Anfang April überraschten die beiden größten Mainzer Fußballvereine, der FSV Mainz 05 und der TSV Schott Mainz, schon ein bisschen, als sie die Kooperation im Bereich Frauenfußball öffentlich machten. Mainz 05 war bis zum 1. April dieses Jahres nicht im Frauenfußball aktiv. Der Nachbar TSV Schott hingegen schon. Sowohl im Jugendbereich als auch mit einer Frauen-Mannschaft war und ist Schott Anlaufstelle Nummer 1 in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, für ambitioniert kickende Mädchen und Frauen. Das Wissen und "Know how" von Schott, dazu der FSV als der finanzstärkere Klub - eine Zusammenarbeit bietet sich geradezu an.
Heiðrún Sigurðardóttir ist das Gesicht der Kampagne
Heiðrún Sigurðardóttir ist Kapitänin beim TSV Schott in der Regionalliga. Heidi, wie sie kurz genannt wird, liebt ihr blaues Trikot vom TSV Schott Mainz. Aber bald läuft sie in den Farben von Mainz 05 auf – und das ohne den Verein zu wechseln. "Es ist ein schönes Gefühl, aber ich glaube, blau steht mir besser, aber es wird trotzdem sehr cool sein", sagt Heidi lachend. Denn: Aus blau wird rot. "Ich fühle mich geehrt, dass ich dabei sein darf. Es wird uns vieles ermöglichen, was zuletzt nicht drin war, die Mädels freuen sich alle, es ist eine Riesenchance für uns." Noch spielt die Frauenmannschaft von Schott in der drittklassigen Regionalliga. Das soll sich jetzt schnellstmöglich ändern. Die 05er steigen zur kommenden Saison mit ein, übernächste Spielzeit laufen die Frauen dann ganz offiziell für Mainz 05 auf.
Neue finanzielle Möglichkeiten
Für einen Breitensportverein wie den TSV Schott ist der Unterhalt der Mannschaften teuer. Die Herrenmannschaft spielt aktuell noch in der Regionalliga und auch die Jugendmannschaften spielen nahezu allesamt in den höchsten Ligen. TSV-Geschäftsführer Till Pleuger sieht neben der sportlichen auch die finanzielle Perspektive: "Wir haben jetzt einen starken Partner, der Leistungssport fördern wird, der die finanziellen Mittel mit in die Kooperation einbringt und auch die Infrastrukturmaßnahmen unterstützt. Daher macht das Sinn. Wir freuen uns drauf".
Eine Zusammenarbeit zwischen Schott und 05 im Jugendbereich gibt es schon länger. Die Übernahme der Frauenmannschaft durch den großen Nachbarn sehen beide Vereine als Chance. Nadine Kreß, die Koordinatorin Frauenfußball beim TSV Schott Mainz, blickt hoffnungsvoll in die Frauenfußball-Zukunft: "Mit diesen neuen Möglichkeiten profitiert der Frauenfußball in der ganzen Region."
Die Planungen haben längst begonnen. Da am Bruchweg, der sportlichen Heimat des FSV, zu wenig Platz ist, sollen die Frauen weiterhin auf der Schott-Anlage spielen. Das Ziel: Schritt für Schritt nach oben. Die Frauen wollen in ihrem Sport vorankommen und hoffen auf Spiele vor vielen Zuschauern, irgendwann auch in der Frauen-Bundesliga. Heiðrún Sigurðardóttir fasst lächelnd zusammen: "Ich glaube gerade für die jungen Mädels, die hier aufwachsen, ist es ein Traum, wenn sie das Ziel haben, alle bei Mainz 05 zu spielen."
05-Sportvorstand Heidel: "Schott macht einfach einen Riesenjob"
Christian Heidel, der Sportvorstand von Mainz 05, sieht in der Kooperation nur Vorteile für beide Seiten. "Schott macht in Sachen Frauenfußball seit Jahren einfach einen Riesenjob", lobt der 05-Boss. "Schott ist auf uns zugekommen, wir wollten beide diese Kooperation", sagt er weiter. "Wir nehmen niemandem etwas weg, sondern wir wollen gemeinsam erfolgreich Frauenfußball zeigen. Wir sind sehr dankbar und freuen uns drauf", so Heidel im Interview mit SWR Sport.