Nach dem Umzug des Bundesligisten SC Freiburg vom altehrwürdigen Dreisamstadion in die neue Arena am Flugplatz hofften die benachbarten Vereine PTSV Jahn Freiburg und Freiburger Turnerschaft auf neue Trainingsflächen - bislang vergeblich. Die Stadt Freiburg versucht nun eine Lösung zu finden, die Profi- und Breitensport gerecht wird.
"Die Idee, dass die Vereine Trainingszeiten im Dreisamstadion bekommen, kam nicht von uns, sondern vor vielen Jahren von der Stadt."
Nachbarvereine brauchen dringend Platz
Aufgrund seines sportlichen und finanziellen Erfolgs verfügt der Sport-Club Freiburg mit dem Europapark-, Dreisam- und Möslestadion mittlerweile über drei Stadien mit anliegenden Trainingsflächen. Die ebenfalls großen Nachbarvereine des Sport-Club an der Schwarzwaldstraße haben seit Jahren großen Bedarf an Outdoorplätzen, der ihrer Ansicht nach auf dem Areal des Dreisamstadions gedeckt werden könnte.
"Insbesondere für die Sportarten Fußball und American Football bei beiden Vereinen wäre es sinnvoll, dass die oben an der Schwarzwaldstraße angesiedelt sind", sagt der Geschäftsführer der Freiburger Turnerschaft (FT1844), Peter Gerspach. Die Idee, dass die Vereine Trainingszeiten im Dreisamstadion bekommen, stamme nicht von ihnen, sondern sei vor vielen Jahren von der Stadtverwaltung gekommen.

Der SC möchte das Dreisamstadion für Frauen- und Mädchenfußball nutzen
Der Sport-Club wiederum möchte die städtischen Flächen am Dreisamstadion für den Frauen- und Mädchenfußball nutzen und dort soziale Projekte der Kinder- und Jugendförderung weiterentwickeln. Der SC hatte Ende des Jahres der Stadt ein Konzept vorgelegt, das eigene Investitionen in Höhe von knapp sieben Millionen Euro vorsah. Der Sport-Club wollte die komplette Bewirtschaftung des Dreisamstadions übernehmen. Hier wollte der Verein den Frauenfußball konzentrieren, um andere Trainigsflächen entlasten und anderen Vereinen zur Verfügung stellen zu können.
Freiburger Gemeinderat lässt Sportclub abblitzen
Um das Konzept umzusetzen, hatte der Sport-Club einen Mietvertrag über zehn Jahre gefordert sowie das Recht, mit den Nachbarvereinen jedes Jahr neu über die Nutzung von Trainingsflächen zu verhandeln. Dieses Ansinnen hat der Freiburger Gemeinderat kürzlich abgelehnt und den Pachtvertrag mit dem SC für lediglich ein Jahr verlängert. Bis 2024 will die Stadt nun eine längerfristige Lösung für den Breiten- und Spitzensport finden.

Neue Trainingsflächen durch Tribünen-Rückbau?
Der PTSV Jahn und die Freiburger Turnerschaft halten es für möglich, dass auf dem Areal des Dreisamstadions weitere Trainingsflächen entstehen könnten. Voraussetzung dafür wäre allerdings ein Rückbau der Nordtribüne. Tatsächlich ist auch für die Stadt ein möglicher Tribünen-Rückbau ein Thema, bestätigt Sportbürgermeister Stefan Breiter: "Wir prüfen aktuell, welche Folgen es für die Betriebsgenehmigung des Dreisamstadions hätte, wenn man die Ost- oder Nordtribüne des Dreisamstadions zurückbauen würde". Breiter schwebt vor, dass anstelle der Tribünen eine Sporthalle entsteht. So könnte seiner Ansicht nach die Lärm-Problematik gelöst werden.
Die Fans des Sport-Clubs sind geteilter Meinung. "Es wäre schon gut, wenn andere Sportarten ein bisschen mehr Raum kriegen". meint ein jüngerer Fan. Allerdings würde er sich mit einem Rückbau der legendären Nordtribüne - der ehemaligen Fantribüne - schwer tun.
Streich: Stadionrückbau wäre eine "emotionale Veränderung"
Das gilt auch für SC-Trainer Christian Streich. Er hofft, dass die Politik für die Nutzung des Areals eine wohlüberlegte Lösung findet. Zur Not könnte er sich mit einem Rückbau des Dreisamstadions abfinden: "Die Zeit verändert sich halt", gibt er zu bedenken. "Dann würden wir auch damit leben und uns dran gewöhnen", sagt Streich. Aber aus sentimentalen und romantischen Gründen wäre es für ältere Leute wie ihn "schon eine visuelle und emotionale Veränderung".

Auf die Stadtverwaltung kommt in den nächsten Monaten jede Menge Arbeit zu, um eine zufriedenstellende Lösung für die "Sportachse-Ost" zu finden. Einig sind sich Sportclub, PTSV Jahn und Freiburger Turnerschaft, dass ein zusätzlicher Trainingsplatz nördlich der Dreisam helfen würde, die schwierige Situation zu entspannen. Auch die stärkere Nutzung des Ökosportplatzes der Universität könne Entlastung bringen.