Die Weltmeisterschaft in Katar läuft seit mehr als einer Woche. Es gab noch nie eine WM, bei der die Menschen so viel über die Politik diskutierten. Auch vor dem Duell der US-Amerikaner gegen die iranische Auswahl dreht sich vor dem Spiel viel um politische Themen. Dabei gibt es genug Anlass, über die bisherigen Leistungen beider Teams zu berichten.
In der Gruppe B wollen sich beide heute Abend im Al Thumama Stadium für das Achtelfinale qualifizieren. Der Iran hat sich dank des Sieges 2:0-Sieges gegen Wales die bessere Ausgangslage erarbeitet. Mit drei Punkten belegen sie Platz 2 hinter England, gegen die sie im ersten Spiel mit 2:6 untergingen, sich aber dann berappelten. Dahinter rangieren die US-Boys mit zwei Zählern. Einem 1:1 gegen Wales folgte ein 0:0 gegen Mitfavorit England. Die US-Amerikaner stehen unter Zugzwang.
Klinsmann letzter WM-Trainer der USA
Der letzte WM-Trainer bei einer Endrunde war 2014 Jürgen Klinsmann. Der gebürtige Geislinger führte das Team in Brasilien bis ins Achtelfinale. Mit dem Ex-Bundestrainer und ehemaligen Stuttgarter scheiterten die USA in der Verlängerung an Belgien. Die Qualifikation für das nächste WM-Turnier in Russland 2018 misslang allerdings.

Jahrzehntelang belächelten die Europäer und Südamerikaner "Soccer made in USA". Als die Nordamerikaner 1994 WM-Gastgeber waren, witzelten viele, ob sie einen Schuss über das Tor als Field-Goal interpretieren würden. Sie würden ja nur American Football kennen. Seit ihrer ersten WM-Teilnahme 1930 kamen sie nur zwei Mal über das Achtelfinale hinaus. 1930 belegten sie Platz 3 und 2002 schieden die USA im Viertelfinale knapp gegen Deutschland aus.
Im ersten Gruppenspiel gegen die Waliser um deren Star Gareth Bale überzeugten die US-Amerikaner mit guter Taktik und schnellem Umschaltspiel. Am Ende sprang dank Bales Ausgleich in der 82. Minute dennoch nur ein Unentschieden heraus. In der zweiten Begegnung gegen England gab es das nächste Remis, was für die als Mitfavoriten geltenden Three Lions schmeichelhaft war. Der ehemalige Sandhäuser Haji Wright durfte dabei 83 Minuten lang spielen.
Fußball wächst und gedeiht in den USA
Die überzeugende Performance liegt in erster Linie an den vielen interessanten Spielern, die für die USA auflaufen. Christian Pulisic gewann 2021 mit dem FC Chelsea die Champions League. Giovanni Reyna von Borussia Dortmund ist ein großes Talent, das immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wird. Weston McKennie hat sich beim Top-Klub Juventus Turin einen Stammplatz erkämpft. Dazu kommt Timothy Weah, Sohn vom ehemaligen Weltfußballer und heutigen Präsident Liberias George Weah.
Zufall ist das nicht. Viele Kinder und Jugendliche kicken mittlerweile in den USA. Es gibt mehr als nur Football und Basketball. Eine erstaunliche Entwicklung, die sich langsam auswirkt. Zahlreiche US-Amerikaner spielen zudem in Europa – einige in Top-Klubs. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko dürfte das US-Team noch besser aufgestellt sein.

USA benötigt einen Sieg
Gut aufgestellt gehen auch die Iraner in das mit Brisanz erwartete Duell. Das 2:0 gegen Wales war hochverdient. Sollte Wales gegen England im Parellelspiel nicht gewinnen, wären die Iraner bei einem Remis für das Achtelfinale qualifiziert. Die USA benötigen dagegen auf jeden Fall einen Sieg.
Vor dem entscheidenden Duell schwebt jedoch die politische Anspannung über das Spiel. Auf der Pressekonferenz des US-Teams sollten Kapitän und Leipzig-Profi Tyler Adams sowie Trainer Gregg Berhalter zu politischen Themen Auskunft geben. Vornehmlich offensichtliche iranische Reporter stellten auf der Pressekonferenz Fragen zu Rassismus in den USA, Visaregelungen zwischen dem Iran und den USA sowie militärischen Kontexten.
Angespannte Stimmung zwischen USA und Iran
Der ehemalige Profi von Energie Cottbus und 1860 München ging auf die Fragen nicht ein und verwies auf die Bedeutung des Sports, der Menschen und Länder zusammenführen könne. Der amerikanische Verband hatte jedoch selbst vor der Partie das Wappen der Islamischen Republik aus der Flagge des Irans entfernt. Berhalter entschuldigte sich auf der Pressekonferenz dafür. Der Verband wollte sich mit den Frauen im Iran solidarisieren, die für Menschenrechte kämpfen. Der Schuss ging nach hinten los.
Auch der gebürtige Geislinger und Wahl-Amerikaner Jürgen Klinsmann goss mit seinen Aussagen über die iranische Mannschaft Öl ins Feuer. Nach dem Erfolg gegen Wales hatte er in der BBC dem Team vorgeworfen, die Unparteiischen mit ihrem Verhalten zu beeinflussen, um den Gegner aus der Konzentration zu bringen. Das Teil der Kultur. Irans Trainer Carlos Queiroz kritisierte den Weltmeister von 1990 für dessen Aussagen und forderte gar dessen Rücktritt aus der Technischen Studiengruppe der FIFA. In dieser ist er eines von sieben Mitgliedern, die mittels moderner Analysen das weltweite Fußballverständnis verbessern und fördern soll.
Das alles heizt das Duell für heute Abend weiter auf. In den 90 Minuten steht aber der sportliche Kampf ums Weiterkommen beider Nationen im Vordergrund. Daher heißt es: Fokus auf den Fußball – auch für Jürgen Klinsmann in seiner Rolle als Experte der FIFA in Katar.