburg
Schon als elfjähriger Fußball-Bub war Yannik Keitel 2011 vom benachbarten SV Breisach zu den Freiburgern in die Fußballschule gewechselt. Inzwischen trägt der 22-Jährige also seit elf Jahren deren Trikot. Stand jetzt also ein ganzes halbes Leben für den Sport-Club: "Ich bin wirklich schon das halbe Leben in diesem großartigen Verein, der mich sehr geprägt hat", verdeutlicht er das Verhältnis zum Club, "der Verein hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Es ist immer familiär, man kennt sich. Alles bleibt eng beieinander. Es ist sehr schön hier im Verein sein zu dürfen."
Auch Yannik Keitel schwärmt von Christian Streichs Förderung
Wie alle anderen Talente im Profikader des SC Freiburg profitiert auch Yannik Keitel vom besonderen Händchen seines Trainers Christian Streich: "Eine prägende Figur für mich", schwärmt der Jung-Profi von seinem Coach, "er hat schon viele Spieler vom Jugend- bis zum Profibereich begleitet, hat brutal viel Erfahrung und bringt uns Jungs auch immer weiter und gibt uns immer wieder Chancen. Aber die muss man auch nutzen."
Christian Streich: "Charakterlich top. Top Typ"
Christian Streich wiederum freute sich "wahnsinnig über seine Leistung am Mittwoch" und zeigt sich besonders beeindruckt von der Mentalität seines Spielers: "Der Yannik arbeitet immer 100 Prozent. Egal wie enttäuscht er ist. Egal was ist. Er gibt immer alles und weiß mit Schwierigkeiten umzugehen." Coach Streich greift in Sachen Keitel freudig lächelnd ins höchste Fach des Lobs: "Charakterlich ist er top. Ein top Typ. 'Top-Top' würde Pep Guardiola sagen".
MIt Keitel auch gegen Werder Bremen?
Auch an diesem Samstag (15:30 Uhr) gegen Werder Bremen hofft Yannik Keitel wieder auf möglichst viele Einsatzminuten im Mittelfeld des Sport-Clubs. Im Duell mit einem kniffligen Gegner: "Auf keinen Fall wird das einfach", sagt er, "ich habe mir schon viele Spiele von Bremen angeschaut, die machen viele Dinge gut und bringen viel Mentalität auf den Platz. Da müssen wir alles in die Waagschale werfen um erfolgreich zu sein." Yannik Keitel jedenfalls ist bereit. Auch für 120 Minuten.