Im Fußball spricht man gerne vom sogenannten "12. Mann". Für gewöhnlich ist damit das Publikum gemeint. Beim Heimspiel des SC Freiburg gegen den FC Bayern München an diesem Samstagmittag wurde aus der gern genommenen Fußball-Metapher allerdings eine Tatsache zum Augenreiben. Durch einen Wechselfehler standen kurzzeitig tatsächlich zwölf Spieler des FC Bayern München auf dem Freiburger Rasen.
Referee Christian Dingert unterbrach das Spiel für mehrere Minuten, ehe er die Begegnung mit einem Schiedsrichter-Ball wieder fortsetzen ließ. Offenkundig hatten die Freiburger Dingert auf den möglichen Regelverstoß aufmerksam gemacht, nachdem die eingewechselten Marcel Sabitzer und Niklas Süle das Feld betreten hatten. "Mir ist aufgefallen, dass Niki reinkommt und keiner rausgeht", sagte SC-Verteidiger Nico Schlotterbeck im Sportschau-Interview. Er habe dann durchgezählt "und einen zu viel gezählt. Ich bin dann zum Schiedsrichter gegangen und hab gesagt, 'da sind zwölf Mann auf dem Feld!' Er hat dann auch abgepfiffen", so Schlotterbeck weiter. Die Bayern führten zu diesem Zeitpunkt bereits 3:1.
Konsequenzen noch unklar
Sabitzer traf in der Nachspielzeit noch zum 4:1-Endstand. "Ich müsste es auch noch mal in Ruhe anschauen", sagte Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier. Am Spielfeldrand hatte es intensive Diskussionen zwischen den Bayern-Verantwortlichen und dem Schiedsrichter-Gespann gegeben. Inwiefern der Vorfall Konsequenzen haben könnte, war zunächst unklar. "Das kann ich nicht beurteilen", sagte Saier. Ob der SC Freiburg also Einspruch gegen die Spielwertung einlegen wird, steht noch nicht fest. Bis Montag um Mitternacht haben die Breisgauer die Möglichkeit dazu, Einspruch einzulegen. Ein Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes verwies am Montag auf die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB. Demnach besteht in solchen Fällen nicht bis zu 48 Stunden nach Schlusspfiff des Spiels, sondern zwei volle Tage lang nach dem Spieltag die Möglichkeit eines Einspruchs.
Fußball | Bundesliga Für Wechselfehler ist nicht der FC Bayern zuständig
Seit Generationen bauen Fußball-Mannschaften auf den zwölften Mann. Bei Freiburg gegen Bayern stand er zum ersten Mal auf dem Platz. "Das hätte niemals passieren dürfen", meint der offizielle DFB-Schiedsrichter-Beobachter des Spiels, Knut Kircher. mehr...
Möglich erscheint dieses Szenario allerdings schon. Wir erinnern uns: Der VfL Wolfsburg hatte nach einem Wechselfehler in der ersten Runde des DFB- Pokals in dieser Saison bereits einen Sieg aberkannt bekommen. Im Spiel gegen Preußen Münster hatten die Wolfsburger in der Verlängerung einmal zu oft gewechselt. Trotz des 3:1-Siegs nach Verlängerung hatte das Sportgericht im Nachhinein auf einen 2:0-Sieg für Münster entschieden - der VfL Wolfsburg schied aus dem Pokal aus.
Stolpert Bayern über Paragraf 17?
Möglich machte das der Paragraf 17 Absatz 4 der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB). So könnte der Wechselfehler der Bayern nun ebenfalls Folgen für die Wertung der Partie haben. "War in einem Spiel ein Spieler nicht spiel- oder einsatzberechtigt, so ist das Spiel für die Mannschaft, die diesen Spieler schuldhaft eingesetzt hatte, mit 0:2 verloren und für den Gegner mit 2:0 gewonnen zu werten, es sei denn, das Spiel war nach dem Einsatz des nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers noch nicht durch den Schiedsrichter fortgesetzt", heißt es dort. Freiburg müsste allerdings Protest einlegen, damit die Panne ein Nachspiel hat.
Bis Montag hat der SC dafür Zeit. Diese will sich der Klub nach SWR-Informationen auch nehmen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen angesichts der möglichen Tragweite rund um eine Qualifikation für das internationale Geschäft.
Fröhlich nimmt die Schiedsrichter in die Pflicht
DFB-Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich nahm nach dem Wechselfehler auch die Referees in die Pflicht. "Es wäre gut gewesen, wenn man vor der Spielfortsetzung noch einmal einen Check gemacht hätte. Das wäre von Schiedsrichter-Seite das Optimale gewesen", sagte Fröhlich.