Irgendwie hängt dieser unglückselige Fußball-Abend auch acht Jahre danach noch immer wie festgetackert im KSC-Gedächtnis.
Karlsruher Wildpark, 1. Juni 2015, ein Montagabend. Rückspiel in der Bundesliga-Relegation. Der KSC führt kurz vor Schluss gegen den Hamburger SV mit 1:0, steht unmittelbar vor der Rückkehr in die Bundesliga. Dann entscheidet Schiedsrichter Manuel Gräfe auf Freistoß für Hamburg, für viele Karlsruher bis heute eine Fehlentscheidung. Der Chilene Marcelo Diaz gleicht mit seinem Glücksschuss in der 90. Minute zum 1:1 aus, erzwingt für Hamburg doch noch die Verlängerung. Der KSC ist geschockt und aus allen Träumen gerissen, verliert am Ende mit 1:2. Der HSV bleibt in der Bundesliga, der KSC scheitert tragisch am Aufstieg.
Christian Eichner: "Wir brauchen gegen den HSV eine top Leistung"
Jetzt am Sonntag (13:30 Uhr) also wieder einmal das brisante Duell mit Hamburg. Und auch Christian Eichner weiß, dass 2015 eine Art traumatisches Erlebnis war für Fußball-Karlsruhe: "Es war einer der bittersten Abende für den KSC in der jüngeren Vergangenheit, da scheint etwas geblieben zu sein aus dem Spiel", sagt der KSC-Cheftrainer im Gespräch mit SWR Sport, "aber das beeinflusst uns in der tagtäglichen Arbeit nicht, wir versuchen, das Spiel am Sonntag zu gewinnen. Dafür brauchen wir eine Top-Leistung und auch Matchglück. Und dann schauen wir, was wir dafür bekommen."
Der Wildpark binnen weniger Stunden ausverkauft
Das Interesse der Fans jedenfalls ist riesengroß. Binnen weniger Stunden war vergangenen Dienstag die Partie des KSC gegen den HSV ausverkauft, die letzten freien Tickets vergriffen. Wie schon im Eröffnungstest gegen den FC Liverpool wird der neue Wildpark eine faszinierende Atmosphäre bieten, auf die sich alle freuen.
Auch KSC-Kapitän Jerome Gondorf: "Erstes Heimspiel der Saison gegen den HSV, wir wissen, wie wichtig das Spiel für die Fans ist", sagt der Mittelfeldmann, aber: "Wer das erste Heimspiel des HSV gegen Schalke gesehen hat", hebt der erfahrene Gondorf nach der 5:3-Gala der Hamburger gegen die Königsblauen warnend den Zeigefinger, "das war beeindruckend, wie sie ihr Spiel aufgebaut und wie viele hundertprozentige Torchancen sie sich kreiert haben. Wir wissen aber auch, dass wir Mittel haben, um dagegen zu gehen und wir besitzen auch fußballerische Qualitäten."
Gelungener Saisonstart in Osnabrück
Qualitäten, die der KSC im ersten Saisonspiel beim Neuling VfL Osnabrück gewinnbringend einzusetzen wusste und als 3:2-Sieger an der Bremer Brücke vom Platz ging: "Wir hatten Ruhe am Ball und auch viele Torchancen", bilanziert KSC-Kapitän Jerome Gondorf den gelungenen ersten Auftritt der neuen Saison mit dem späten Siegtor von Neuzugang Burnic, "wichtig wird aber vor allem wieder die Abwehrarbeit sein, da wollen wir auch gegen den HSV ansetzen, machen es Hamburg so schwer wie möglich und wollen die drei Punkte bei uns behalten".
Zuletzt gewann der KSC mit 4:2 gegen den HSV
Warum auch nicht? Das Letzte Aufeinandertreffen im Wildpark sollte dem KSC viel Mut machen. Am 24. Spieltag der vergangenen Saison gewannen die Karlsruher in einem furiosen Spiel völlig verdient mit 4:2 gegen das Team des Ex-KSC-Jugendtrainers Tim Walter. Der erste Zweitliga-Sieg überhaupt gegen den HSV. Eine Partie voller Emotionen, innerhalb und außerhalb des Rasenrechtecks: "Da stand viel auf dem Spiel im Aufstiegskampf für Hamburg, wir hatten viel Gier, den HSV zu schlagen. Da kam ein Gemisch zusammen, das war etwas zu viel", erinnert sich Christian Eichner an das Aufeinandertreffen vom 12. März, "aber wichtig ist, dass man sich hinterher wieder die Hand gibt".
Karlsruhe könnte Tabellenführer werden
Ob's diesmal wieder so hochemotional kommt? "Es war gegen den HSV immer schon sehr viel Spektakel auf dem Platz", weiß Eichner aus Erfahrung, "und ich erwarte auch am Sonntag ein sehr unterhaltsames und sehr wildes Spiel, was den Spielverlauf angeht". Übrigens: Mit einem Sieg könnten die Karlsruher sogar die Tabellenspitze erklimmen. Falls auch Fürth und Rostock Federn lassen. Das wäre zumindest wieder ein kleiner Trost für das Hamburg-Trauma von 2015.