Es sind genau diese wunderbaren Geschichten, die eine Fußball-WM - und mag sie noch so umstritten sein - für mich immer einzigartig macht. Geschichten wie die von Keysher Fuller aus Costa Rica.
Wer kannte Keysher Fuller?
Hand aufs Herz, kannten Sie den jungen Mann? Keysher Fuller? Ich bin ganz ehrlich, mir war der Name nicht geläufig, und das als jahrelanger Fußball-Reporter. Das ist aber jetzt wirklich keine Schande bei insgesamt 832 WM-Spielern aus aller Herren Fußball-Länder. Zumal der 28 Jahre alte Abwehrspieler außerhalb Costa Ricas nicht nachhaltig in Erscheinung getreten war.
Was sich dann aber in der WM-Partie gegen Deutschland-Schreck Japan schlagartig ändern sollte. Denn der Mann vom Erstligisten CS Herediano schrieb Fußball-Geschichte, chippte den Ball neun Minuten vor dem Ende kunstvoll zum 1:0-Triumph ins japanische Netz. Der erste Treffer mit dem ersten Torschuss überhaupt. Der Favorit Japan gefrustet. Der krasse Außenseiter Costa Rica gefeiert. Und mitten drin der Volksheld Keysher Fuller. Torschütze für Costa Rica und indirekt auch für Deutschland!
Deutschland feiert mit Costa Rica
Jawoll, auch für Deutschland. Denn diese Konstellation ist noch viel krasser als der Überraschungssieg der Zentralamerikaner: Vor allem dem kleinen Costa Rica und seinem Torschützen Keysher Fuller haben wir es zu verdanken, dass wir noch im WM-Rennen sind, dass wir auf das Weiterkommen und das Achtelfinale hoffen dürfen, dass das Sonntagabendspiel gegen die Spanier nicht schon zur letzten Ausfahrt hätte werden können.
Zum Glück kein Freundschaftskick am Donnerstag
Bei allem Respekt vor den Fußballkünsten Costa Ricas, aber wie beschämend ist das denn? Der stolze vierfache Weltmeister Deutschland muss sich letztlich bei den Zentralamerikanern für die Schützenhilfe bedanken, dass er bei dieser WM in Katar vor dem letzten Gruppenspiel im sportlichen Wettbewerb überhaupt noch stattfindet. Dass es gegen Spanien nicht schon ein Alles-Oder-Nichts-Spiel gab. Dass das deutsche Team am Donnerstag von seinem Nobel-Ressort im Norden Katars aus nicht den quälenden Gang unter Hohn und Spott zum unbedeutenden "Freundschaftskick" antreten muss.
Die glückliche Schützenhilfe des Außenseiters Costa Rica für den einstigen Fußball-Giganten zeigt aber ebenso deutlich wie schmerzhaft, wo das Team von Hansi Flick momentan steht. Dass sich Deutschland längst aus der Riege der ernsthaften Turnier-Favoriten verabschiedet hat. Auch wenn die couragierte Leistung beim verdienten Unentschieden gegen Spanien zarte neue Hoffnung auf bessere Zeiten gibt.
Deutschland im Gruppen-Finale gegen Costa Rica
Übrigens: Der Gegner in diesem letzten und jetzt doch alles entscheidenden Gruppenspiel am kommenden Donnerstag heißt: Costa Rica. Es darf bezweifelt werden, dass die "Los Ticos" uns Deutschen gleich den nächsten Gefallen tun und voller Ehrfurcht die Punkte fürs Weiterkommen überlassen. Schließlich ist es auch für die tapferen Jungs von Trainer Luis Fernando Suarez ein "Gruppen-Finale".
Und dann gibt es da ja auch noch diesen Keysher Fuller. Den zuvor uns völlig unbekannten jungen Mann aus Heredia, dessen wunderbare WM-Geschichte wir inzwischen alle kennenlernen durften.