Baboucarr Gaye trauerte nach dem Ende seines persönlichen Fußball-Märchens nur kurz. "Es ist die Niederlage, die ich mit am besten verkraften kann", sagte der Torhüter Gambias nach dem 0:2 gegen Kamerun im Viertelfinale des Afrika Cups mit breitem Grinsen: "In die vielen lachenden und auch vor Freude weinenden Gesichter in Gambia zu schauen, da ist Stolz das größte."
Vom Viertligaspieler zum Volkshelden
Gerade für ihn, der in Rekordzeit vom Viertligaspieler zum Volkshelden aufstieg. Hießen im Dezember im tristen Alltag der Regionalliga Südwest die Gegner noch Sonnenhof Großaspach, FC Homburg oder SV Elversberg, brachte der Schlussmann von RW Koblenz beim Afrika Cup gleich reihenweise Angreifer aus europäischen Topligen zur Verzweiflung. "Klar war ich von meiner Qualität überzeugt", erzählte der 23-Jährige im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Aber dass es laufe "wie im Traum", habe er sich beim besten Willen nicht ausgemalt.
Viel fehlte allerdings nicht und er hätte sein erstes großes Turnier als Albtraum verbuchen müssen. Anfang Januar wurde Gaye im Trainingslager positiv auf Corona getestet, den Turnierstart erlebte er aus der Isolation in Katar. Erst zum dritten Gruppenspiel reiste er nach Kamerun - und versetzte die 2,2 Millionen Einwohner Gambias mit spektakulären Paraden in einen "kleinen positiven Ausnahmezustand". Sowohl gegen Tunesien als auch im Achtelfinale gegen Guinea hielt der Viertligaspieler die Null und führte den Weltranglisten-150. so gleich bei seiner Turnierpremiere unter die besten acht Teams.
Gaye: "Das Land ist in voller Euphorie am Feiern"
"Vor allem über Social Media habe ich viele Nachrichten bekommen. Das Land ist in voller Euphorie am Feiern", berichtete Gaye: "Es ist ein sehr verrückter Monat, auf den ich zurückblicke." Gegen Turnierfavorit Kamerun zeigte er bei einem Kopfball von Vincent Aboubakar erneut einen Weltklasse-Reflex (36. Minute), nur Karl Toko Ekambi (50./57.) von Olympique Lyon konnte ihn zweimal überwinden.
Er habe versucht, "die Plattform bestmöglich zu nutzen", führte Gaye aus. Seinen Marktwert von 75.000 Euro dürfte der langjährige Jugendspieler von Arminia Bielefeld innerhalb von zehn Tagen vervielfacht haben. Und doch wird es nun erstmal von der großen Fußball-Bühne in den tristen Regionalliga-Alltag zurückgehen - am 11. Februar steht schließlich der Rückrundenstart bei Kickers Offenbach an.