Eine engagierte Leistung reichte dem SC Freiburg nicht zum Sieg gegen Juventus Turin. Denn die Juve-Stürmer Dusan Vlahovic (45., Handelfmeter) und Federico Chiesa (90.+5) besiegelten die 0:2-Niederlage der tapfer kämpfenden Breisgauer, die die komplette zweite Halbzeit in Unterzahl spielen mussten. Damit ist im Achtelfinale der Europa League Endstation für den SC Freiburg. "Wir haben alles dafür getan, dass wir weitergehen", sagte Freiburg-Stürmer Michael Gregoritsch im Interview mit SWR Sport. "Wenn Du 0:1 in Rückstand gerätst und mit einem Mann weniger so weiter spielst, dann können wir uns heute in den Spiegel schauen."
SC Freiburg aggressiv und mit starken Standards
Denn der SC Freiburg versuchte von Anfang an, Juventus mit aggressivem Pressing schon bei der Ball-Annahme zu stören. Die Italiener wirkten jedoch nicht sehr beeindruckt und konnten sich immer wieder geschickt von dem Druck befreien - ohne jedoch gefährlich zu werden. Auch der Sport-Club konnte sich gegen die Turiner Defensive nur selten in Szene setzen. Bis auf eine Mini-Chance von Ritsu Doan (5.) kam dabei nicht heraus.
Allerdings kann sich Freiburg auch in der Europa League auf seine bei Standards verlassen. Nachdem Juve-Keeper Wojciech Szczesny den Ball nach einem Schuss von Lukas Höler lediglich zur Ecke abwehren konnte, flankte Christian Günter auf Matthias Ginter. Dessen Kopfball konnte Szczesny nur abklatschen lassen. Doch bei Michael Gregoritschs Nachschuss warf sich Juve-Verteidiger Bremer im letzten Moment dazwischen (22.).
SC Freiburg muss in Unterzahl einem Rückstand hinterherlaufen
Fünf Minuten später glänzte der Brasilianer im Freiburger Strafraum. Nach einer Freistoß-Flanke aus dem Halbfeld köpfte Bremer den Ball jedoch an die Latte. Freiburg konnte nicht klären, der Ball kam zu Dusan Vlahovic. Und der 80-Millionen-Mann aus Belgrad schoss den Ball zur Turiner Führung ins Freiburger Tor - dachten alle. Doch der Video-Assistent machte den niederländischen Schiedsrichter Serdar Gözübüyük darauf aufmerksam, dass Vlahovic im Abseits stand (27.).
Wenige Minuten später war es dann doch passiert: Manuel Gulde konnte den Schuss von Federico Gatti mit einer waghalsigen Grätsche gerade noch abblocken (41.). Doch am Bildschirm erkannte Schiedsrichter Gözübüyük, dass Gulde den Ball mit der Hand abwehrte. Die Folge: Gelb-Rot für den bereits verwarnten Verteidiger und Elfmeter für Juventus Turin. Vlahovic drosch den Ball humorlos in die Mitte; Keeper Mark Flekken war zwar noch dran, konnte das Tor jedoch nicht verhindern (45.). "Bitter", sagte SC-Kapitän Christian Günter, weil Gulde aus kurzer Distanz angeschossen wurde.
SC Freiburg dreht nach der Pause nochmal auf
Es war der Knackpunkt in einem Spiel, in dem die Freiburger gezeigt haben, dass sie an einem guten Tag durchaus mit einem europäischen Spitzenteam mithalten können. "Ich glaube, wir haben mehr als Paroli geboten", sagte Günter. "Wir waren extrem in den Zweikämpfen und haben uns Chancen erarbeitet. Es hat nur ein Tick gefehlt, dass wir in Führung gegangen sind." Stattdessen musste der Sport-Club die Aufholjagd in der zweiten Halbzeit zu zehnt fortsetzen.
Doch Freiburg gab nicht auf. Gregoritsch versuchte es mit einem Freistoß aus etwa 23 Metern. Er verfehlte sein Ziel jedoch knapp (49.). Dann musste Szczesny Ginters Schuss von der Linie kratzen (57.). Anschließend beruhigte Juventus jedoch das Spiel, überließ den Breisgauern den Ball und das Feld und beschränkte sich auf das Verwalten der - in der Summe aus Hin- und Rückspiel - durchaus komfortablen Führung. Freiburg biss sich an der Turiner Abwehr die Zähne aus. In der Nachspielzeit traf der eingewechselte Federico Chiesa zunächst die Latte und dann zum 0:2 (90.+5).
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Turin für ihr Zeitspiel nicht bestraft wurden. Auch SC-Kapitän Günter
ist mit dem Regelwerk nicht einverstanden.
Fans feiern starke Europa-League-Saison des SC Freiburg
Die Niederlage ging insgesamt in Ordnung, denn Juventus Turin war in beiden Spielen die reifere und dadurch effizientere Mannschaft. Dennoch hat der SC Freiburg den Italienern einen großartigen Kampf geliefert. Es war ein würdiges Ende einer starken Europa-League-Saison der Breisgauer, an der auch das Freiburger Publikum einen großen Anteil hatte. "Gänsehaut-Stimmung", freute sich Christian Günter. "In Turin schon, die ganze Saison - aber heute war es schon außergewöhnlich."
Auch Gregoritsch stimmte in die Lobeshymne ein: "Wir brauchen uns mit unseren Fans vor niemandem verstecken", meinte 28-jährige Österreicher. "Wie da 35.000 Menschen nach dem Spiel stehengeblieben sind und uns gefeiert haben - das ist sehr emotional und sehr, sehr schön. Und wir wollen diese Saison auf jeden Fall weiter so Gas geben, dass wir das nächste Saison wieder erleben dürfen."