Burak Dursun spielt schon länger beim TSV Lustnau im Nordosten der Stadt Tübingen. Dass er aber so im Rampenlicht steht, wie derzeit, das ist neu. 22 Tore aus 12 Spielen in Tübingens Kreisliga haben dem 24-Jährigen einen neuen Spitznamen eingebracht: "Kreisliga-Guirassy" - in Anlehnung an Stuttgarts Top-Torschützen Serhou Guirassy.
Guirassy ist eine andere Welt
Den Vergleich mit dem VfB-Torjäger hat Dursun in letzter Zeit schon öfter gehört. Er selbst gibt sich aber bescheiden. "Ich lache darüber. Klar, motiviert es einen auch, aber der Guirassy und ich, ich weiß nicht. Es ist noch mal eine ganz andere Welt."
Für den Tübinger steht vor allem der Erfolg seiner Mannschaft im Vordergrund. "Ich fokussiere mich auf die Mannschaft, auf die Saison und gucke, dass ich das Beste aus mir raushole. Ansonsten, was da jetzt in der Zeitung steht oder wie die Leute mich dann auch teilweise ansprechen, das ist mir eigentlich auch relativ egal. Die Mannschaft zählt, der Verein steht im Vordergrund."
TSV-Trainer Jochen Krauß freuen die guten Leistungen seines Stürmers. "Ja, natürlich ist er ein Leader hier, ganz wichtig." Die Mannschaft ist derzeit Tabellenführer der Kreisliga A3. "Wir haben uns in den letzten Jahren kontinuierlich tabellarisch verbessert. Natürlich wird es diese Saison wieder schwierig durch die Absteiger aus der Bezirksliga, die wieder Favoriten sind. Man möchte einfach bis zum Ende oben mitspielen und mal schauen wo es hingeht."
Der Spaß steht im Vordergrund
Im Verein spielen viele Studenten, der Fußball soll vor allem Spaß machen. Auch abseits des Platzes wird Dursun von seinen Teamkollegen geschätzt. "Burak spielt schon sehr lange bei uns und ist menschlich auf jeden Fall ein super Typ. Mit seinen Toren hilft er uns noch mehr weiter. Wir sind Kreisligaspieler und wir wollen natürlich vor allem Spaß haben. Wenn wir gewinnen, dann haben wir Spaß und wenn der Burak viele Tore schießt, dann haben wir noch mehr Spaß", sagt sein Mitspieler Pascal.
Ähnlich sieht das sein Mitspieler Amar. "Nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz tut es auf jeden Fall gut, so einen Teamkameraden zu haben. Es macht extrem viel Spaß, auch wenn wir verlieren. Es spielt keine Rolle, ob er die fünf Buden macht oder nicht, es macht eigentlich immer Spaß mit ihm zu spielen."
Trainer Krauß über Dursun: "Er lässt nichts anbrennen"
"Er ist ein sehr netter Mensch, offen, er liebt das Leben. Er lässt auch nichts aus, er lässt auch nichts anbrennen. Aber das ist seine Lockerheit, seine Art, die ihn auch dann auf dem Fußballplatz weiterbringt", analysiert Trainer Krauß.
Dass der Torjäger jetzt so viel Aufmerksamkeit bekommt, freut seine Mitspieler. Druck verursacht der Trubel um den 22-Tore-Mann nicht. "Wir freuen uns natürlich alle für ihn, wir profitieren ja als Mannschaft natürlich auch von den Toren. Aber es ist ja auch für den Verein natürlich mal was Schönes, das passiert ja nicht allzu oft, dass jemand so einen Durchbruch hat", sagt Amar. "Das macht uns keinen Druck oder sowas, es freut uns eigentlich extrem für ihn und der Mannschaft tut es genauso gut."
Und die Zukunft?
Dass Kreisliga-Spieler den Sprung in den Profi-Bereich schaffen können, zeigt der Fall von Hendrik Weydandt. Der Ex-Stürmer (Karriereende in diesem Jahr) spielte ebenfalls Kreisliga und schaffte später bei Hannover 96 sogar den Sprung in die Bundesliga. Ungewöhnlich ist diese Entwicklung aber allemal.
Ob er irgendwann den nächsten Schritt gehen kann, weiß Dursun aber nicht. "Also, ich gucke auch drauf, was mein Trainer sagt und wie mein Trainer mich weiterentwickelt. Und wenn da jetzt ein Angebot kommt, das wirklich interessant wäre, dann würde ich es mir eigentlich schon überlegen. Ja, warum nicht?"
Nach dem Treffer beim 4:1-Sieg gegen den SV Wendelsheim hat Dursun bereits am kommenden Wochenende wieder die Chance, seine Torausbeute zu erhöhen. Am Sonntag (12.11., 14:30 Uhr) gastiert der TSV Lustnau bei der SGM Kiebingen/Bühl.