Jogo Bonito. Das ist die Umschreibung für den Fußball in Brasilien. Jogo Bonito – das schöne Spiel. Im Deutschen haben wir keine derartigen Worte, keine Liebeserklärung an das schöne Spiel.
Der Elfmeter von Andi Brehme 1990, der Deutschland zum Weltmeister machte. Das Sommermärchen 2006. Der geniale Mario Götze in Rio 2014. Das sind nur drei Momente, die mich zum Fan von Fußball-Weltmeisterschaften haben werden lassen. Und jetzt? Jetzt also WM in Katar. Und was ist mit meinem schönen Spiel?
Die Dokumentationen im Fernsehen, ich habe sie gesehen. Ich habe viel dazu gelesen. Die Recherche-Ergebnisse der Journalisten-Kolleginnen und Kollegen bringen auch mich schwer ins Grübeln. Aber ich will es mir nicht ganz nehmen lassen – das schöne Spiel.
Kritik auch von Jürgen Klopp
Jürgen Klopp hat es passend beschrieben: Ich zitiere: "Die Entscheidung wurde von anderen Leuten getroffen und wenn sie jemand kritisieren wollen, dann die, die die Entscheidung getroffen haben. Nicht den Sport. Nicht den Wettbewerb, und ganz sicher nicht die Spieler".
Damit hat Klopp, finde ich, recht. Unsere Aufgabe ist es, dem WM-Gastgeberland immer wieder zu zeigen, dass wir mit deren Menschenrechtsverstößen, deren Umgang mit Andersdenkenden oder auch Andersliebenden nicht einverstanden sind. Immer wieder. Nicht nur während der WM, auch nachhaltig, danach.
Vorfeude nicht nehmen lassen
Und trotzdem: Freuen wir uns doch wenigstens ein bisschen auf den Sport, auf die Spiele. Auf ein hoffentlich erfolgreiches deutsches Team. Auf eine WM, die natürlich nie in dieses Land hätte vergeben werden dürfen. Ändern können wir das nicht mehr. Ich versuche Vorfreude aufkommen zu lassen auf das Jogo Bonito - das schöne Spiel. Auch wenn es schwerfällt.