Eines durfte schon damals nicht fehlen, im ersten Bundesliga-Duell zwischen dem Sport-Club und dem VfB: Das "Badnerlied". Aus vollen Kehlen sangen die Freiburger Fans an jenem kühlen Herbsttag vor dem Anpfiff im Dreisamstadion mit. Auch Martin Braun kann sich im Gespräch mit SWR Sport noch prima an die Bilder dieses historischen Fußballtages erinnern. Natürlich auch deshalb, weil der Underdog aus Freiburg am 15. Spieltag der Saison 1993/1994 als 2:1-Sieger aus dem Derby hervorging: "Zum ersten Mal in der Bundesliga gegen den VfB, das war natürlich auch für uns ein schönes Erlebnis. Umso schöner, wenn man dann auch noch gewinnt", sagt Martin Braun rückblickend.
Die Studentenmannschaft aus dem Breisgau düpierte den großen VfB
Martin Braun war damals 24 Jahre alt, Mittelfeldspieler aus dem benachbarten Donaueschingen, und mit Trainer Volker Finke und den Freiburgern im Sommer 1993 überraschend in die Bundesliga aufgestiegen. Der Sport-Club galt damals als "Studentenmannschaft", als Exot in der Bundesliga.
Umso verblüffender der Triumph an jenem Samstag gegen den auf dem Papier übermächtigen VfB Stuttgart, der mit Stars wie Guido Buchwald, Eike Immel, Thomas Berthold, Dunga oder Wiggerl Kögl auflief: "Der VfB hatte eine sehr gute Mannschaft, war der Favorit", erinnert sich Martin Braun und liefert gleich auch die Begründung für den Überraschungs-Coup beim Derby-Debüt: "Wir hatten gerade eine sehr gute Phase, dazu die Euphorie". Oliver Freund hatte Freiburg in Führung geschossen, der VfB per Eigentor von Maximilian Heidenreich ausgeglichen. Bereits nach 32 Minuten der 2:1-Siegtreffer für den Sport-Club durch Torjäger Uwe Wassmer. Der Argentinier Rodolfo Cardoso verschoss kurz vor der Pause sogar noch einen Elfer.
Nach Spielende und während der Freiburger Ehrenrunde lief übrigens noch einmal das "Badnerlied". Und VfB-Weltmeister Guido Buchwald schwärmte vom künftigen Dauerkonkurrenten: "Alle Achtung, SC Freiburg, was die bringen. Da wird in Zukunft noch einiges zu hören und zu sehen sein...". Er sollte Recht behalten.
Martin Braun: "Einzigartige Atmosphäre im Dreisamstadion"
Martin Braun, von 1990 bis 1995 Profi beim SC und derzeit Trainer beim Regionalligisten TSG Balingen, schwärmt noch immer vom unvergleichlichen Fluidum im Dreisamstadion: "Die Atmosphäre war damals schon sehr einzigartig und wir Spieler haben es immer genossen". Die kleine Arena 1993: Eine winzige Geschäftsstelle, kein Komfort, nur 3.300 Sitzplätze. Viele aus der damaligen Elf um Martin Braun, Andreas Zeyer oder Jens Todt sind Freunde geworden: "Es gibt noch regelmäßig Kontakt zu vielen Spielern, in der Traditionsmannschaft trifft man sich immer mal wieder", so Braun.

Keiner glaubte an Freiburgs Klassenerhalt
Dass der SC Freiburg in den Jahrzehnten danach zu einem etablierten Bundesligisten werden könnte, war 1993 überhaupt nicht absehbar. Martin Braun erinnert sich noch an die Worte des damaligen VfB-Managers Dieter Hoeneß, der sinngemäß meinte: "Wenn der SC Freiburg die Klasse hält, dann haben die anderen jahrelang etwas falsch gemacht". Das, so Braun gegenüber SWR Sport, "war nicht despektierlich gemeint von Dieter Hoeneß. Die Bedingungen in Freiburg waren aber so erheblich geringer als irgendwo anders, dass man das nicht geglaubt hat".
Die Rettung nach einem 4:0 in Stuttgart
Freiburg stand gegen Ende seiner ersten Bundesliga-Saison tatsächlich kurz vor dem direkten Wieder-Abstieg. Der Sport-Club und Martin Braun retteten sich aber Dank eines famosen Schlussspurts und eines 4:0-Sieges am 23. April 1994 im Rückspiel beim VfB Stuttgart. Das aber ist eine ganz andere Geschichte...