Freiburgs Entwicklung geht scheinbar unaufhaltsam weiter. Nach dem verlorenen Finale im DFB-Pokal gegen RB Leipzig und bisher 20 Spielen in der Europa-League, wird das 21. Spiel bei Juventus Turin (Donnerstag um 21 Uhr im Audiostream auf SWR Sport) ein weiterer Meilenstein in der Freiburger Fußballgeschichte. Und selbst Experten wie Jürgen Kohler, der vier Jahre für Juve kickte, trauen Freiburg zu, gegen die alte Dame - "la vecchia signora" - zu bestehen.
"Bei so einem Spiel stehen die Chancen 50:50, der SC Freiburg hat über viele viele Jahre eine außergewöhnliche Geschichte geschrieben. Sei es die Tabellensituation, sei es die Ruhe im Verein, sei es das neue Stadion. Der SC Freiburg hat viele Sachen richtig gemacht, Trainerauswahl und und und. Da stehen ein paar Pluspunkte auf der Habenseite.“
Kohler machte im Gespräch mit SWR Sport deutlich, dass Freiburg sich international erstmal "heranpirschen" musste. Umso beeindruckender sei die Entwicklung beim Klub aus dem Breisgau. "Das ist außergewöhnlich, was Freiburg da gemacht hat."
Der vermeintliche David geht also nicht chancenlos in das Duell gegen den italienischen Goliath, davon ist auch Fritz Keller der ehemalige SC-Präsident überzeugt. "Juventus hat eine große Geschichte und von früher noch einen grandiosen Namen", sagte Keller über den bevorstehenden Gegner. Aber In der heimischen Liga wurden Juve wegen Bilanzfälschung 15 Punkte abgezogen. Auch der europäische Fußballverband UEFA und die Staatsanwaltschaft ermitteln gegen die Turiner. Dennoch habe der Name Juve immer noch "Klang".
"Der SC hat so eine großartige Truppe zusammen, die gemeinsam durch alle Tiefs geht. Das Rückspiel zu Hause zu haben, ist ein großer Vorteil."
In Turin wird Fritz Keller dabei sein, das lässt er sich nicht entgehen. Auch viele Fans reisen in die Stadt am Po. 2100 Anhänger hatten Losglück und Tickets über das Auswärtskontingent bekommen. Viele reisen aber auch frustriert an, ihre Tickets, die sie sich als "Juventus-Mitglieder" gekauft hatten wurden storniert. Dabei sein ist trotzdem alles und vielleicht erwischt man die "Bianconeri" gerade auf dem falschen Fuß. In der Serie-A gab es zuletzt nach einer Siegesserie eine 0:1 Niederlage in Rom. Die Leistung war schwach. Trotzdem, sagt Jürgen Kohler, darf man Juve nicht unterschätzen.
"Italiener sollte man grundsätzlich nicht abschreiben, sie sind in außergewöhnlichen Spielen zu Außergewöhnlichen Leistungen bereit. Auch wenn die letzten Jahre bei Juventus Turin in die andere Richtung gezeigt haben."
Die glorreichen Zeiten von "Juve" gehören der Vergangenheit an
Juventus hat in dieser Saison sportliche Probleme. So stark wie einst ist der 37-malige italienische Meister derzeit nicht mehr. In der Champions League blieb das Team von Trainer Massimiliano Allegri in der Vorrunde hängen. Nach dem Punktabzug in der Liga steht man auf Platz sieben, die Königsklasse scheint nur über den Titel in der Europa League erreichbar zu sein.
Für Juventus ist das Ziel daher klar definiert. "Wir wollen diese Trophäe gewinnen", sagte Nationalstürmer Federico Chiesa und meinte: "Das wäre schön, nach allem, was in der Saison alles passiert." Für Freiburg ist allein schon das Erreichen des Achtelfinals ein Highlight, so Trainer Christian Streich. Viel mehr als das Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Juve gehe nicht. Und trotzdem will Freiburg genau wie Juve ins Viertelfinale und selbst Jürgen Kohler, der insgeheim Juventus die Daumen drückt, traut Freiburg den großen Coup zu. Am Ende des Tages soll laut ihm der Bessere in beiden Spielen in die nächste Runde ziehen.
"Die Chance von Freiburg, liegt darin, dass sie unbeschwert aufspielen können. – Klar würde auch Freiburg liebend gern in die nächste Runde einziehen."