19 Grad, Nieselregen. Es gibt angenehmeres Wetter, um als Fußball-Fan auf die Ankunft der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu warten. Aber die Anhänger des DFB-Teams, die am Samstagnachmittag hinter den Absperrgittern ausharrten, waren geduldig. Sie steckten in Regenkleidung, hatten ihre Schirme dabei und waren guter Dinge - auch wenn sich die Ankunft des Mannschaftsbusses erheblich verzögerte. Eigentlich sollte der DFB-Tross gegen 15:30 Uhr vor dem Mövenpick-Hotel am Stuttgarter Flughafen vorfahren. Doch schon die Abfahrt aus dem Quartier in Herzogenaurach hatte sich verzögert. Stundenlanges Warten der etwa 100 treuen Fans in Stuttgart war die Folge.
Fans sind zuversichtlich
Schon bei der Heim-EM im vergangenen Jahr hatte das DFB-Team in diesem Hotel am Flughafen genächtigt - vor dem Viertelfinalspiel gegen Spanien, das zum bitteren Aus in diesem Turnier führte.
Daran will der junge Fan, der im Regen ausharrt, nicht denken. Bei ihm kribbelt es gewaltig. "Ich freue mich und bin aufgeregt. Es ist mein erstes Mal, dass ich die Spieler sehen kann." Die 23-jährige Maxi ist deutlich nüchterner und geht direkt in die Analyse der deutschen Halbfinal-Niederlage gegen Portugal. Vor allem das Debüt von Stuttgarts Shooting-Star Nick Woltemade gefiel ihr nicht besonders. "Ich meine es nicht böse, er ist ein guter Fußballer", sagt sie. "Aber er hätte in seinem ersten Spiel nicht von Anfang an kommen sollen. Mir wäre Füllkrug vorne lieber gewesen." Grundsätzlich sieht sie die DFB-Mannschaft auf einem guten Weg. "Nach der EM haben wir gesehen, dass wir es können und wollen. Das Portugal-Spiel ging daneben, aber man hat auch die Ausfälle gesehen."
Deniz Undav zählt DFB-Team zur Weltspitze
Dass Woltemade am Sonntag im Spiel um Platz drei gegen Frankreich (ab 15 Uhr im Audiostream auf sportschau.de) wieder in der Startelf stehen wird, scheint eher unwahrscheinlich. Viele tippen auf das Sturmduo Niklas Füllkrug und Deniz Undav. Der Stuttgarter Undav sieht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch nach dem Rückschlag gegen Portugal im Halbfinale der Nations League in der Weltspitze. "Ich finde, wir zählen auf jeden Fall dazu", sagte er und betonte: "Aber nur, wenn jeder Spieler 100 Prozent gibt."
Nations League in Stuttgart Leroy Sané, Leistung und Mode - Deniz Undav wird deutlich
Luxus-Tasche oder Müllbeutel? Der Stuttgarter Nationalstürmer Deniz Undav kritisiert Mode-Debatten im Fußball: "Es geht keinen etwas an, wie sich jemand kleidet."
Zur Vorbereitung auf das Portugal-Spiel hatten Undav seine Kollegen das Halbfinal-Spektakel der Franzosen gegen Europameister Spanien (4:5) verfolgt. "Wir haben das Spiel nicht angeguckt als Fans und haben mitgefiebert nach dem Motto: Boah, wie krass sind die?! Wir haben das Spiel analysiert", sagte er. Und obwohl da "überall brutale Spieler mit riesiger Qualität" zu sehen waren, rechnet sich das DFB-Team etwas aus.
DFB-Kapitän Kimmich half Undav durch das sportliche Tief
Beim 2:0-Sieg im März 2024 im jüngsten Vergleich mit Vize-Weltmeister Frankreich hatte Undav sein Debüt im deutschen Trikot gegeben. "Das Spiel hat richtig Bock gemacht", sagte er. Inzwischen hat er fünf Länderspiele absolviert (drei Tore) und ist nach einem Leistungstief beim VfB "wieder der Alte und gut drauf", wie er versicherte. Durch das Tal habe ihm auch DFB-Kapitän Joshua Kimmich geholfen. "Ich habe ihn gefragt, was man besser machen kann. Er hat mir da ein paar Tipps gegeben", sagte er. "Er hat mir geholfen, dafür bin ich ihm sehr dankbar."
Am Samstag kam Deniz Undav mit dem gesamten DFB-Tross dann doch noch im Hotel an. Um 18.40 Uhr, mit mehr als drei Stunden Verspätung, stiegen die Nationalspieler aus dem Bus. Der einzige Spieler, der noch zu den wartenden Fans ging, um Autogramme zu schreiben: Stürmer Niclas Füllkrug. Alle anderen entschwanden direkt ins Hotel. Die Unterschriften-Ausbeute der Fans war also so bescheiden wie das Wetter an diesem Nachmittag.
Fußballfest gegen Frankreich?
Die Anfahrt am Sonntag zum Stadion wird nicht dem Jubel-Corso des VfB Stuttgart vor 14 Tagen gleichen. Nach dem DFB-Pokalsieg in Berlin hatten Zehntausende VfB-Fans die Stuttgarter City zur Partyzone umfunktioniert. Jetzt freuen sich Deniz Undav, Nick Woltemade, Maximilian Mittelstädt und Alexamder Nübel, die VfB-Profis im aktuellen Kader, einfach nur auf ein schönes Fußball-Fest im heimischen Stadion.
Hoffentlich gestaltet sich die Anreise des DFB-Teams vom Hotel ins Stadion nicht wieder so langwierig. Die 20 Kilometer-Strecke sollte in knapp 30 Minuten zu bewältigen sein. Aber nach den Erfahrungen vom Samstag weiß man nie.