Bo Svensson ist zurück beim 1. FSV Mainz 05. Zurück bei dem Klub, den man durchaus als seine "sportliche Heimat" bezeichnen kann. Auch wenn der Däne einst 14 Jahre für den FC Kopenhagen spielte, bevor er 2006 den Sprung in die Bundesliga zu Borussia Mönchengladbach wagte und ein Jahr später in Mainz landete. Bei den Rheinhessen war er sieben Jahre lang Profi, dann Nachwuchs- und Co-Trainer, bevor es ihn für anderthalb Jahre zum FC Liefering nach Österreich zog, von wo aus er jetzt wieder zurück zu den Nullfünfern kam.
"Mainz spielt in meinem Herzen eine ganz besondere Rolle"
Nun ist er also wieder da. Und Svensson ist froh, wieder da zu sein. "Es gibt zwei Orte, die in meinem Leben eine besondere Rolle spielen. Das sind Kopenhagen, wo ich aufgewachsen bin, und Mainz, wo ich jetzt schon 13 Jahre mit meiner Familie wohne", sagte der 41-Jährige: "Ich bin nicht nur wegen des Fußballs hier, sondern die ganze Stadt hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Das hat eine große Rolle bei der Entscheidung gespielt, jetzt den Trainerjob zu übernehmen."
Von Klopp und Tuchel gelernt
Svensson ist - auch wenn er jetzt eine Zwischenstation in Liefering hatte - einer aus dem eigenen Lager des FSV Mainz 05. Der Däne ist nach Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Martin Schmidt, Sandro Schwarz und auch Jan Moritz Lichte der sechste Trainer aus dem eigenen Klub. Von Klopp und Tuchel, die ihn als Spieler trainierten, hat er sich einiges abgeschaut. "Sowohl inhaltlich als auch menschlich ist mir viel in Erinnerung geblieben. Wie man mit Menschen umgeht, wie man eine Mannschaft führt, die Art und Weise, wie Mainz Fußball spielt - das hat bereits als Spieler den Wunsch, Trainer zu werden, in mir geweckt", sagte der frühere Abwehrspieler: "Ich konnte von den beiden auf allen Ebenen etwas mitnehmen."
Hartes Auftaktprogramm
Doch Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen, hat er nicht. Seine Mission: Den Klub, aktuell Vorletzter der Bundesliga, vor dem Abstieg retten - eine Herkulesaufgabe. Mainz 05 hat nur einen Sieg aus 14 Spielen geholt, steht aktuell bei lediglich sechs Zählern, die kommenden vier Gegner heißen Frankfurt, Dortmund, Wolfsburg und Leipzig.
"Ich stehe für die Mainzer Tugenden"
Svensson ist sich der Schwere der Aufgabe bewusst, will aber seine Vorstellungen von Fußball implementieren. "Ich stehe für die Mainzer Tugenden. Das fängt an mit dem Spiel gegen den Ball, als Mannschaft aufzutreten, den Gegner unter Druck setzen, enge Abstände, nach vorne verteidigen, schnell umschalten - das ist die Spielweise, die mir gefällt. Wir wollen immer intensiv und dynamisch spielen", kündigte er an: "Aber klar geht es auch um kurzfristige Ziele. Frankfurt, die nächsten Spiele, den Klassenerhalt. Darüber hinaus müssen wir aber auch langfristig schauen, wie wir Mainz 05 für die Zukunft aufstellen."
Heidel: "Bo müssen wir Mainz 05 nicht erklären"
Diese Spielweise, diese Mainzer Tugenden, seien auch der Grund gewesen, Svensson zu verpflichten, erklärte Christian Heidel, Vorstand Strategie, Sport und Kommunikation: "Bo müssen wir Mainz 05 nicht erklären. Er weiß, wie Leute und Klub ticken, er weiß, welchen Fußball wir spielen wollen. Wir haben ihn aber nicht wegen Mainz 05 geholt, weil er hier eine Vergangenheit hat, sondern weil er für Qualität steht."
Klar sei aber auch, so Heidel: "Bo weiß, wie sich unser Fußball anfühlen muss und verfügt über die Persönlichkeit und Durchsetzungsstärke, dieses Wissen auch auf die Mannschaft zu übertragen." Svensson wird der in Mainz geborene Babak Keyhanfar assistieren, der bereits in Liefering Co-Trainer des Dänen war und früher im Mainzer Nachwuchsleistungszentrum gearbeitet hat.
Heidel: "Wir wollen mit Bo ein neues Projekt starten"
Nun also ist Svensson Trainer der Profis. "Nach einigen Jahren haben wir es jetzt hinbekommen und darüber bin ich sehr froh", erklärte Heidel. Man sei bei den Rheinhessen absolut überzeugt von Svensson. "Deshalb ist die Vertragslaufzeit mit dreieinhalb Jahren relativ hoch ausgefallen und für beide Ligen gültig", führte Heidel aus: "Wir wollen mit Bo ein neues Projekt starten." Der neue Trainer soll also mehr sein, als nur ein Feuerwehrmann.
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Dass Svensson einmal Coach werden würde, so Heidel weiter, sei bereits frühzeitig erkennbar gewesen. "Man hat als Spieler bereits gesehen, dass er Trainer wird. Das habe ich ihm auch immer gesagt", sagte er: "Ich habe ihm damals einen Vertrag für den Nachwuchsbereich gegeben weil man gesehen hat: Hier kommt wieder ein 'Mainz-05-Trainer'."
Der Stolz über die Verpflichtung war Heidel jedenfalls anzumerken. "Es liegen bewegte Tage hinter uns. Den ersten Kontakt hatten wir an Heiligabend", erklärte er. Auch für Svensson war der Zeitpunkt der Kontaktaufnahme ungewöhnlich. "Ich dachte, er sitzt auf Mallorca und will kurz mal mit mir quatschen. Es war ein bisschen außergewöhnlich", so der neue 05-Coach über den Anruf Heidels.
Jedenfalls ist man bei den Mainzern froh, dass man nun einen Trainer hat, der den Klub im Abstiegskampf retten kann, der ihn aber auf jeden Fall langfristig zu altem Erfolg und alten Werten führen soll. "Bo ist ein ganz wichtiger Mosaikstein, er kennt den Klub. Er hat hier gespielt, hatte mit Jürgen Klopp und Thomas Tuchel zwei Trainer, die zur Creme de la Creme gehören", sagte Heidel: "Wir sind sehr froh, dass er wieder hier ist."