Es ist kalt auf dem Hoffenheimer Trainingsgelände, doch das verdirbt Erëleta Memeti nicht die Laune. Eine Flanke haut sie per Direktabnahme in das Tor. Es folgt ein kleiner Jubelschrei und ein breites Grinsen. "Eri", wie sie von ihren Mitspielerinnen genannt wird, "ist immer am Lachen", erzählt Spielführerin Fabienne Dongus. Auch neben dem Platz versprüht die 23-Jährige pure Lebensfreude. In einem Café nahe des Hoffenheimer Trainingszentrums in St. Leon-Rot trifft SWR Sport Erëleta Memeti zum Interview. Dort paukt sie gerade für ihr Marketing-Studium. Morgens lernen im Café - abends trainieren auf dem Rasen.
Memetis Vater bringt sie zum Fußballspielen
Wenn Erëleta Memeti über Fußball spricht, fangen ihre Augen an zu leuchten. Bemerkenswert ist das deshalb, weil sie eigentlich nie mit dem Fußballspielen anfangen wollte. Fußball sei ein "Jungensport", dachte sich die junge "Eri", bis sie im Alter von elf Jahren von ihrem Vater ins Fußballtraining ihrer Brüder eingeschleust wurde. "Mein Vater ist mit mir zusammen auf das Feld gegangen und dann haben wir gemeinsam mit den Jungs trainiert. Irgendwann ist er dann rausgegangen und ich habe es gar nicht bemerkt, da ich so im Spiel drin war", erzählt die in Schwäbisch Hall geborene Memeti mit einem breiten Grinsen. In der Folge war sie nicht mehr vom Fußballplatz wegzubekommen. Sie spielte gemeinsam mit ihrem Bruder in einer reinen Jungs-Mannschaft. Ihre Eltern unterstützten sie dabei von Anfang an, erkannten ihr Talent und wehrten auch skeptische Sprüche aus der Verwandtschaft ab, wenn Zweifel aufkamen, ob denn Fußball der richtige Sport für ein junges Mädchen sei.
Mit 16 das erste Mal in einer reinen Frauenmannschaft
Mit 16 folgte dann der Wechsel in die Frauenmannschaft des VfL Sindelfingen. Ihre Karriere nahm richtig Fahrt auf. Das Hobby wurde immer zeitintensiver und professioneller, sodass 2017 der Wechsel in die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg folgte. Mit 18 Jahren in einer fremden Stadt, allein ohne ihre Eltern und dabei Fußball und Schule unter einen Hut bekommen - am Anfang keine leichte Zeit: "Im ersten Monat war es schon ein bisschen Horror, weil ich eigentlich nur ins Training und dann wieder nach Hause gefahren bin", erzählt Memeti. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten fand sie aber den Anschluss, machte sportlich und persönlich den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung. Der Sprung in die erste Mannschaft blieb ihr in Wolfsburg allerdings verwehrt, weshalb 2020 dann der Wechsel in die Bundesliga-Mannschaft des SC Freiburg folgte. Hinzu kam der positive Aspekt, dass sie wieder in der Nähe von ihrer Familie wohnt.
Eine "Herzensentscheidung" für die kosovarische Nationalmannschaft
Nebenbei gelang ihr in dieser Zeit auch noch der Sprung in die kosovarische Nationalmannschaft, obwohl sie in der Jugend noch für Deutschland gespielt hatte. Im Kosovo ist die 23-Jährige mittlerweile Kapitänin und absolute Starspielerin. Auch wenn die sportlichen Erfolge noch ausbaufähig sind und die fußballerische Qualität wohl nicht mit der in Deutschland zu vergleichen ist, bereut Memeti diesen Schritt nicht. Ihr breites Grinsen blitzt wieder auf, als sie erzählt, dass es "schlussendlich eine Herzensentscheidung" gewesen sei, für das Land ihrer Eltern zu spielen.
Der Traum von der Champions League lebt
Auf Vereinsebene spielt das 1,61 Meter große Energiebündel seit Sommer für die TSG 1899 Hoffenheim. Ihren Wechsel begründet die 23-Jährige vor allem mit der sportlichen Perspektive: "Für mich ist Hoffenheim ein nächster Schritt. Vor allem die Ambitionen, Champions League zu spielen, habe ich hier eher gesehen als in Freiburg." Für diesen Traum arbeitet sie jeden Tag hart auf dem Hoffenheimer Trainingsplatz. In den Trainingspausen lernt Memeti dann für ihr Studium. Doch egal, ob auf oder neben dem Platz: Erëleta Memeti lacht und steckt jeden mit ihrer guten Laune an.