Wenn es ein Spiel der allerletzten Chance gibt, dann ist es dieses. Schalke 04 empfängt mit dem neuen Trainer Dimitrios Grammozis den 1. FSV Mainz 05 und damit seinen ungeliebten Ex-Manager Christian Heidel. Der Mainzer Sportvorstand kann wahrscheinlich sogar froh sein, dass dieses Schalke-Spiel ohne Fans stattfindet, denn richtig freudestrahlend wäre der Empfang für den 57-Jährigen in Gelsenkirchen wohl nicht.
Der frühere Schalker und jetzige Mainzer Sportvorstand gab sich beim Interview mit SWR Sport vor kurzem zwar gelassen, dennoch dürfte das Duell der beiden Teams ihn emotional nicht kalt lassen. Schalke-Fans rechnen gerne vor: Heidel habe 160 Millionen Euro für die Mannschaft ausgegeben, die nun ungebremst auf die 2. Liga zurast. Die Liste seiner teuren Schalke-Transferflops erscheint lang.
Die Sicht von Heidel ist etwas anders. "Nach mir wurden viele Spieler gekauft, Trainer gewechselt und Strukturen verändert. Zehn Monate nach meinem Abschied war Schalke Dritter in der Bundesliga, und alle waren voller Euphorie", sagte Heidel im Interview mit der Sport Bild. "Da kam keine Kritik, alles war prima. Dann erst begann die Talfahrt."
Die reinen Zahlen sagen das Gegenteil
Angesichts von 26,5 Millionen Euro für Breel Embolo, der dann für einen Bruchteil an Borussia Mönchengladbach verkauft wurde, wirkt das auf viele Schalker wie Hohn. 19 Millionen für den später mehrfach suspendierten Nabil Bentaleb, 16 Millionen für Sebastian Rudy, der längst wieder für die TSG Hoffenheim spielt, oder neun Millionen für das vermeintliche Supertalent Rabbi Matondo, das nun in der zweiten englischen Liga kickt.
Heidel, bei seiner Rückkehr nach Mainz Ende 2020 von vielen 05-Fans als "Messias" bezeichnet, wehrt sich gegen eine einseitige Sichtweise. "Ja, es hat nicht jeder Transfer gepasst. Aber 2018 waren wir Vize-Meister. Wir haben Champions League gespielt, den höchsten Umsatz und den höchsten Gewinn aller Zeiten gemacht", sagte er. Ganz Schalke habe gefeiert: "Wir waren auf dem richtigen Weg." Heidel kann dabei auf jeden Fall für sich reklamieren, dass seine Nachfolger es auch nicht besser gemacht haben, teils sogar noch schlimmer.
Volle Konzentration auf Mainz 05
Christian Heidel hat sich nach der kraftraubenden Arbeit auf Schalke eine Auszeit genommen. Kurz vor dem Jahreswechsel kehrte er als großer Hoffnungsträger nach Mainz zurück, wo er vor seinem Abschied rund ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke äußerst erfolgreich bestimmt hatte. Und siehe da: Es gibt eine Aufbruchsstimmung. Nur ein Punkt trennt die Mainzer von Rang 15 - für Schalke sind es neun. "Wir sind zufrieden, dass wir den Umschwung geschafft haben", sagte Heidel. Er fügte zudem an: "Aber es gibt keinen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen. Wir sind auf einem Abstiegsplatz." Fakt ist jedenfalls: Unabhängig vom Tabellenplatz ist das Duell 04 gegen 05 heute Abend für Christian Heidel ein ganz besonderes Spiel.