Sportvorstand Jochen Saier (links) und Sportdirektor Klemens Hartenbach feieren diesen Samstag ihre zehnjährigen Diensjubiläen beim SC Freiburg. (Foto: IMAGO, Langer)

Fußball | Bundesliga

SC Freiburg: Jochen Saier und Klemens Hartenbach - das Erfolgsduo hinter Christian Streich

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REDAKTEUR/IN
Thomas Bareiß

Jochen Saier und Klemens Hartenbach sind mit dem SC Freiburg gewachsen. Seit zehn Jahren nehmen die beiden als Sportvorstand bzw. Sportdirektor bei den Badenern eine Führungsrolle ein. Im Rampenlicht stehen sie - mit voller Absicht - eher selten.

Eine große Feier wird es beim SC Freiburg am Samstag nicht geben. Die zehnjährigen Dienstjubiläen von Sportvorstand Jochen Saier und Sportdirektor Klemens Hartenbach stehen bevor. Doch bereits am Sonntag wartet das Heimspiel gegen den FC Schalke 04. "Die Zeit rast und wir stecken in einem Hamsterrad, das nie endet", so Saier vor der Partie.

"Vor einer Weile haben wir darüber gesprochen, dass das Jubiläum bald bevorsteht. Dass der Tag jetzt gekommen ist, hatte ich aber nicht auf dem Schirm." Typisch SC! Der Fokus beim SC liegt eben auf dem Fußball. Deshalb sind die Badener weniger mit Jubiläen als mit ihren sportlichen Saisonzielen in Liga und Pokal beschäftigt.

Der Erfolg der leisen Töne

Saier, geboren in Lahr und Hartenbach, ein geborener Freiburger, fallen selten als Lautsprecher auf. "Wenn es hilfreich für den Verein wäre, dass ich häufiger vor den Mikrofonen stehe, dann würde ich es natürlich tun", mein Jochen Saier. Es gebe "andere Standorte, die intensiver medial begleitet werden und bei denen man nicht drum herumkommt, sich ständig zu äußern." Neidisch ist er aber auf den Rummel andernorts nicht. Immer wieder wird der Klub aus dem Breisgau als "Wohlfühloase" beschrieben.

"Hier wird aber auch hart gearbeitet und das kostet Energie", betont der 45-Jährige, der in der Region fest verwurzelt ist. Er spielte früher bei mehreren Vereinen in der Nähe von Offenburg. 2001 ging es für ihn für ein Jahr an die Northeastern University in Boston. In den USA studierte er Betriebswirtschaft und bekam ein Fußballstipendium. Die Zeit in einem fremden Land sei prägend für ihn gewesen, hat Saier schon mal zu einem früheren Zeitpunkt erzählt. Direkt nach seiner Rückkehr nach Südbaden hospitierte er in der damals neu gegründeten Fußballschule des SC und stieg, weil es "gut funktioniert hat", stetig auf.

Am 22. April 2013 übernahm er mit Klemens Hartenbach (58) die Aufgaben des damals freigestellten Sportdirektors Dirk Dufner. Auch den heutigen Cheftrainer Christian Streich kannte Saier bereits aus dieser Zeit. "Jochen ist mit dem Verein gewachsen", erklärt Streich. "Er handelt überlegt, ist intelligent und mit der nötigen Empathie ausgestattet. Er verkörpert den SC Freiburg. Und Klemens und er sind auch ein Stück weit der SC." Gemeinsam stehen die Verantwortlichen für Demut, Kontinuität auf unterschiedlichsten Ebenen und längst auch für sportlichen Erfolg. Hartenbach arbeitet seit 2001 für den Sport-Club und war zunächst als Jugendtrainer und Sportlicher Leiter der Freiburger Fußballschule tätig. Zudem leitete er die Scoutingabteilung. Seit zehn Jahren trägt der frühere Torhüter des SC nun schon die Verantwortung als Sportdirektor.

Zu zweit durch dick und dünn für den SC Freiburg

Zunächst übernahmen Saier und Hartenbach interimsweise. Später wurde das Duo zur Dauerlösung bestimmt - und Saier sogar Sportvorstand. Es gab schwierige Phasen wie den Abstieg in der Saison 2014/15. "Wir sind mit vielen Spielern aus der zweiten Mannschaft nach Sevilla geflogen", erinnert sich Saier auch an ein Gruppenspiel in der Europa League im Jahr zuvor. "Der Abstiegskampf war unser Kerngeschäft."

In der Liga konnte sich der Klub letztendlich nicht halten. Aber er erholte sich rasch, schaffte den direkten Wiederaufstieg und mauserte sich zum Pokalfinalisten und Europapokal-Anwärter, der in dieser Spielzeit erneut die Chance hat, sich erstmalig für die Champions League zu qualifizieren.

Freiburg vom Abstiegskampf in die Champions League?

Das Wort "Königsklasse" nimmt Saier, der auch an der Rückholaktion von Nationalspieler Matthias Ginter im Sommer maßgeblich beteiligt war, nicht in den Mund. Nach dem "außergewöhnlichen" Vorjahr wäre die Qualifikation aber noch einmal eine Steigerung. "Es hat bisher extrem viel gepasst, aber es war ein längerer Anlauf", sagt er über den Prozess. "Der Weg bleibt aber steinig und total anspruchsvoll. Das Fundament ist da, klar. Aber die Bundesliga ist für uns auch in den kommenden Jahren eine stürmische See."

Nichts sei selbstverständlich. Alles habe sich der diesjährige Europa-League-Achtelfinalist hart erarbeitet, erzählt Saier. Den Lockrufen anderer Clubs widersteht er, obwohl er bei diesen größere finanzielle Möglichkeiten hätte. "Es gibt nichts Einfacheres, als Geld auszugeben", sagt er. Auch in Freiburg haben sie zuletzt mehr davon investiert. Aber eben auch sinnvoll. Viele Neuzugänge halfen weiter. Saier selbst verlängerte Anfang März bis 2027.

Die Frage nach einem möglichen Wechsel "stellt sich für mich aktuell nicht", betont er. "Wir befinden uns auf einem spannenden Weg, der noch nicht zu Ende ist. Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln, unseren Kern bewahren und bei unseren Werten bleiben." Freiburg bleibt eben Freiburg. Und Saier bleibt Saier. Feiern will er nicht am Samstag, "aber schon den Klemens in den Arm nehmen".

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Thomas Bareiß