Bei allem Respekt, Wolfsburg ist nun wahrlich keine Schönheit. Eine vom wuchtigen VW-Werk geprägte City ohne größere architektonische oder historische Sehenswürdigkeiten. Und dennoch ist die lange Fahrt nach Wolfsburg für Christian Streich eine Art "Lieblingsreise" in der Bundesliga. Dreimal bereits konnte der Trainer des SC Freiburg in der Auto-Stadt gewinnen, nirgendwo anders holte sein Team bislang mehr Dreier.
Streich: "Wolfsburg hat herausragende Qualitäten"
In der aktuellen Form aber sind die Wolfsburger ein echter "Brocken". Vor allem zuhause. Mit 18 Punkten aus acht Heimspielen sind die "Wölfe" in der eigenen Arena noch unbesiegt. Mit einem Dreier gegen Freiburg könnten die Niedersachsen sogar auf Platz drei springen, eine Mannschaft in Champions-League-Form. Auch für Streich: "Wolfsburg hat für mich eine herausragende Qualität. Sie bringen sehr gute Fußballer auf den Platz, die auch 90 Minuten draufgehen, pressen und es dem Gegner brutal schwer machen. Und dazu können sie wahnsinnig gut Fußball spielen."
Amir Abrashi und der Wechsel zum FC Basel
Nicht mehr im Kader für Wolfsburg steht Amir Abrashi. Der kleine Mittelfeldrenner wurde vom SC kurzfristig zum FC Basel verliehen. "Er bringt sich wahnsinnig gut ein, aber seine Spielzeit wurde auch wegen Verletzungen immer weniger", so Streich zum Transfer. Abrashi kam in dieser Saison in der Bundesliga lediglich zu 56 Minuten Einsatzzeit: "Eine wahnsinnig Persönlichkeit, das Verhältnis geht weit über Spieler/Trainer hinaus. Wir konnten ihm den Wechselwunsch nicht abschlagen. Jetzt hoffen wir, dass er dort viel kicken kann, und dann schauen wir im Sommer".
Wer stoppt den "Kleiderschrank" Wout Weghorst?
Zurück zum Gegner. Herausragend, nicht nur körperlich, ist beim VfL Wolfsburg auch in dieser Saison Stürmer Wout Weghorst. Der "niederländische Kleiderschrank" ist in dieser Saison kaum zu stoppen, erzielte in der Vorrunde zwölf Tore für Wolfsburg, neuer Vereinsrekord eines Angreifers beim VfL. Allerdings ist der Einsatz des kopfballstarken Zwei-Meter-Hünen mit der großen Verdrängung noch fraglich, wegen einer Verletzung musste Wout Weghorst am Donnerstag das Training abbrechen.
Sollte er ausfallen, wäre es sicherlich nicht zum Schaden des SC. "Die Körperlichkeit von Wolfsburg ist fast noch einen Tick stärker als die von Frankfurt oder Union Berlin", schwärmt Streich von der Robustheit des Sonntagsgegners, "der VfL ist in diesem Bereich das Beste in der Bundesliga." Freiburg, sagt der Coach "kann nur über den totalen Willen gegenhalten. Wir werden maximal körperlich und geistig gefordert sein, Wolfsburg ist eine absolute Spitzenmannschaft".
Überragende Freiburger Punktebilanz in den letzten zehn Spielen
Freiburg muss sich aber keineswegs vor den bissigen "Wölfen" verstecken. Mit zuletzt satten 21 Punkten aus zehn Spielen zeigten die Breisgauer unglaubliche Stabilität. In dieser Phase verlor der Sportclub nur einmal - beim 1:2 in München knapp gegen den Meister FC Bayern. Und insgesamt 27 Punkte nach 18 Spieltagen sind die zweitbeste Bilanz der jahrelangen "Ära Streich". Mehr waren es nur in der vergangenen Saison (29).
Seit fünf Spielen ungeschlagen gegen Wolfsburg
Dazu kommt, dass die Wolfsburger ein gern gesehener Gegner der Freiburger sind. Seit fünf Spielen ist der Sportclub gegen den VfL ungeschlagen, gewann zweimal und holte drei Unentschieden. Und auch insgesamt ist die Bilanz gegen die Niedersachsen positiv. Und vielleicht lohnt sich auch am Sonntag für Christian Streich und sein Team wieder die beschwerliche 600-Kilometer-Reise nach Niedersachsen, in die "Lieblingsstadt" Wolfsburg...